Spotify, Napster und Co. 10.06.2015, 08:50 Uhr

Musik-Streaming: Musikgenuss fast ohne Limit

Musik-Streaming verspricht musikalischen Genuss nahezu ohne Limit, egal ob auf dem Smartphone oder auf der heimischen HiFi-Anlage. Ein Überblick vor dem Start von Apple Music.
Frau liegt auf einer Wiese und hört Musik
Musik-Streaming kann dank Offline-Speicherung nahezu überall genutzt werden
(Quelle: shutterstock.com/Kaspars Grinvalds)
Musik-Streaming heisst die Zukunft des Musikhörens. Nach den LPs, der CD und den digitalen Formaten wie MP3, befinden wir uns nun in der nächsten Ära, und in der will Apple mit seinem in Kürze startenden Dienst Apple Music kräftig mitmischen. Bis dahin müssen sich Musik-Fans aber noch mit den aktuell verfügbaren Streaming-Diensten zufrieden geben.
Denn immer potentere Datenleitungen machen die lokale Speicherung von Musik auf PC, Netzwerkfestplatte oder Smartphone (fast) überflüssig, die Songs kommen on demand direkt von den Servern der einschlägigen Anbieter. Und davon gibt es mittlerweile jede Menge, wobei sich die meisten Interpreten und Alben auf allen Portalen gleichermassen wiederfinden, sei es nun beim Platzhirsch Spotify, bei Napster oder dem kürzlich von Rapper Jay-Z gestarteten Angebot Tidal.
Dass ein Dienst für Musik-Streaming aber nicht zwangsläufig eine Lizenz zum Gelddrucken mit sich bringt, mussten kürzlich die Betreiber von Simfy feststellen. Bereits vor einiger Zeit hatte Warner Music dem Anbieter die Lizenzen für seine Interpreten entzogen, nun musste Simfy im April das Angebot weiter stark einschränken und Anfang Mai seine Kunden schliesslich zur Konkurrenz ziehen lassen, Deezer übernahm den Grossteil derjenigen, die nicht ohnehin schon gekündigt hatten.

Musik-Streaming: Gratis Musik mit Einschränkungen

Die Geschäftsmodelle der Anbieter unterscheiden sich nur marginal. So gibt es bei vielen eine Variante, bei der Musik-Streaming kostenlos, allerdings unterbrochen von Werbung, ist.
Bei Spotify beispielsweise können Nutzer der kostenlosen Smartphone-App lediglich den Interpreten auswählen und bekommen dann einen Mix vorgespielt. Gezielt einzelne Songs oder Alben anhören ist nur mit der kostenpflichtigen Variante möglich.
Wer den vollen Leistungsumfang ausprobieren will, kann für das Musik-Streaming aber bei allen Diensten eine Gratis-Testversion nutzen, die Testphase dauert zwischen zwei und vier Wochen. Speziell Google hat immer wieder mal auch Phasen, in denen Interessierte bis zu zwei Monate am Stück kostenlos streamen können.
Hier, wie auch bei den anderen Anbietern, gilt allerdings: Nach Ablauf des Testzeitraums wird das Abo automatisch kostenpflichtig. Grosse Bedenken muss man deshalb aber nicht haben, die Laufzeit liegt jeweils bei nur einem Monat, abgesehen von einigen Angeboten, die die Mobilfunkanbieter zusammen mit Verträgen vermarkten.

Musik-Streaming: Die Services der Mobilfunkanbieter

Hier hat jeder der drei Netzbetreiber eine Partnerschaft mit einem Musik-Streaming-Service geschlossen, und auch der Service-Provider Mobilcom-Debitel bietet mit Juke, einem MSH-Tochterunternehmen, einen solchen Dienst an. Bucht man die „MD Musicflat“ zu einem Mobilfunk­vertrag hinzu, so erspart das zwar ­einen Euro auf den Grundpreis von regulär 9,99 Euro im Monat, dafür ist man aber auch 24 Monate gebunden.
Bei Vodafone will man vor allem junge Kunden mit der Musik-Flat von Deezer (ehemals Ampya) anlocken, denn alle unter 25 Jahren und Studenten bis 30 zahlen dafür keinen Cent. Alle anderen Nutzer profitieren von einem Preisrabatt von zwei Euro und zahlen nur 7,99 Euro anstelle von 9,99 Euro direkt bei Deezer. Erfreulich: Bei Vodafone gibt es keine Mindestvertragslaufzeit, der Kunde kann nach jedem Monat kündigen.
Telefónica arbeitet beim Musik-Streaming mit Napster zusammen. Die Kunden zahlen ebenfalls nur 7,99 Euro im Monat statt 9,95 Euro wie bei Napster selbst. Auch hier kann man sich jeden Monat entscheiden, das Abo zu kündigen.
Bei der Telekom werden beim Streaming verbrauchte Daten nicht auf das monatliche Volumen angerechnet
Eine spezielle Lösung, vor allem für die mobile Nutzung, hat die Deutsche Telekom mit ihrem Vertragspartner Spotify. Die Musik-Streaming-Option kann zu beinahe jedem Tarif hinzugebucht werden, und die beim Musikhören übers Mobilfunknetz anfallenden Daten werden nicht vom jeweils verfügbaren Volumen abgezogen. Das bietet sonst kein anderer Carrier, allerdings ist die Option bei der Telekom mit monatlich 9,95 Euro auch mit Abstand am teuersten. Die Kündigungsfrist liegt bei den Bonnern bei drei Monaten.

