Sinnesüberreizung 29.08.2019, 16:14 Uhr

Neue Medien machen einsamer und aggressiver

Die Menschen kommunizieren dank der neuen Medien mehr. Glücklicher und friedlicher werden sie aber nicht: "Im künftigen Digitalzeitalter wächst eine nervöse und gehetzte Generation heran", so der Hamburger Zukunftsforscher Opaschowski.
Die neuen Medien sollen Schuld an einer "Sinnesüberreizung" sein.
(Quelle: shutterstock.com/audiLab)
Trotz der Vernetzung durch die neuen Medien werden die Menschen in Deutschland nach Ansicht des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski einsamer und aggressiver. "Der moderne Mensch droht in der Masse zu vereinsamen. Massenvereinsamung ist das grösste Zukunftsparadox, weil es an echten Bezugspersonen und tieferen Beziehungen fehlt", schreibt Opaschowski. Von der Kontaktarmut seien besonders ältere Menschen betroffen. Die Politik müsse reagieren.
Grossbritanniens Regierung habe das Thema bereits als Aufgabe einem Ministerium zugeordnet. Die junge Generation wolle sich nicht mehr binden, weder in Beziehungen noch durch ein soziales Engagement. In Umfragen gäben Jugendliche an, sie hätten keine Zeit. Als Ursache dafür sieht Opaschowski die neuen Medien. Diese seien auch schuld an einer "Sinnesüberreizung". Die Entwicklung von Kindern werde dadurch nachhaltig beeinträchtigt. Aggressivität und Gewalt könnten zur Normalität werden.

Dauerhaft nervöse und unruhige Generation

In einer repräsentativen Umfrage des Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung stimmten 79 Prozent der Befragten der Aussage zu: "Im künftigen Digitalzeitalter wächst eine nervöse und gehetzte Generation heran, die keinen langen Atem für geduldiges Zuhören mehr hat." Opaschowski resümiert: "Die Angst ist gross, dass eine dauerhaft nervöse und unruhige Generation heranwächst. Lust schlägt in Wut um und aus Nervosität wird Aggressivität."
Eine neue Studie von Marketing- und Medienforschern der Universitäten Hamburg und Münster stützt diese Analyse. "Vermehrter Nachrichtenkonsum über soziale Medien geht mit Aggressivität und radikalen Meinungen einher; beide Tendenzen leben die Deutschen auf Social-Media-Plattformen verstärkt aus", schreibt die Forschergruppe um Alegra Kaczinski, Thorsten Hennig-Thurau und Henrik Sattler auf Grundlage einer repräsentativen Befragung von mehr als 2000 Internetnutzern.




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