Warum Podcasts so boomen

Bis zu 20.000 Menschen pro Folge

Der Podcast "Ab 21" will die Atmosphäre eines Gesprächs am Tisch in einer Wohngemeinschaft erzeugen. Das hören sich bis zu 20.000 Menschen pro Folge an. "Auf Augenhöhe", wie die Moderatorin Shalin Rogall betont, wird über Themen gesprochen, die junge Menschen bewegen. Wie umgehen mit Angst - beispielsweise vor dem Coronavirus? Was macht es mit der Beziehung, wenn man zusammenzieht? Dabei kommen nicht nur selbst Betroffene, sondern auch Experten zu Wort. Man wolle beurteilen und einordnen, aber nicht verurteilen, sagt Rogall. "Es ist so, als würde man sich mit einer Person, mit der das erste Eis schon gebrochen ist, gut unterhalten."
Medienforscherin Nele Heise sieht vor allen Dingen drei Trends in Deutschland: Podcasts von Prominenten wie Jan Böhmermann, Barbara Schöneberger oder Tim Mälzer, das grosse Angebot der Öffentlich-Rechtlichen und die Sendungen grosser Medienhäuser wie "Zeit" oder "Spiegel". Aber auch Coaching-Podcasts und nachrichtliche Formate erfreuten sich grosser Beliebtheit. In der Podcast-Suchmaschine "fyyd.de" finden sich mittlerweile mehr als 7.000 deutschsprachige Podcasts, die in den vergangenen sechs Monaten mindestens eine Folge veröffentlicht haben. 2019 kam bei der Streaming-Plattform Spotify neben "Fest & Flauschig" auch "Gemischtes Hack" mit Comedian Felix Lobrecht und Fernseh-Autor Tommi Schmitt in die Top Fünf der weltweit am häufigsten abgerufenen Podcasts.

Benutzerfreundlichkeit

Doch was macht Podcasts so beliebt? Für Medienforscherin Heise spielt die Benutzerfreundlichkeit eine grosse Rolle. "Sie haben das Smartphone dabei, laden sich etwas runter. Das ist vor ein paar Jahren auch in der Form noch nicht möglich gewesen", sagt sie. Zudem hätten die Medien gemerkt, dass man so eine junge Hörerschaft erreichen könne - nicht zuletzt auch durch grosse Erfolge wie den von Böhmermann und Schulz. Das habe viele zu dem Gedanken inspiriert: "Ich will auch so was machen. Das ist unterhaltsam. Das macht Spass. Klingt auch irgendwie, als wäre das total leicht", so Heise. "Was es natürlich nicht ist", stellt sie klar.
An einer Folge von "Ab 21" arbeiten beispielsweise sechs bis acht Leute, sagt Shalin Rogall. In der Runde werden zunächst Themenvorschläge intensiv diskutiert, eine Woche vor der Aufzeichnung geht dann die konkrete Arbeit los. An jedem Werktag erscheint eine Episode. Bei der Moderation wechselt sich Rogall wöchentlich mit ihrem Kollegen Dominik Schottner ab. An dem Medium reize sie, dass man eine spannende und authentische Unterhaltung ohne den Zeitstress einer Live-Sendung im Nacken wirken lassen könne. "Jede Podcast-Folge ist wie ein eigenes Baby", sagt Rogall.



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