Mobilfunk 24.05.2019, 10:15 Uhr

Online PC-Guide: alles über 5G

Das Netz der Zukunft nimmt in der Schweiz Konturen an. Online PC zeigt die Vor- und Nachteile, welche Hersteller und Handys «5G» anbieten, und ob ein Umstieg lohnt.
5G, der zukünftige Mobilfunk-Standard?
(Quelle: Vodafone)
5G ist in aller Munde: Sei es als Zukunftstechnologie oder handfestes Produkt in Form von Highend-Smartphones. Mächtig Dampf machen dabei vor allem die Telekomprovider – allen voran Sunrise und Swisscom. Sie führen in ihrem Produktportfolio, wie bereits erwähnt, entsprechende 5G-Handys, versprechen aber gleichzeitig auch den Infrastruktur-Ausbau ihres 5G-Netzes zügig voranzutreiben.
Online PC klärt anhand eines Fragenkataloges, was eigentlich hinter 5G steckt, und vor allem ob, wie und wann der Endanwender auch davon profitieren kann.
Frage: Was bedeutet eigentlich 5G, und wofür steht es?
Antwort: 5G ist ein Kürzel und steht für die mittlerweile 5te Mobilfunk-Generation. 5G ist damit der Nachfolger von LTE/4G, welches wiederum die 3G als führende Mobilfunk-Technologie ablöste. Insgesamt gibt es drei signifikante Vorteile von 5G.
Das vielleicht wichtigste Argument ist das zumindest theoretisch mögliche Download-Tempo von 20 Gbit pro Sekunde (20'000 Mbit/s). Per Upload schaufelt 5G immerhin noch 10 Git/s pro Sekunde durch die Luft, also die Hälfte. Gegenüber der 4G-Speed liegt 5G also um ein Vielfaches höher.
Transformation des G-Standards
Quelle: backmarket
Neben diesem Tempozuwachs ist der zweite grosse Pluspunkt das massiv gestiegene Volumen an Endgeräten, die sich in solch ein 5G-Netz einwählen können. Sie liegt bei etwa einer Million an Geräten pro Quadratkilometer. Bei dieser Anzahl soll 5G immer noch eine Datenrate von 100 Megabit pro Sekunde sicherstellen können. Im Vergleich dazu schafft es eine LTE-Zelle, nur rund 200 Verbindungen gleichzeitig aufzubauen und zu halten.
Und drittens besticht 5G durch seine sehr kurzen Latenzzeiten (=Reaktionszeiten) von maximal vier- bis eine tausendstel Sekunde. Aufgrund dieser kurzen Reaktionszeit profitieren vor allem die Wechsel von 5G-Funkzelle zu 5G-Funkzelle. Was das in der Praxis heisst? Jeder der einmal im Zug per 4G gesurft hat, weiss, dass es unter Umständen sehr lange gehen kann, bis man bei einem Verbindungsabbruch wieder Zugriff auf das mobile Internet erlangt, sofern man aus einer bestehenden Zelle «rausgeworfen» wurde. Denn gerade das neue Einloggen ist oft mit nervigen Wartezeiten verbunden. Mit 5G soll dies der Vergangenheit angehören.

