Kaufberatung 11.04.2022, 12:50 Uhr

Die besten E-Book-Reader: Kindle, Tolino, Kobo und Pocketbook im Check

Mit einem E-Book-Reader haben Sie eine ganze Bibliothek dabei. Doch die Geräte sind viel mehr als ein virtueller Bücherschrank. Der Online PC hat fünf E-Book-Reader getestet und vergleicht Lesekomfort, Formatoffenheit und Funktionen.
Symbolbild
(Quelle: Perfecto Capucine/Pexels)
Der Vorteil von E-Book-Readern gegenüber Tablets oder grossen Smart­phones: Die Geräte sind extra fürs Lesen gemacht. Sie haben spezielle E-Ink-­Displays, die wenig spiegeln und besonders scharf sind und so die Augen nicht über­anstrengen. Weitere Vorteile sind sehr lange Akkulauf­zeiten, gute Portabilität und moderate Preise. Zudem lassen sich E-Books über die Geräte direkt kaufen (die Buchpreisunterschiede zwischen den Shops sind übrigens marginal, wie ein kurzer Test von uns ergab).
Im Folgenden testen wir fünf E-Reader. Die Einzeltests lesen Sie gleich nachfolgend. Alle Details und Wertungen zu den Testkandidaten finden Sie auf der letzten Seite.

Amazon Kindle Paperwhite Signature Edition

Amazon Kindle Paperwhite Signature Edition (gut)
Quelle: PCtipp.ch
Der Amazon Kindle Paperwhite Signature Edition (2021) verfügt über al­le Funktionen des Kindle Paper­white inklusive kabelloser Qi-Ladefunktion, Frontlicht mit automatischer Anpassung sowie 32 GB Speicherplatz.
Ebenfalls überarbeitet wurde die Kindle-Benutzeroberfläche: Die Bibliothek bietet zusätzliche Filter- und Sortierfunktionen, eine neue Ansicht für Sammlungen und eine interaktive Bildlaufleiste. Auch der Einrichtungsprozess des Geräts wurde durch die Kindle-App-Kopplung vereinfacht.
Die Akkulaufzeit des 6,8-Zoll-Readers beträgt laut Hersteller mehrere Wochen, was wir bestätigen können. Wer physische Tasten schätzt, hat hingegen das Nachsehen: Beim Kindle Paperwhite gibt es nur unten eine ­On-/Off-Taste, ansonsten wird der E-Book-Reader per Wischgesten gesteuert.
Auf dem entspiegelten E-Ink-Display liest es sich sehr angenehm und das Umblättern­ ­einer Seite ist schneller als beim getesteten Tolino Vision 6 oder beim Rakuten Kobo Libra 2.
Der Kindle Paperwhite unterstützt auch Audiobooks des bekannten Anbieters Audible: Wie beim Kobo Libra 2 ist zudem eine Blue­tooth-Verbindung möglich. Via Blue­tooth-Kopfhörer kann man somit kabellos Geschichten lauschen. Eine Klinkenbuchse ist hingegen keine vorhanden.
Wie bei Kobo-Geräten benötigen Sie bei Kindle-Readern den Umweg über eine freie Software wie Calibre (calibre-ebook.com), um zum Beispiel bei Orell Füssli gekaufte EPUB-Dateien auf das Gerät zu spielen. Die E-Books von Amazon lassen sich hingegen direkt aufs Gerät herunterladen und lesen.
Positiv aufgefallen ist der Lesefortschritt (Whispersync), der gespeichert und über mehrere Geräte oder die Kindle-App synchronisiert wird. Ähnlich wie bei Tolino kann man Inhalte zudem via Familienbibliothek mit anderen teilen. Schade, dass die Kindersicherung «Amazon Kids» in der Schweiz nicht verfügbar ist. Auch Bücher der Onlinebibliothek ­Onleihe (bibnetz.onleihe.com) kann man nicht direkt auf den Reader herunterladen.
Fazit: Vieles am 219 Franken teuren Kindle Paperwhite gefällt, beispielsweise die Akkulaufzeit oder das schnelle Blättern. In der anderen Waagschale liegen jedoch Kritikpunkte wie die mangelnde Unterstützung von Kindle-fremden Formaten oder Hörbüchern. Auch die Onlinebibliothek Onleihe funktioniert nicht und die Funktion «Amazon Kids» ist in der Schweiz nicht verfügbar.

