ETH Zürich 07.07.2021, 09:30 Uhr

Der Roboter – dein Richter und Tröster

Robotik und maschinelles Lernen übernehmen neu Aufgaben, die bisher Menschen vorbehalten waren: Roboter können Trost spenden, und Algorithmen unterstützen Richter, damit sie faktenbasierte Urteile fällen.
Alexis Block mit «Huggiebot»
(Quelle: Alexis Block/ETHZ)
Als Alexis E. Block vor fünf Jahren während ihres Masterstudiums in Robotik in Pennsylvania nach einem Thema für ihre Abschlussarbeit gefragt wurde, musste sie nicht lange überlegen: Sie wollte einen Roboter entwickeln, der sie umarmt und ihr etwas Trost spendet. Kurz zuvor war ihr Vater gestorben und ihre Mutter lebte in Wisconsin, zweieinhalb Flugstunden entfernt. Block vermutete, dass sie damit nicht allein war. Millionen Menschen leben heute getrennt von ihren Familien. Wie schön wäre es, dachte sich Block, wenn wir unseren Liebsten, die nicht bei uns sein können, zumindest eine Umarmung zuschicken könnten? Und wie wichtig! Studien haben längst belegt, dass menschliche Umarmungen und körperlicher Kontakt den Blutdruck senken, gegen Stress und Angstzustände helfen und das Immunsystem stärken.

Gebote für Roboterumarmungen

Heute ist Block Doktorandin am «Max Planck ETH Center for Learning Systems», wo sie zwischen Stuttgart und Zürich «Huggiebot», ihren Umarmungsroboter, kontinuierlich weiterentwickelt. «Wir folgen dabei unseren sechs Geboten für natürliche und genussvolle Roboterumarmungen», erklärt Block. «Der Roboter muss weich und warm sein. Er muss die Grösse eines Menschen haben und das Gegenüber erkennen sowie die Umarmung an die Person anpassen können. Und er muss verlässlich von ihr ablassen, wenn sie es will.» Dafür hat Block den Torso ihres Umarmungsroboters mit Heizkissen und weichen, aufblasbaren Kammern überzogen. Sensoren im Torso messen den Druck des Gegenübers und Anfang und Ende der Umarmung. Sensoren in den Roboterarmen kontrollieren die Stärke der Umarmung. Mit einem 3D-​Drucker hat Block einen Kopf mit integriertem Display gestaltet. Darüber kann der Roboter lachen und zwinkern und zugleich die Distanz und Bewegungen des Gegenübers erkennen und darauf reagieren.

Weiche Materialien, die sich organischen Körpern angleichen oder diese als Inspiration nutzen, werden in der Robotik immer wichtiger. Ein Ansatz, der beispielsweise auch Materialwissenschaften herausfordert. Das findet auch in der Lehre Niederschlag. Von Februar bis Juni organisierte das «Competence Center for Materials and Processes» deshalb eine Vorlesungsreihe zum Thema «Soft Robotics». Die Reihe umfasste Vorträge von renommierten Forschenden der Universitäten Stanford, Yale, Harvard und des MIT sowie aus der ETH-​Domäne. In der Doktoratsschule desselben Zentrums, die diesen Sommer eröffnet wird, soll zudem einer von fünf Schwerpunkten auf solchen bioinspirierten Systemen liegen.

Autor(in) Samuel Schlaefli, ETH-News




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