E-Commerce-Offensive 11.10.2017, 11:12 Uhr

Ikea will künftig über grosse Online-Händler verkaufen

In Sachen E-Commerce gehört Ikea nicht zu den Vorreitern. Es gibt zwar einen Webshop, der trägt zum Umsatz aber nur unwesentlich bei. All das soll sich nun dank einer grossen Online-Offensive ändern.
Der E-Commerce macht es Ikea immer schwerer, die Kunden in die Möbelhäuser zu locken.
(Quelle: shutterstock.com/Tooykrub)
Überfüllte Parkplätze, volle Gänge und langes Anstehen an den Kassen: Beim Besuch einer Ikea-Filiale scheint es oft so, als hätten alle Bewohner der Stadt dieselbe Idee gehabt. Doch der Eindruck täuscht. Kötbullar alleine genügen nicht mehr, um die Verbraucher zu locken - der Online-Handel nimmt Ikea viele stationäre Besucher. Darauf will das Möbelhaus nun mit einer noch nie dagewesenen E-Commerce-Offensive reagieren, berichtet die Financial Times.
Ikea plant demnach offenbar ein völlig neues Geschäftsmodell, erklärte Torbjörn Lööf, CEO der Ikea-Group. Die Schweden wollen künftig ihre Produkte auch über grosse Online-Händler verkaufen. Namen wurden nicht genannt, aber es gehört nicht viel Fantasie dazu, um dabei an Grössen wie Amazon oder Alibaba zu denken. "Das ist die grösste Veränderung im Kundenerlebnis seit der Erfindung unseres Konzepts", so der Ikea-Chef gegenüber der Financial Times.

Kein Erfolg mit Online

Ähnlich wie der deutsche Drogerie-Marktführer dm hatte sich Ikea lange geziert und sich geweigert, das Selbstabholungs- und Selbstaufbau-Konzept auch über das Internet zu vertreiben. Seit einigen Jahren aber gibt es einen Shop - der jedoch ist gemessen am Gesamtumsatz wenig erfolgreich. Lediglich 1,4 Milliarden Euro - und damit nur vier Prozent seines weltweiten Gesamtumsatzes von 34,2 Milliarden Euro - erwirtschaftete Ikea 2016 im Internet. Der Marktführer liegt damit ­sogar noch unter dem Branchendurchschnitt. Laut dem Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) beträgt der Online-Anteil am deutschen Möbelhandel mittlerweile gut sechs Prozent.

Amazon Shop in den USA

Ein erstes Umdenken der Strategie gab es im Juni dieses Jahres in den USA. Dort startete Ikea einen eigenen Amazon Shop. Angeboten werden vor allem einfach verschickbare Kleinteile, wie Küchenutensilien, Plastikgeschirr, Stehsammler, Lampen oder kleinere Möbel. Die Schweden erklärten damals, man wolle neue Möglichkeiten des Vertriebs an neue Zielgruppen ausloten.
Dieser Vertrieb soll nun weiter umgekrempelt werden: "Traditionell ist die gesamte Wertschöpfungskette bei Ikea auf die Lieferung zu unseren Filialen ausgerichtet", so Lööf in der Financial Times. Ziel sei es nun, die gesamte Produktpalette weltweit auch online anzubieten.

Neue Pläne auch fürs Stationäre

Daneben gibt es offenbar auch ambitionierte Pläne für die Offline-Welt: Es gibt Experimente mit Abholstationen in den Innenstädten, Pop-Up-Stores und kleineren Läden. So soll in den Innenstädten die Präsenz ausgebaut werden, die kleinen Shops bieten nur eine kleine Auswahl der Produktepalette. In Hamburg etwa gibt es seit drei Jahren einen Ikea-Laden in der Fussgängerzone.
Wo es hingehen kann, zeigt auch Ikeas Übernahme des US-Arbeitskräftevermittlers Task-Rabbit im September. Der Kauf könnte neue Services ermöglich, ein Montageservice für Ikea-Möbel gibt es schon länger.



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