Online-Handel: Fälschungen im Visier

Amazon hat die Produkte im Visier

Die ab sofort auch in Deutschland verfügbare, von Amazon im Kampf gegen Plagiate favorisierte Lösung namens Transparency setzt im Unterschied zu Authorized.by auf der Produktebene an. Mit Transparency erstellen Markeninhaber eindeutige Codes, die sie auf ihren Produkten anbringen. Kunden, Markeninhaber, Amazon und weitere Akteure der Lieferkette können so jede Produkteinheit eindeutig identifizieren. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass nur echte Produkte den Kunden erreichen. Für Transparency, das bisher nur in den USA verfügbar war, hat Amazon eine eigene Unternehmenseinheit aufgebaut. An dem Programm nehmen bereits mehr als 4.000 Marken teil, die bislang 300 Millionen Produktcodes generiert haben und damit nach Angaben von Amazon verhindern konnten, dass 250.000 Fälschungen von Transparency-fähigen Produkten die Kunden erreichten.
Ecom-Berater Hübner erkennt die hinter Transparency stehenden Bemühungen von Amazon an, bleibt aber skeptisch: "Ich glaube, dass Amazon den deutschen Markt falsch einschätzt, was die Bereitschaft der Hersteller betrifft, an Transparency teilzunehmen: zum einen wegen der Kosten und dem damit verbundenen Aufwand, aber auch, weil mit der Teilnahme an Transparency die kompletten Produktionsdaten offengelegt werden."

Die Verfahren lassen sich kombinieren

Für den Berater wäre eine Kombination von Transparency und Authorized.by die vielversprechendste Lösung im Kampf gegen Produktfälschungen. "Die Modelle widersprechen einander nicht und stehen zueinander nicht in Konkurrenz. Es sind unterschiedliche Wege aufgrund der unterschiedlichen Konzeption der Marktplätze." Ideal wäre es, wenn ein unabhängiger Anbieter wie Authorized.by den Schutz vor Plagiaten sowohl auf Händler- wie auch auf Produktebene gewährleisten könnte.
"Wir testen für den Schutz vor Fälschungen auch die Blockchain-Technologie": Felix Nottensteiner, Geschäftsführer Authorized.by
Quelle: Authorized.by
Hübner formuliert damit eine Idee, mit der sich auch Authorized.by-Gründer Nottensteiner beschäftigt: "Aus unserer Sicht wäre es eine ergänzende Lösung, dass ein Hersteller zusätzlich die Authentizität seiner physischen Produkte markiert. Wir arbeiten dazu an einer entsprechenden Kombination und testen dafür verschiedene Verfahren - unter anderem auch die Blockchain-Technologie."
Der Gründer des Autorisierungsunternehmens weist aber darauf hin, dass es selbst bei den besten technischen Lösungen Bereiche gebe, in denen eine vollständige Sicherheit vor Fälschungen nur schwer möglich ist. "Eine Herausforderung ist, dass der digitale Zwilling mit dem physischen Produkt exakt parallel koexistieren muss - eine nur schwer zu bewältigende Aufgabe."
Zum anderen stelle sich selbst bei einer vollständig geschlossenen Verfolgungskette die Frage, wie gross die Aussagekraft eines Labels auf der Verpackung ist, wenn beispielsweise einzelne Komponenten eines Produkts gefälscht oder durch andere Bauteile ersetzt wurden. Die Fantasie der Fälscher ist gross und gerade Online-Marktplätze befinden sich hier in einem ständigen Wettkampf.



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