Rakuten Kobo Libra 2

Rakuten Kobo Libra 2 (gut)
Quelle: PCtipp.ch
Der Libra 2 von Rakuten Kobo sieht aus wie ein Tolino Vision 6. Es handelt sich aber nicht um eine billige Kopie, sondern beide Geräte werden vom selben Hersteller gefertigt. Seit 2017 ist Rakuten Kobo neben Orell Füssli/Thalia, Weltbild, Hugendubel und Bücher.de ein weiterer Partner innerhalb der wachsenden Tolino-Allianz. Der Libra 2 unterstützt neu die drahtlose Bluetooth-Technologie sowie Kobo-eigene Hörbücher.
Der Hauptunterschied für Tolino-Nutzerinnen und -Nutzer ist, dass sie sich beim Libra 2 nicht mit einem Orell-Füssli- oder Weltbild-Konto anmelden. Man braucht stattdessen ein Kobo-Login und kauft die E-Books im Kobo-Shop. «Fremde» E-Books muss man wie beim Amazon Kindle mit der Freeware Calibre konvertieren und auf das Gerät laden.
Der Libra 2 hat ein 7-Zoll-E-Ink-Display mit Touchscreen. Es löst mit 1680 × 1264 Bildpunkten auf (300 ppi), man kann sowohl im Hoch- als auch im Querformat lesen. Ein USB-C-Anschluss ist vorhanden, zudem ist das Gerät wasserabweisend nach IPX8. Es darf also mit in die Badewanne. Das Kobo-Gerät unterstützt unter anderem die E-Book-Formate EPUB, PDF sowie die Textformate TXT, HTML and RTF.
Schade, fehlt das von Tolino her bekannte Family Sharing zum Teilen von Inhalten innerhalb der Familie. Dafür bietet der Libra 2 32 GB internen Speicher und Wi-Fi sowie Bluetooth. Dadurch kann man bequem Kobo-eigene Hörbücher abspielen und anhören. Die Akkulaufzeit reicht für ca. eine Woche.
Fazit: Die Synchronisierung des Lese­fortschritts, Bluetooth und Kobo-Hörbücher seien positiv erwähnt. Ärgerlich ist bei dem 169 Franken teuren Gerät das Fremdeln bei E-Book-Dateien oder Hörbüchern, die in ­anderen Shops gekauft werden.

PCtipp-Preistipp

Preistipp: PocketBook Touch HD 3
PocketBook Touch HD 3
PCtipp.ch
Unser Preistipp kommt vom hiesigen Hersteller PocketBook. Der 158 Franken teure Touch HD 3 (Copper) mit 6 Zoll grossem Bildschirm ist der günstigste E-Book-Reader im PCtipp-Testfeld. Er ist angenehm leicht und passt dank kompakten Massen ins «Handtäschli» der Autorin – ist also perfekt für Pendler oder auf Reisen.
Der PocketBook Touch HD 3 ist quasi ein InkPad Color (siehe letzte Seite), aber klein und grau – und günstig. Tasten, Multisensor-Touchscreen, Vordergrundbeleuchtung (Smartlight), 16 GB interner Speicher, Wi-Fi, Bluetooth, Audio-Adapter – das ist ­alles auch vorhanden.
Mit diesem Gerät kann in Büchern ebenfalls markiert, unterstrichen, direkt gegoogelt oder das Wörterbuch verwendet bzw. Notizen erstellt werden. Auch die Vorlesefunktion und eine Synchronisation des Lesefortschritts sind vorhanden. Zusätzlich kann der Kleine dank IPX8-Zertifizierung in die Badewanne mitgenommen werden.
Schade: Statt USB-C gibts einen älteren Micro-USB-Anschluss und statt eines grossen 2900-mAh- gibts nur einen 1500-mAh-Akku und keinen Slot für Speicherkarten. Aber immerhin: Die Akkulaufzeit kommt dennoch auf eine Woche.
Eine Funktion wie Family Sharing zum Teilen von Büchern gibts bei PocketBook leider nicht. Nutzern bietet sich dafür das gleiche (Linux-basierte) offene Ökosystem wie beim Testsieger, dank dem man EPUB-Dateien & Co. nicht konvertieren muss, sondern die Dateien einfach via PC rüber­kopiert und liest. Dasselbe gilt für Hörbücher.
Fazit: Der PocketBook Touch HD 3 bietet viel für wenig Geld und ist absolut praktisch für unterwegs.

