US-Sanktionen 26.08.2020, 15:05 Uhr

Expertin: Den Zugang zu TikTok kann die US-Regierung nicht wirksam sperren

Der Krieg zwischen der US-Regierung und dem Betreiber der Video-App TikTok geht in die entscheidende Runde. Wenn TikTok-Betreiber Bytedance die App nicht an ein US-Unternehmen verkauft, droht ein Verbot in den USA. Doch lässt sich das überhaupt durchsetzen?
(Quelle: shutterstock.com/DANIEL CONSTANTE)
Ein Wirtschaftskrieg mit harten Bandagen: Weil US-Präsident Donald Trump davon überzeugt ist, dass TikTok-Betreiber Bytedance mit der chinesischen Regierung unter einer Decke steckt und illegal Daten von US-Bügern an Peking übermittelt, hat er Bytedance die Pistole auf die Brust gesetzt.
Ein Dekret des Präsidenten von Anfang August erklärt ab 15. September alle Geschäfte von US-Bürgern und -Unternehmen mit TikTok für illegal, es sei denn, das Video-Netzwerk werde bis dahin an ein US-Unternehmen verkauft.
Obwohl Bytedance gegen dieses Dekret bei einem US-Gericht Klage eingereicht hat, scheint der Trump-Plan aufzugehen: Dem Vernehmen nach laufen Verkaufsverhandlungen auf höchsten Touren.

Geht TikTok an einen Trump-Supporter?

Nachdem sich zunächst Twitter interessiert gezeigt hatte, stehen inzwischen als potenzielle Übernahmekandidaten Microsoft und Oracle im Ring. Vor allem letzterer durchaus mit einem faden Beigeschmack, denn Oracle-Chef Larry Ellison ist einer der wichtigsten Trump-Unterstützer im Silicon Valley, er hat unter anderem Spendengalas für Trump in seinem Privat-Anwesen organisiert.
Angelique Medina, Director of Product Marketing bei ThousandEyes
Quelle: ThousandEyes
Sollte es zu keinem Verkauf kommen, sieht das Dekret ein Verbot von TikTok in den USA vor. Wie dieses aussehen könnte, erklärt Angelique Medina, Director of Product Marketing beim Netzwerk-Monitoring-Spezialisiten ThousandEyes: "Da TikTok in erster Linie als mobile App genutzt wird, würden Bemühungen, diese zu verbieten, wahrscheinlich erst einmal darauf hinauslaufen, diese aus den US-amerikanischen App-Stores zu entfernen. Was die Version der Web-Anwendung betrifft, so wären Hosting-Einrichtungen und Anbieter von Cloud-Services wie AWS von Amazon, Google Cloud oder Microsoft Azure, die solche Apps und andere wichtige Dienste hosten, nicht mehr in der Lage, finanzielle Transaktionen mit dem Eigentümer von TikTok in den USA abzuwickeln."
Ein solches Verbot könnte auch Anbieter von Content-Delivery-Netzwerken wie Cloudflare oder Akamai treffen, die Inhalte zwischenspeichern und schnelleres Laden von Streaming-Videos bieten. Sie, so schätzt Medina, würden möglicherweise daran gehindert, die App in den USA anzubieten.
Doch könnte dies dazu führen, den Zugang auf TikTok aus den USA generell zu stoppen? Das hält Medina für nahezu ausgeschlossen. Um den Zugang zu TikTok grundsätzlich zu unterbinden, sei es theoretisch möglich, IP-Adressen zu blockieren oder DNS-Auflösung, den Prozess der Übersetzung von Domänennamen in IP-Adressen, zu verwenden, erklärt die Expertin. Dadurch würde verhindert, dass Nutzer eine Website erreichen können. Neu sei dies nicht, sagt Medina: "Das sind Methoden, die Schulen und sogar einige Arbeitgeber heutzutage anwenden, um den Zugang zu unangemessenen Inhalten zu verhindern." 



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