Das steckt hinter den Mutproben im Netz

Challenges erzielen hohe Reichweite

«Man macht dort mit, um zu zeigen, dass man dazu gehört», erklärt der Kommunikationswissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt, der am Hamburger Leibniz-Institut für Medienforschung neue Öffentlichkeiten der Online-Welt erforscht. Neben dem Gewinn von Informationen seien Selbstdarstellung und Beziehungspflege die wichtigsten Funktionen, die soziale Medien für ihre Nutzer erfüllen. Von herkömmlichen Mutproben, wie man sie seit langem vom Schulhof kennt, unterscheiden sich die Challenges dem Forscher zufolge hauptsächlich durch ihre hohe Reichweite.

Während manche Aktionen wie die «Ice Bucket Challenge» durch ihre Spenden einen guten Zweck verfolgen, geht es bei anderen lediglich ums Mitmachen und Zur-Schau-Stellen von sich selbst. Bei einigen davon ist das recht harmlos. Dazu gehören Tanz-Challenges wie der aus New York importierte «Harlem Shake» oder die «Mannequin Challenge», bei der man in einer reglosen Pose verharrt. Gefährlicher wird es bei Aktionen wie der «Tide Pod Challenge», für die die Teilnehmenden auf Waschmittelkapseln bissen. Den eigenen Mut zu beweisen und sich dabei vielleicht sogar gesundheitlich zu schaden, liegt bei manchen Internet-Trends in der Natur der Sache.

Steigt das Risiko durch soziale Medien?

«Diese Fälle gibt es, weil manche Challenges riskant sind. Es hat aber nichts direkt mit der Verbreitung über soziale Medien zu tun», meint Medienforscher Schmidt. Er glaubt nicht, dass dabei mehr Menschen zu Schaden kommen als bei anderen Mutproben. Durch das Internet bekämen diese Fälle lediglich mehr Aufmerksamkeit.

Die von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation in Rheinland-Pfalz koordinierte EU-Initiative «Klicksafe» rät, Beiträge von risikoreichen Challenges nicht weiterzuverbreiten. Das Gleiche gelte auch für Warnungen vor den Aktionen - da auch diese die Verbreitung anheizten.

Ganz vermeiden lässt es sich jedoch wohl auch in Zukunft nicht, dass Menschen sich für 30 Sekunden Aufmerksamkeit blaue Flecken holen oder giftige Stoffe einverleiben. «Das ist eben ein popkulturelles Phänomen», sagt Schmidt. Im Zweifel hilft nur: Abwarten. Denn viel länger als ein paar Wochen hat sich noch kein Trend dieser Art gehalten. Von Larissa Schwedes, dpa




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