Anwendungsbereiche von 5G

Frage: Ist 5G in erster Linie für Handys oder andere Produkte für Endanwender, zum Beispiel fürs HD-Gaming gemacht worden?
Antwort: Nein. Der wichtigste Nutzer für 5G und zugleich grösster Profiteur ist die Industrie oder besser gesagt Industrie 4.0. Hier gibt es zwei zentrale Anwendungen, die sich geradezu aufdrängen. Zum einen autonomes Fahren, also das Fahren ohne Fahrer. Aufgrund der leistungsfähigen 5G-Technologie wird das Auto ohne Unterbrechung quasi mit einer Unmenge an Daten versorgt, die in Echtzeit verarbeitet und quasi auf die Strasse gebracht werden muss, um das autonome Fahren mit all seinen Konsequenzen (Sicherheit, Wegplanung, Zeitmanagement, Leitsysteme, Datenaustausch zwischen Ampelsystemen usw.) überhaupt erst zu ermöglichen.
Die Pyramide: Anwendungen, die auf 5G fussen
Quelle: Cablelabs
Aufgrund der massiven Vernetzung und möglichen Datentempos lassen sich auch Robotersysteme, Industriewerkzeuge sowie auch die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine effizient gestalten sprich weiter automatisieren, da Daten in Echtzeit gesendet und verarbeitet werden. Voraussetzung hierbei ist allerdings, dass nachgeschaltete Systeme genug Leistung bieten, um die Daten auch in Echtzeit zu verarbeiten und verteilen.
5G-Anwendungen sind vielfältig
Quelle: satzentrale
Und Endanwender?
 Natürlich profitieren auch Endanwender von der 5G-Technologie. So lässt sich mit einem Tempo von bereits 2 Gigabit pro Sekunde ein kompletter Film in 4K-Qualität in 1 bis 2 Minuten herunterladen. Bereits mit diesen Datenraten wäre der Film doppelt so schnell auf dem Datenträger wie bei 4G+ (max. 1'000 Mbit/s). Die Frage, die allerdings hier gestellt werden muss: Lohnt es sich überhaupt noch, einen HD-Film direkt auf das Handy zu speichern, da in Zeiten von Flatrates das Streamen von Musik, Videos usw. doch oft ausreicht. Und genau für dieses Streaming-Szenario ist ein derart hohes Download-Tempo eben nicht das Mass aller Dinge. Vielmehr zählen hier Merkmale wie eine unterbrechungsfreie Netzabdeckung, und die wiederum lässt sich bereits mit der heutigen Funktechnologie erreichen.
Weitere mögliche 5G-Anwendungen, speziell für Anwender, könnten aus dem AR-/VR-Bereich (Augmented/Virtual Reality), im Gaming-Sektor, der Smart-Home-Vernetzung für zuhause entstehen. An Bedeutung gewinnen zudem auch hochauflösende 3D-Videos respektive das mobile 4K- oder 8K-Streaming.

Status quo in der Schweiz

Salt, Sunrise und Swisscom sind im Besitz von 5G-Lizenzen
Quelle: teltarif
Frage: Was ist zu 5G der aktuelle Status quo in der Schweiz?
Antwort: Die klare Aussage von Swisscom: Bis Ende 2019 will der Platzhirsch die Schweiz komplett mit 5G versorgen. Das ist sehr ambitioniert, um es positiv auszudrücken. Sunrise hat, nach derzeitigem Stand (Anfang Mai 2019) etwa 173 Ortschaften schweizweit mit 5G abgedeckt. Bis Ende 2019 will der Provider in allen Regionen der Schweiz mit 5G präsent sein. Bei Sunrise erscheint ein Ort als erschlossen, wenn mindestens 80% der örtlichen Bevölkerung 5G-Zugang haben. Swisscom und Sunrise bieten dazu auf ihren Homepages entsprechende Landkarten, wo auf 5G überhaupt derzeit zurückgegriffen werden kann. Schätzungen, wann in der Schweiz das 5G-Netz flächendeckend vorhanden ist, gehen weit auseinander. Die Einführung wird sich wohl über mehrere Jahre hinziehen. Ende dieses Jahres, kann dazu eine erste Bilanz gezogen werden. Und zum derzeitigen Tempo: Sowohl Swisscom wie auch Sunrise bieten in ausgewählten Bereichen ein derzeitiges 5G-Spitzentempo von bis zu 2'000 Mbit pro Sekunde (2 Gbit/s) an.
5G-Handys im Überblick
Quelle: Swisscom
Frage:
Welche 5G-Handys gibt es?
Antwort: Auf dem Markt gibt es derzeit das Xiaomi Mi Mix 3 5G (zum Online PC-Test), das von Sunrise vertrieben wird, sowie das Oppo Reno 5G, welches Swisscom anbietet. In den Startlöchern steht auch das Samsung S10 5G. Selbst Huawei plant mit seiner Mate-Serie den 5G-Einstieg. Fraglich ist allerdings, gerade nach dem aktuellen Entzug der Android-Lizenz seitens Google auf Druck der US-Regierung, ob das Smartphone auch tatsächlich lanciert wird.

