DAB+ oder Internet 23.08.2019, 08:01 Uhr

Welche Technik ist die beste für das digitale Radio?

Das Radio wird digital. Dieser Trend ist unaufhaltsam. Doch welche Technik ist die beste? Die öffentlich-rechtlichen Sender bauen seit Jahren auf das Digitalradio DAB+. Die Privatsender hingegen scheuen die Investitionen in DAB+ und setzen lieber auf das Internet.
Das Radio wird digital. Dieser Trend ist unaufhaltsam. Doch welche Technik ist die beste?
(Quelle: Pixabay)
Acht Jahre nach der Einführung des Digitalradios DAB+ ist das Sendernetz gut vorangekommen. Experten sehen inzwischen den vollständigen Ausbau als fast erreicht an.
Insbesondere entlang den Autobahnen gibt es quasi keine weissen Flecken mehr. Doch trotz dieser Fortschritte bei der Netzabdeckung mit dem frei empfangbaren Digitalradio flackert immer wieder eine Grundsatzdebatte auf, ob DAB+ tatsächlich der richtige Standard für die digitale Zukunft des Radios ist.
Die Kritiker von DAB+ stellen gar nicht den Digitalisierungstrend infrage, sehen aber stattdessen im Internet den geeigneten digitalen Übertragungsweg. So sprach sich vor einem Monat der Landtag in Niedersachsen einstimmig dafür aus, die öffentliche finanzielle Förderung für DAB+ zu beenden - «zugunsten des Aufbaus zukunftsoffener Technologien». Dabei setzen die Niedersachsen vor allem auf den kommenden Mobilfunkstandard 5G, mit dem man über das Internet Live-Streams hören oder Podcasts und andere Mediathek-Inhalte herunterladen könne.
Das Internet als allgegenwärtiges Netz für die Übertragung der Radioprogramme kam Ende der 80er Jahre noch nicht in Frage, als die Grundlagen der Rundfunk-Digitalisierung in internationalen Gremien besprochen wurden. Um eine grössere Sendervielfalt und bessere Klangqualität als auf analogen UKW-Kanälen zu gewährleisten, wurde mit DAB (Digital Audio Broadcasting) ein klassischer Sendestandard für den terrestrischen Empfang entwickelt - eben wie das bewährte UKW, nur digital statt analog. DAB wurde dann 2011 in das verbesserte Verfahren DAB+ überführt und gilt seitdem als technisch ausgereift.

DAB+ nimmt an Fahrt auf

Nach einem Start in Schneckentempo nahm DAB+ zuletzt an Fahrt auf. Im vergangenen Jahr wurden nach Zahlen des Marktforschers gfu in Deutschland allein 1,4 Millionen DAB+-Empfänger verkauft. Fast jeder zweite Neuwagen wurde mit einem DAB+-Radio ausgeliefert. Und auch bei der Infrastruktur geht es voran. So wächst das Sendernetz in diesem Jahr um 13 zusätzliche Standorte auf insgesamt 137.
Öffentlich-rechtliche Sender wie das Deutschlandradio treiben DAB+ voran, weil sie damit eine grössere technische Reichweite bundesweit erreichen als auf den analogen UKW-Kanälen. Ausserdem sind die Kosten für den technischen DAB+-Betrieb niedriger als bei UKW. Gleichzeitig baut der öffentlich-rechtliche Rundfunk aber auch auf eine Internet-Übertragung. Mit dieser «hybriden Strategie» aus DAB+ und Internet will man irgendwann auch UKW ablösen, denn die Spareffekte stellen sich erst dann richtig ein, wenn die UKW-Sender wie in Norwegen abgeklemmt werden.
«Das Internetradio hat Zukunft, ohne Zweifel, vor allem im stationären Betrieb, als Teil des grossen globalen und digitalen Medienangebots», sagt Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios. «Aber zu einem frei zugänglichen, kostengünstigen, stabilen und qualitativ hochwertigen Standard wie DAB+ gibt es keine Alternative.»



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