Musik-Streaming für HiFi-Freunde

Auch ohne Kooperation mit einem Mobilfunkanbieter erfolgreich werden will Tidal. Dazu übernimmt der US-amerikanische Musik-Streaming-Dienst in Kürze den Wettbewerber Wimp. Ebenso wie dieser will man auch HiFi-Fetischisten als Kunden gewinnen und bietet Streams in Studioqualität an.
Dazu muss allerdings ein ­HiFi-Account für 19,99 Euro im Monat gebucht werden. Dann stehen Streams im FLAC-Format mit bis zu 1.411 KBit/s zur Verfügung. In der normalen Version für 9,99 Euro liegt die Obergrenze bei 320 KBit/s im AAC-Codec.
Auch beim Mitbewerber Qobuz sollen sich Kunden mit „Golden Ears“ zu Hause fühlen, hier gibt es ebenfalls unkomprimierte Musikdateien im FLAC-Format. Und in Zukunft sollen sogar Alben in echter Studioqualität zum Stream angeboten werden mit einer 24-Bit-/192-KHz-Auflösung. Bislang gibt es diese Titel nur zum Download.
Überhaupt spielt die Klangqualität heute eine bedeutend grössere Rolle als zu Beginn der Musik-Streaming-Dienste vor einigen Jahren. Damals war man beispielsweise in der Standardversion von Spotify auf magere 96 KBit/s beschränkt, was klanglich einem billigen UKW-Radio nahekommt.
Durch das Offline-Speichern können Nutzer Musik ohne bestehende Datenverbindung auf Smartphone und Co. anhören
Aber in Zeiten, in denen auf den meisten Portalen fast alle gängigen Titel der Major Labels zu finden sind, müssen andere Alleinstellungsmerkmale her – und deshalb setzen die Anbieter zunehmend auf höhere Bitraten und stellen ihre Streams nicht nur im MP3-Format bereit, sondern greifen auf AAC zurück. Damit ist durch den anderen Komprimierungsvorgang bei identischer Bitrate eine bessere Musikqualität möglich.
Ein weiteres Feature, das bei immer mehr Musik-Streaming-Diensten Einzug findet, ist die lokale Speicherung von Dateien auf dem mobilen Endgerät. Das ist auch für Kunden interessant, die bei der Telekom Spotify nutzen, denn das Musik-Streaming im Ausland ist mit dem Tarif nicht abgedeckt, ausserdem wird der Akku des Smartphones deutlich weniger belastet, wenn die Dateien auf dem Gerät liegen.
Wer nun die Chance wittert, sich im 30-Tage-Testabo schnell alle Lieblings-Alben zu ziehen und diese dann vom Smartphone auf die Festplatte zu verschieben, dürfte enttäuscht werden. Die Offline-Dateien sind nur auf dem einen Gerät verfügbar, zudem sind sie nicht wie andere MP3-Files oder andere Audio-Formate abgespeichert.

Musik-Streaming mit Offline-Speicher

Streaming funktioniert per Smartphone und Laptop
Selbst wenn man die Bibliothek von Tidal und Co. also auf seinem Smart­phone finden sollte – man hat nichts davon. Auch die Nutzung nach Ablauf der Testphase ist nicht möglich, da die App bei jeder Nutzung die Gültigkeit des Kundenkontos überprüft. Ist dieses abgelaufen oder besitzt nicht die nötigen Berechtigungen, bleibt der Kopfhörer stumm.
Auch wenn sehr viele Kunden ihre Songs am liebsten unterwegs mit dem Smartphone hören – dank Sonos und Co. stehen Streams auch zu Hause und nicht nur über den Laptop oder PC zur Verfügung.
Alle Hersteller von Multiroom-Systemen, wie eben Sonos oder Bose, aber auch andere Anbieter wie Sony oder Philips haben in ihren Smartphone-Apps verschiedene Musik-Streaming-Dienste implementiert. Der Nutzer registriert sich in der betreffenden Anwendung beispielsweise einmalig mit seinem Konto von Google Play Music und kann dann alle Songs direkt auf sein HiFi-System streamen.
Eine Garantie, dass man mit einem einmal abgeschlossenen Abo jeden bekannten Interpreten anhören kann, gibt es aber auch hier nicht, wie die äusserst erfolgreiche Sängerin Taylor Swift vor einiger Zeit demonstrierte.
Um gegen die in ihren Augen unfaire Beteiligung der Künstler an den Gewinnen der Anbieter zu protestieren, entzog sie Spotify einfach die Musik-Streaming-Lizenz sämtlicher Songs. Und auch die alten Haudegen von Pink Floyd, die Beatles und Deutschlands Vorzeige-Barde Herbert Grönemeyer stellen nur ausgewählte Songs zum Streamen bereit.
Hier eine Übersicht von den Kollegen der Telecom Handel mit Euro-Preisen.




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