Umstieg auf ein 5G-Handy

Frage: Lohnt sich der 5G-Umstieg auch auf solch ein Smartphone?
Antwort: Zum jetzigen Zeitpunkt: Nein. Erst, wenn ein wirklich einigermassen flächendeckendes Netz in der Schweiz existiert, wird 5G in den Handys auch salonfähig sein. Kauft man sich eines der angebotenen Handys, muss, um überhaupt erst von der höheren Speed in den wenigen angebotenen 5G-Bereichen zu profitieren, auch noch eine 5G-Option (etwa 10 Franken pro Monat) bei Swisscom oder Sunrise hinzugebucht werden.
Swisscom: 5G kostet Fr. 10.- extra pro Monat
Quelle: Swisscom
Die zweite Möglichkeit, 5G nutzbar zu machen, ist der Umstieg von seinem derzeitigen (IP-)Anschluss auf mobiles 5G-Internet. Auch dies sollte mit Bedacht gewählt werden, und ist direkt abhängig von der Geschwindigkeit des 5G-Ausbaus. Zudem sollte man immer auch bedenken, dass, wenn es denn eine 5G-Funkzelle in unmittelbarer Nähe gibt, die zur Verfügung stehende Bandbreite auf sämtliche Haushalte wie auch Mobilgeräte, die sich in Funkzellenreichweite befinden, verteilt wird. So kann unter Umständen von dem sehr hohen Tempo auf dem Blatt Papier in der Praxis nicht mehr ganz so viel übrigbleiben.
Frage: Was ist denn für den 5G-Ausbau nötig?
Antwort: Um das 5G-Netz aufzubauen und voranzutreiben, gibt es drei Szenarien. Entweder müssen die bestehenden Antennen auch auf 5G erweitert werden, oder neue 5G-Fühler gebaut werden. Nach eigenen Angaben will Swisscom etwa 250 bis 300 5G-Antennen pro Jahr bauen. In der Praxis dürfte es wohl auf eine Kombination aus beidem hinauslaufen.
5G-Antenne von Sunrise
Quelle: Sunrise
Prinzipiell gibt es allerdings die Problematik, dass gerade in dichtbesiedelten Gegenden (Städte!) die ohnehin schon an der Grenze liegenden Strahlungswerte eingehalten werden müssen, und sich die Sachlage durch 5G weiter verschärfen wird. Hingegen kann sich in eher ländlichen Gegenenden 5G schnell als mobiles High-Speed-Internet etablieren, da es hier Kostenvorteile im Vergleich zu einem kostspieligen Glasfaserausbau gibt. Die dritte Möglichkeit, 5G voranzutreiben, ist die günstigste aber zugleich auch umstrittenste Variante, nämlich die Erhöhung der Sendeleistung. (siehe nächste Seite).

Gesundheitsschädliches 5G-Netz?

Gesundheitsrisiko 5G?
Quelle: dfl
Frage: Ist 5G respektive der Ausbau des 5G-Netzes gesundheitsschädlich?
Antwort: Zuerst die Ausgangslage: Der Vorteil der dritten Option, den Ausbau zu beschleunigen, ist die Erhöhung der Sendeleistung von 5G-Antennen. Dadurch lässt sich der Bau von weiteren Sendemasten reduzieren. Um dies zu erreichen, muss der derzeit gültige Strahlenschutzgrenzwert, über kurz oder lang, gelockert werden. Genau das wird aber derzeit vom Parlament blockiert. Im Gegenzug rechnen die Telko-Provider vor, dass zirka 15'000 neue 5G-Antennen benötigt werden, wenn eben darauf verzichtet wird, die Sendeleistung anzuheben.
Elektromagnetisches Spektrum: die Mikrowellenstrahlung von 5G ist unbedenklich
Quelle: WDR
Prinzipiell stellt sich aber die Frage, ob Mobilfunk, und eben auch 5G (mit und ohne einer höheren Sendeleistung) gesundheitsschädlich ist. Zumal wird auch das gesamte Mobilfunknetz immer weiter verdichtet. Problematisch sind dabei Aussagen von Menschen, die im Zuge davon über Kopfschmerzen oder auch Schlafstörungen klagen, obschon dies bisher noch keine Studie eindeutig belegen konnte. Dennoch müssen solche wichtigen Aussagen in die Gesamtbewertung immer einfliessen. Laut BAKOM (Bundesamt für Kommunikation) ist einzig die Erwärmung des Körpergewebes als schädlicher Effekt für den Menschen bisher nachgewiesen worden. Und genau dann, wenn das Handy direkt am Körper gehalten wird. Einen direkten Bezug auf ein gestiegenes Krebsrisiko gibt es in der BAKOM-Studie aber nicht. Die Provider drei wichtigen Provider Salt, Sunrise und Swisscom benutzen für ihr 5G-Netz übrigens nur solche Frequenzen, die seit Jahren als unbedenklich gelten.



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