Die Kehrseite sozialer Netzwerke 11.12.2019, 07:24 Uhr

Wenn Social Media süchtig macht

Es blinkt und vibriert auf den Smartphones dieser Welt: Facebook, WhatsApp und Co. sind bei manchen in Dauernutzung. Doch wie viel Zeit auf Social Media ist normal - und wann wird es problematisch?
Soziale Netzwerke wie Instagram, Twitter, Facebook oder Snapchat bergen eine gewisse Suchtgefahr.
(Quelle: Robert Günther/dpa-tmn)
Nachdem morgens der Wecker geklingelt hat, greifen viele zum Smartphone. Sie checken Nachrichten, das Wetter und schauen, was die Freunde auf Twitter, Instagram oder Facebook so treiben. Das wiederholt sich mehrmals am Tag: in der Schule, an der Bushaltestelle, im Büro, abends auf der Couch.
Das Beispiel ist fiktiv, doch spiegelt es die Realität vieler Leute wider. So verbrachten 2017 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren im Schnitt knapp drei Stunden täglich allein mit sozialen Medien. Das hat eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen gezeigt.
Das exzessive Scrollen durch die Timelines - also die Liste aller Beiträge von Freunden und anderen Teilnehmern, denen man folgt - kann zur Sucht werden. Laut der DAK-Studie zeigten 2,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen einen problematischen Gebrauch sozialer Medien. Zahlen für Erwachsene liegen noch nicht vor.

Soziale Medien sind nichts Schlechtes

An sich sind Instagram, Snapchat und Co. nichts Schlechtes, darin sind sich Experten einig - im Gegenteil. "Social Media bedeutet auch eine Chance", betont etwa Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In der Pubertät gehe es zum Beispiel darum, sich von der Familie zu emanzipieren und Rollen auszuprobieren. Dabei können soziale Medien helfen.
Doch es gibt Kehrseiten. "Das Hauptproblem an sozialen Medien ist, dass sie so viele Dinge zur Verfügung stellen, die uns ansprechen", sagt Tobias Dienlin, Medienpsychologe an der Universität Hohenheim. Man sieht in schönen Bildern und gefällig geschrieben Kurztexten, was das soziale Umfeld treibt. Man veröffentlicht Beiträge - und bekommt Bestätigung. "Likes sind Komplimente, und wir Menschen freuen uns über Komplimente", sagt Dienlin.
Zudem sollen Signalfarben, Benachrichtigungstöne und andere Gestaltungselemente dafür sorgen, dass wir so lange wie möglich auf der Seite bleiben. Der mögliche Effekt: Man möchte immer weiterlesen und kann nicht aufhören. Ob Menschen dies im Griff haben oder Gefahr laufen, die Kontrolle über die Nutzung zu verlieren, hängt viel von der eigenen Persönlichkeitsstruktur ab.



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