Tod durch Selfie wird immer mehr zum Problem

Aggressive Selfie-Anfragen

Fremdenführer erzählen, sie müssten Touristen inzwischen vor aggressiven Selfie-Anfragen schützen. Fotos - vorzugsweise mit jungen, weissen Frauen - mit der Kennung #selfiewithforeigner (Selfie mit Ausländer) machen unter Indern in sozialen Medien die Runden.
Kumaraguru, Co-Autor der IIT-Studie über Selfie-Todesfälle, führt den Selfie-Wahn darauf zurück, dass viele Inder erst seit kurzem Zugang zu internetfähigen Handys haben. Billig-Smartphones und mobile Internetdaten für wenig Geld machten dies möglich. "Und jedes neue Handy wird in Werbungen vor allem als Kamera vermarktet", sagt er. Ausserdem hänge es damit zusammen, dass zwei Drittel der Bevölkerung jünger als 35 Jahre sind. Ein gewisser Hang der jungen Inder zur Selbstdarstellung spiele wohl auch eine Rolle.
Den Studien zufolge sind es vor allem junge Männer, die riskante Selfies machen - etwa an Klippen, auf den Dächern hoher Gebäude oder am Rande von Gewässern. Ertrinken ist demnach eine häufige Todesursache. In der indischen Unterhaltungs- und Finanzmetropole Mumbai und im bei Urlaubern beliebten Küstenbundesstaat Goa gibt es inzwischen Orte, an denen Selfies verboten sind. An einer neuen Brücke in Delhi soll eine Ecke für Selfies eingerichtet werden, nachdem Menschen sich aus fahrenden Autos lehnten und auf der Brücke herumkletterten, um besonders gute Fotos zu schiessen.

Die "No-Selfie Zones"

Die "No-Selfie Zones" in Mumbai und Goa zeigten kaum Wirkung, zumal sie nicht ausgeschildert seien, sagt Kumaraguru. Der IT-Professor und Experte für soziale Medien meint, eine bessere Lösung zu haben: Zusammen mit Kollegen hat er eine App namens Saftie entwickelt, die eine Datenbank mit rund 7.000 Orten weltweit enthält, an denen es gefährlich sein kann, ein Selfie zu machen. Ausserdem kann die App durch die Handy-Kamera erkennen, ob man beim Selfie-Schiessen einem Abgrund oder Gewässer zu nahe steht.
Noch hat Saftie nicht sehr viele Nutzer. Kumaraguru hofft aber, dass Internetunternehmen wie Google oder Snapchat die Technologie in ihre Anwendungen integrieren. "Es geht hier darum, Leben zu retten", meint er.




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