München verabschiedet sich von Linux

Linux ist bedeutend wie nie zuvor

Die eigentliche Bedeutung des Open-Source-Systems lag aber ohnehin nie bei den Computern auf dem Schreibtisch. Linux treibt vor allem Rechner an, die grosse Datenbanken und Web-Anwendungen steuern. Und dieser Trend habe sich mit der Aktualität von Cloud-Diensten, also über das Internet bereit gestellten Daten und Anwendungen, weiter verstärkt, erklärt der Open-Source-Verbandschef Ganten. "Die Architektur bei cloud-basierten Anwendungen ist fast immer eine Open-Source-Infrastruktur." Ganten nennt grosse Anbieter wie Google, Amazon oder 1&1.
"Die öffentliche Verwaltung in Deutschland ist da leider ziemlich hinterher", kritisiert Ganten. Manche Städte zahlten hohe Beträge an Microsoft, um veraltete Windows-XP-Installationen weiter zu erhalten. In anderen Ländern wie etwa Frankreich sei die Verwaltung weiter und schätze besonders die von Open-Source-Software unterstützte Vertrauenswürdigkeit im Umgang mit öffentlichen Daten.

Schwäbisch Hall bleibt Open Source treu

Nach dem Aus in München gehört Schwäbisch Hall zu den bekanntesten Kommunen, die weiter auf Linux setzen. "Die Stadtverwaltung kann mit Linux alle Aufgaben erfüllen", sagt dort der Technik-Abteilungsleiter Horst Bräuner. "Alle Fachanwendungen funktionieren an den Arbeitsplätzen." In Ausnahmefällen werde Windows in einer virtuellen Umgebung zur Verfügung gestellt. Auch der Datenaustausch mit externen Kommunikationspartnern funktioniere einwandfrei.
Bei Microsoft wird der Münchener Weg begrüsst. "Wir sind gern Partner der Stadt, wenn es dazu kommt", sagt ein Sprecher der Deutschland-Zentrale in München. "Wir sind als Plattformanbieter aber auch nicht mehr dieselben wie 2003." So habe Linux einen festen Platz in den Cloud-Rechenzentren von Microsoft. "Inzwischen gehört das Trennende zur Vergangenheit, wir sind offen für alle Systeme und fokussiert auf den jeweiligen Nutzen für die Anwender." Im Jahr 2001 hatte der damalige Microsoft-Boss Steve Ballmer Linux noch als "Krebsgeschwür" diffamiert. Sein Nachfolger Satya Nadella findet dagegen lobende Worte für das freie Betriebssystem.
Beim Deutschen Städtetag wird der Frage nach dem Betriebssystem an Arbeitsplätzen der Kommunalverwaltung keine entscheidende Bedeutung mehr beigemessen. "In Zukunft werden immer mehr Anwendungen aus der Cloud angeboten", sagt ein Sprecher. "Damit wird die Frage, welches Computersystem verwendet wird, letztlich an Bedeutung verlieren."
Für die Open-Source-Community ist das "LiMux"-Projekt trotz allem hilfreich gewesen. Die Münchener haben sich aktiv in die Weiterentwicklung von Libre Office eingebracht. Und Code stirbt nicht, wird immer weiterentwickelt.




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