Grundlage für feinfühlige Roboter

Unkonventionelle Wege

Weichart mag es, unkonventionelle Wege zu gehen. Das zeigt sich bereits an seinem Arbeitslatz, der nicht wie die anderen nüchtern funktional eingerichtet, sondern mit zahlreichen Zimmerpflanzen regelrecht umwuchert ist, sodass man sich an seinem Pult wie in einem kleinen Dschungel fühlt.
Auch von der Anfangsidee seines Doktorvaters Christofer Hierold und seines Mitbetreuers Cosmin Roman hat er sich schon bald verabschiedet. Dieser plante eigentlich, Tastsensoren auf Siliziumbasis zu entwickeln. Doch Weichart entschied sich, die Sensoren direkt in ein flexibles Substrat zu integrieren, damit sie einfacher auf unregelmässig geformten und weichen Flächen angebracht werden können. «Mein Betreuer war zwar am Anfang etwas skeptisch, doch im Rückblick gesehen denke ich, dass dieser Entscheid doch richtig war», meint Weichart.
Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Sensors. Gut zu erkennen ist die obere Leiterbahn sowie die darüberliegende Kugel.
Quelle: ETH Zürich / Johannes Weichart

Sensorik anstatt Fusionsenergie

Dass er sich heute mit künstlicher Roboterhaut beschäftigt, verdankt er letztlich bürokratischen Hürden. Denn eigentlich hatte er beruflich ganz andere Pläne. Nach seinem Studienabschluss als Maschinenbauingenieur an der ETH Zürich wechselte er zunächst in die Industrie, wo er bei der Firma Evatec AG Plasmaprozesse für das Ätzen und Beschichten von integrierten Schaltungen entwickelte. Nach drei Jahren zog es ihn wieder zurück in die Forschung.
Die Fusionstechnologie hatte es ihm als vielversprechende Energieform angetan. «Doch als Liechtensteiner war es für mich schwierig, bei den nationalen Forschungsprogrammen berücksichtigt zu werden.» Als er Christopher Hierold, der bereits seine Masterarbeit betreut hatte, um eine Referenz bat, bot ihm dieser eine Mitarbeit beim Sensor-​Projekt an.
«Die Industrieerfahrungen sind für mich sehr wertvoll», erklärt Weichart. «Man muss nicht überall das Rad neu erfinden, sondern es ist oft vielversprechender, basierend auf bekannten Technologien etwas Neues zu bauen.» Nicht akademische Perfektion strebt er mit seiner Arbeit an, sondern praktische Relevanz. «Das empfinde ich für mich als sinnstiftend.» Der Einsatz von bewährten Technologien sei auch im Hinblick auf eine mögliche Firmengründung vorteilhaft. «Als Startup kann man nicht die ganze Prozesskette beherrschen, sondern muss einzelne Schritte auslagern», meint er.
Doch soweit ist er im Moment noch nicht. «Ich habe als Doktorand noch ungefähr ein Jahr Zeit», erklärt er. «Danach schaue ich, wie es weiter geht.» Falls er das Projekt selber weiterentwickelt, zum Beispiel als Pioneer Fellow, müsse er sich genau überlegen, auf welchen Anwendungsbereich er sich konzentriert. Medizinische Robotik, Telerobotik, Lager-​Robotik, oder auch Prothesen sind alles Gebiete, in denen er mögliche Anwendungen sieht. Doch allen gerecht zu werden, sprengt den Rahmen in dieser Phase der Entwicklung.




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