Keine Revolution 27.04.2015, 09:18 Uhr

Die neuen Salt-Angebote im Vergleich

Orange wurde zu Salt und hat neue Abos lanciert. Das Telekomzentrum hat die neuen Angebote von Salt unter die Lupe genommen und mit vergleichbaren Angeboten der grossen zwei Mitbewerber verglichen.
Das Telekomzentrum, eine Schweizer Telekommunikationsberatungsplattform im Internet, hat die neuen Angebote von Salt studiert und auch mit der Konkurrenz verglichen. Hier ihre Einschätzung:

Wie erwartet, gab Orange letzte Woche bekannt, künftig Salt zu heissen. Die neue Marke will einfach, persönlich und kundennah sein und das essenzielle für ein mobiles Leben bieten. Eine vereinfachte Abostruktur, kundenfreundliche Rückgabegarantie, Handy/Tablet Kombi-Pakete sowie WiFi Calling sind die Eckpunkte der neuen Marke.

Es bleibt gespannt abzuwarten, ob Salt die Versprechungen einhalten kann, nachdem die alte Marke Orange im ersten Quartal dieses Jahres vor allem mit Negativmeldungen Schlagzeilen machte. Konkret ging es um ein anhaltendes Rechnungs- und Mahnchaos, Werbung mit falschen Versprechungen und diverse Riesenrechnungen an Jugendliche, weil vermeintliche "unlimitierte" Jugendabos im Kleingedruckten doch nicht ganz unlimtiert waren. Dies soll sich nun alles ändern.

Einfaches Abo

Neu gibt es den Swiss Pass mit unlimitierter Telefonie, SMS/MMS und Surfen in der Schweiz. Hierbei handelt es sich um das gleiche Modell wie bei Swisscom Infinity. Ebenfalls neu ist die Abrechnungsperiode. Wie ein öV-Abo soll auch das Handy-Abo jährlich bezahlt werden, damit man dann "ein ganzes Jahr Ruhe" hat. Dieses Abo kostet CHF 999.- pro Jahr, also CHF 83.20 pro Monat. Günstiger für Jugendliche (CHF 699.-) und Senioren (CHF 799.-), teurer wenn man es inklusive Roaming haben möchte (CHF 1199.-). Zudem gibt es für CHF 500.- Aufpreis den Premium Pass, der unter anderem zu einem Smartphone mit Wert bis zu CHF 800.- berechtigt. Die bestehenden Orange-Abos sollen weitergeführt werden, einfach unter dem neuen Namen (also Salt Me statt Orange Me).

Problematisch am Jahresvertrag: in letzter Zeit ging der Trend eher hin zu Abos ohne Mindestvertragslaufzeit mit 30 oder 60 Tagen Kündigungsfrist, damit der Kunde jederzeit die volle Flexibilität behält. Diese geht hier verloren und ist weniger kundenfreundlich. Salt wirkt dem aber mit der 6 Wochen Rückgabegarantie teilweise entgegen, die weiter unten noch erklärt wird. Das Fragezeichen beim Jahresbetrag ist zudem, ob dies im Zeitalter Kleinkrediten und Abzahlungswahn nicht gewisse Kundensegmente abschreckt, die nicht so viel Geld auf einmal in ein Handyabo investieren möchten/können.

Günstigere Roamingtarife im neuen "Pass"-Abo, Standardtarife bleiben hoch


Nachdem Orange der letzte grosse Anbieter war, der bei den Roamingtarifen noch nicht auf die neuen, günstigeren Angebote von Swisscom und Sunrise reagiert hat, gibt die neue Salt nun auch in diesem Bereich Gas und senkt die Tarife bei ihren Pass-Angeboten. Die Standardtarife bleiben jedoch unverändert.

Salt Packs - Kombi für Handy. Tablet und Gadgets

Unter dem Namen Salt Packs werden Kombi-Pakete geschürt, die ein Handy, ein Tablet und ein "cooles Gadget" beinhalten. Fraglich, ob die Kunden immer so ein vordefiniertes Kombi-Paket wünschen oder sich solche Kombinationen nicht doch lieber selber zusammenstellen.

Wie gut sind die Angebote im Vergleich mit Swisscom und Sunrise?

Analyse nach dem Bild:


Einmal mehr kommt ein Abo mit "unlimitierter Telefonie, SMS/MMS und Datenvolumen zum Surfen". Was sich grossartig anhört, ist für den Schweizer Durchschnittskunden mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Die durchschnittliche Nutzung der meisten Kunden ist auch mit weitaus günstigeren Angeboten, die z.B. nur 500 oder 1'000 Minuten/SMS/MB beinhalten, mehr als genügend gedeckt. Daher sind auch die neuen Salt Abo's mit monatlichen Preisen von CHF 83.20 bzw. 99.90 sehr teuer für einen Schweizer Durchschnittskunden, der mit Alternativ-Angeboten (z.B. M-Budget, upc cablecom, yallo, Aldi, etc.) mit Monatskosten zwischen CHF 29.- und CHF 49.- in der Regel sehr gut bedient ist. Vergleichbar sind die Angebote mit ebenfalls (mehr oder weniger) unlimitierten Angeboten von Swisscom (neu auch immer mit Inklusiveinheiten beim Roaming) und Sunrise (Beschränkungen beim Datenvolumen). Dabei wird ersichtlich, dass Salt sich preislich unter dem Level von Swisscom und ziemlich nahe bei Sunrise befindet.

Fazit

Die neue Marke hat einen Namen, der sehr polarisiert und zu vielen Wortspielen einlädt. Die Versprechungen sind hoch und es bleibt gespannt abzuwarten, ob der neue Anstrich alle Probleme der letzten 12 Monate einfach in Luft auflösen lässt. Das Angebot von Salt beinhaltet kundenfreundliche Neuigkeiten wie die 6-Wochen-Rückgabegarantie, weniger kundenfreundliche Elemente wie die 12-Monate-Verträge, Paradigmenwechsel wie die Jahreszahlung und technische Neuheiten wie das WiFi-Calling, das Orange als erster Mobilfunkanbieter in der Schweiz lanciert. Preislich wird wie von CEO Andsjö in der NZZ am Sonntag angekündigt kein Preiskampf angezettelt, sondern eine relativ unspektakuläre Positionierung zwischen Sunrise und Swisscom angepeilt. Keine Revolution also.




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