Tolino Vision 6

Tolino Vision 6 (sehr gut)
Quelle: PCtipp.ch
Das Format des Vision 6 entspricht jenem des Vorgängers (Vision 5) – nämlich 7 Zoll. Während das Design sehr ähnlich bleibt, gab es bei der Hardware hingegen ein paar Änderungen. Der neue Vierkernprozessor (AllWinnerB300-CPU, 1,8 GHz) steigert die Per­formance. Unter der Haube wurde zudem ein 1500-mAh-Akku verbaut. Der reicht für ca. 1,5 Wochen. Das ist ordentlich.
Das Display wurde optimiert. Der Hersteller spricht von einer 20 Prozent kürzeren Reaktionszeit des E-Ink-Displays. Zudem kann der Vision 6 sowohl im Hoch- als auch Querformat verwendet werden. Und endlich gibts einen USB-C-Port.
Der interne Speicher wurde verdoppelt (von 8 GB auf 16 GB), in der Tolino-Cloud hat man 25 GB zusätzlichen Onlinespeicher zur Verfügung. Wenn Sie über einen schweizerischen Tolino-Partner ein E-Buch kaufen (Orell Füssli oder Weltbild), wird das Buch automatisch in der Cloud abgelegt.
Die Touch-Reaktionen, das Tippen mit der digitalen Tastatur und selbst der Webbrowser sind gegenüber dem Vorgänger gefühlt schneller. Für unseren Geschmack hätte man beim Tipp- und Webbrowsertempo ruhig noch mehr klotzen können. Aber das Blättern auf dem E-Ink-Display geht ziemlich schnell. Die Reaktionszeit beim Öffnen eines digitalen Buchs oder wenn man von einer Buchseite zurück auf die Übersichtsseite wechselt, liegt im normalen Rahmen. Weiterhin sind Wörterbücher und Übersetzungen verfügbar, Tab2Flip gibt es nicht (Tippen auf die Rückseite zum Umblättern).
Sie lesen beim Zmorge per E-Reader und anschliessend per Tolino-App im Bus/Zug weiter? Kein Problem für den Vision 6. Der Lesefortschritt wird gespeichert und synchronisiert. Auch Family Sharing zum Teilen von Inhalten ist an Bord. Und ja, Sie können den Tolino in die Badewanne nehmen, er bietet einen Wasserschutz.
Fazit: Besitzer eines Tolino Vision 5 brauchen nicht unbedingt aufzurüsten. Wer ältere Geräte verwendet oder für Einsteiger ist der Fr. 169.95 teure Tolino Vision 6 empfehlenswert, unter anderem wegen der nutzerfreundlichen Anmeldefunktion via Orell-Füssli- oder Weltbild-Login.

Fazit, Testsieger und Testübersicht

Testsieger

Testsieger: PocketBook InkPad Color
PocketBook InkPad Color
PCtipp.ch
PocketBook wurde 2007 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Lugano. Die E-Reader von PocketBook zeichnen sich durch ihr ­offenes Ökosystem aus, das Kunden nicht an einen bestimmten Shop bindet, was uns ­gefällt. Unter der Haube läuft Linux.
Wie bei Rakuten Kobo oder Tolino ist das Ausleihen von Büchern via Onleihe möglich. Uns gefallen beim InkPad Color die vorinstallierten Apps – vom Webbrowser über den Musik-Player, den Rechner, das Wörterbuch bis hin zu Spielen wie Sudoku ist vieles dabei.
Sehr nutzerfreundlich: Der Anwender muss EPUB-Dateien & Co. nicht konvertieren. Zahlreiche Formate werden unterstützt. Wer Comics oder Kinderbücher digital liest, wird das Farb-Display schätzen, auch wenn es eher blass ist. Wer anschliessend einen Graustufen-E-Book-Reader in die Hand nimmt, ist jedenfalls einen Moment lang enttäuscht.
Hörbücher sind via Bluetooth-Kopfhörer oder dank mitgeliefertem Adapter kabelgebunden hörbar. Wo­anders gekaufte Hörbücher kann man einfach auf das Gerät kopieren und anhören. Lesen bzw. Hören geht übrigens nicht nur via Reader, sondern auch via PocketBook-App (Android, iOS) oder -Webreader.
Interessant ist die Vorlesefunktion. Mit der Sprachwiedergabe (Text-to-Speech) ­können Sie sich Text vorlesen lassen. Die Stimme (in diversen Sprachen) klingt allerdings etwas holprig und die Satzmelodie irritiert teilweise, aber für Personen mit ­Leseschwäche oder Sehbehinderung ist dies eine sehr nützliche Funktion.
Die Akkudauer kommt auf etwa eine Woche, was in Ordnung ist.
Fazit: Offenes Ökosystem, Farb-Display, Bluetooth, Hörbücher, Text-to-Speech, ­Tasten plus Multisensor-Gestensteuerung, der Musik-Player und die Geschwindigkeit ­haben uns überzeugt. Nur der etwas hohe Preis von 269 Franken hat unsere Freude an dem Gerät ein wenig getrübt.

Fazit

Portraitbild PCtipp-Redaktorin Claudia Maag
PCtipp-Redaktorin Claudia Maag
Quelle: PCtipp.ch
Einen richtig schlechten E-Reader haben wir in unserem Testfeld nicht ausgemacht. Doch Unterschiede gibt es trotzdem – und ­einen klaren Testsieger. Mir hat es der PocketBook InkPad Color am meisten angetan: Er brilliert als einziger mit einem farbigen Display und schafft dennoch eine Woche Laufzeit. Hinzu kommt die gute Ausstattung mit USB-C, Bluetooth, Wi-Fi und mitgeliefertem Audio­adapter. Das Wichtigste ist aber das ­offene System, mit dem E-Books und Comics aus zahlreichen Quellen einfach und unkompliziert gelesen werden können. Hier haben geschlossene Systeme wie Amazons Kindle oder der Rakuten Kobo Libra 2 meiner Meinung nach das Nachsehen.
Darum hat es auch der PocketBook Touch HD 3 zu unserem Preistipp geschafft. Er bietet fast das Gleiche wie sein grosser Bruder, allerdings ohne Farb-Display.

Testübersicht

Testübersicht: E-Reader ab 158 Franken (Stand: April 2022)
Quelle: PCtipp.ch




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