Smartphones 19.11.2019, 14:30 Uhr

Kabelloses Laden: Vorteile, Nachteile, Technik, Mythen

Was seit vielen Jahren bei den elektrischen Zahnbürsten gang und gäbe ist, klappt so ähnlich beim Smartphone: das drahtlose Laden. Die kabellose Zukunft hat allerdings auch einige Nachteile. Alles Wichtige zum Qi-Standard.
Bild 1: So sieht das offizielle Qi-Logo aus
(Quelle: NMGZ)
Scherzfrage: Was klingt wie ein Nieser und spendet Energie? Es ist Qi! Das Wort wird wie «Tschi» ausgesprochen, stammt aus dem Chinesischen und bedeutet etwa «Energie» oder «Atem». Gemeint ist der am weitesten verbreitete Standard für kabelloses Aufladen von Akkus kleinerer Geräte (Smartphones, Smartwatches, Kopfhörer, Eingabestifte etc.). Geräte, die Qi unterstützen, tragen das entsprechende Logo, Bild 1.

Nicht alles Kabellose ist Qi

Elektrische Zahnbürsten folgen nicht dem Qi-Standard. Auch das erste uns bekannte Smartphone, das vor gut zehn Jahren überhaupt mit einer drahtlosen Ladefunktion vorgestellt wurde (der Palm Pre, Bild 2), entsprach noch nicht dem Qi-Standard, funktionierte aber sehr ähnlich.
Bild 2: Noch nicht ganz Qi – Palms Touchstone war das induktive Ladegerät zum Palm Pre
Quelle: NMGZ
Erst 2012 erschien das allererste Gerät nach Qi-Standard: das Nokia Lumia 920. Und seither werden Qi-taugliche Geräte immer zahlreicher. Von Nokia über Apple, Google, Huawei, Samsung bis hin zu unbekannteren Herstellern gibts kaum mehr einen, der komplett auf Qi verzichtet. Viele moderne Smartphones werden Qi-fähig ausgeliefert, manche lassen sich durch Austauschen der Rückabdeckung nachträglich mit dem drahtlosen Standard ausstatten.

Was ist Qi?

Zuständig für Entwicklung und Zertifizierung von Qi ist das Wireless Power Consortium, kurz WPC. Nicht jede heute eingesetzte induktive Ladetechnik entspricht dem Qi-Standard. Das WPC entwickelt und koordiniert derzeit nebst Qi auch zwei weitere kabellose Ladestandards. Vom «Cordless Kitchen Standard» (für Küchengeräte ab 200 Watt) oder vom «Medium Power Standard» für Bohrmaschinen oder Staubsauger (30 bis 65 Watt) soll hier jedoch nicht die Rede sein, sondern ausschliesslich vom Qi-Standard, der derzeit zwischen 5 und 30 Watt für kleinere Geräte und Gadgets liefert. Und wie eigentlich alle kabellosen Lademethoden erfolgt die Stromübertragung auch hier über Induktion, also über ein Magnetfeld.
Laut WPC seien derzeit rund 650 Hersteller an Bord mit inzwischen über 4500 Geräten. Der Qi-Standard soll gemäss Plänen von WPC erweitert werden, sodass sich bald auch Geräte mit mehr Energiebedarf (bis 60 Watt, etwa Notebooks) damit aufladen und betreiben lassen.
Der aktuelle Qi-Standard ist «abwärtskompatibel»; so lassen sich ältere Qi-Geräte auch mit neuen Ladepads aufladen. Qi-Geräte sind zudem flexibel. Legen Sie ein zu ladendes Smartphone auf ein Qi-Ladepad, einigen sich die beiden bei der Kontaktaufnahme auf eine passende zu übertragende Energiemenge. Kann ein Ladepad also im Moment nur 5 Watt liefern, weil es bloss an einem Notebook-USB-Port hängt, wird das darauf liegende Smartphone trotzdem geladen – einfach etwas langsamer. Kann ein Pad 15 Watt liefern, aber das darauf liegende Gerät nur 5 Watt verdauen, werden auch nur 5 Watt geliefert.

So funktioniert Qi

Das Ladegerät mit seiner eingebauten Induktionsspule wird ans Stromnetz angeschlossen, Bild 3. Im Smartphone selbst – meistens in der rückseitigen Abdeckung verbaut – befindet sich ebenfalls eine Spule, die mit dem Akku verbunden ist. Legt man das Smartphone möglichst deckungsgleich aufs Ladepad, baut sich zwischen den Spulen auch ohne direkten Metallkontakt ein magnetisches Feld auf, über das der Akku geladen wird.
Bild 3: Im Smartphone und im Ladepad braucht es mit Qi kompatible Ladespulen
Quelle: NMGZ




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