Games 12.09.2018, 08:48 Uhr

Im Test: Shadow of the Tomb Raider

Kultarchäologin Lara Croft ist zurück und begibt sich auf Artefaktensuche. Was taugt der Titel?
(Quelle: Games.ch)
Die wohl berühmteste Actionheldin überhaupt gibt sich knapp drei Jahre nach Rise of the Tomb Raider erneut die Ehre. Wie immer sucht die toughe Forscherin Lara Croft nach einem wertvollen Artefakt und muss am Ende die ganze Welt vor dem Untergang bewahren. Doch so manches ist anders in ihrem neuen Abenteuer. Denn die Entwickler von Crystal Dynamics schrauben die Balleraction spürbar zurück und betonen im Gegenzug die Schleichmechanik stärker. Die Action kommt dabei dank spektakulärer Kletter- und Fluchtpassagen keineswegs zu kurz. Weshalb ihr euch dieses nicht Spiel entgehen lassen solltet, erfahrt ihr im Test und im Testvideo.
Das Leben als Archäologe ist wirklich nicht leicht! Da will man bloss ein altes Artfakt aus einem Tempel in Mexiko rauben, und kaum hat man das Ding in der Hand, bricht auch gleich die Hölle los – diese verdammten Maya-Flüche! Ein reissender Strom fliesst durch die Stadt und nimmt auf seinem Weg alles mit, was keine Flügel hat.
Lichtspiele im Game
Quelle: Games.ch
Dazu zählt auch unsere Heldin Lara Croft, die wir gerade noch so vor dem Exitus bewahren können. In Shadow of the Tomb Raider ist die spektakuläre Sintflut in Mexiko aber lediglich der Auftakt zu einem grossen Abenteuer, das uns bis nach Peru und in die sagenumwobene Stadt Paititi entführt. Publisher Square Enix überlässt dabei nichts dem Zufall und dreht für das direkte Sequel zum Vorgänger Rise of the Tomb Raider an mehr als nur ein paar Stellschrauben.

Mehr schleichen als kämpfen

Wer sich an das Serienreboot aus dem Jahr 2013 erinnert, dem werden nicht zuletzt auch die Feuergefechte in Tomb Raider in den Sinn kommen. Die gibt es auch in Shadow of the Tomb Raider weiterhin. In Laras neuem Abenteuer entleeren wir allerdings nicht ein Magazin nach dem anderen. Viel häufiger beseitigen wir unsere Feinde heimlich aus dem Verborgenen heraus. Die Stealthmechanik schreibe Shadow of the Tomb Raider nämlich in deutlich grösseren Lettern. So erledigen wir Wachen mit unserem Seilpfeil unbemerkt aus einem Baumwipfel heraus, stürzen uns aus erhöhter Position mit dem Messer auf Gegner oder separieren Gegner durch geworfene Flaschen und Ähnliches, um sie einzeln von hinten zu meucheln. Im Zuge dessen haben die Entwickler auch die Sichtlinienmechanik überarbeitet. Das bedeutet zwar auch, dass es auf dem normalen Schwierigkeitsgrad (die Schwierigkeit in Shadow of the Tomb Raider regelt ihr auf Wunsch in den Kategorien Kampf, Gelände und Rätsel separat auf drei Stufen) relativ lange bis zur Entdeckung dauert – noch schwieriger aufzuspüren seid ihr, wenn ihr Lara mit Matsch tarnt. Andererseits bietet das System damit genau die Verlässlichkeit, die man für erfolgreiches Schleichen eben braucht.
Es wird viel geklettert
Quelle: Games.ch
Mit Sturmgewehr, Pistole, Schrotflinte oder dem obligatorischen Bogen könnt ihr euch in den meisten Feindgebieten aber auch im offenen Konflikt durchschlagen. Nur in ein paar wenigen Ausnahmefällen müsst ihr ohne Waffe auskommen. Inkonsequent dabei ist, dass die Gegner Waffen besitzen, ihr sie euch nach deren Ableben aber nicht einfach unter den Nagel reissen dürft. Neue Waffen schaltet ihr stattdessen im Rahmen der Hauptkampagne oder in bestimmten Nebenmissionen als Belohnung frei. Zusätzlich könnt ihr neue Schiessprügel bei Händlern in den Dörfern kaufen, bei denen ihr im Bedarfsfall auch Blaupausen für spezielle Ausrüstungsobjekte wie einen grösseren Pfeilköcher erwerbt. Während die ersten beiden Drittel im Vergleich mit den beiden letzten Teilen praktisch ohne Ballern bewältigt werden können, mehren sich die Schiesseinlagen im letzten Spieldrittel. Die spielen sich auf Konsole wie gehabt nicht ganz so gut wie etwa die Feuergefechte in Uncharted 4, da ihr auch mit Gamepad ohne Aim-Funktion zielen müsst. Um dennoch siegreich zu sein, helfen jedoch verschiedene Verbrauchsobjekte, mit denen ihr kurzzeitig die Konzentration erhöht, was Gegner im Umfeld hervorhebt oder euch im Notfalls selbst heilt, wenn ihr verwundet wurdet.
Meeranimation
Quelle: Games.ch

Action satt

Obgleich Shadow of the Tomb Raider aber die Stealthmechanik stärker betont und die (verpflichtenden) Feuergefechte merklich zurückfährt, kommt die Action im Spiel keineswegs zu kurz. Bereits die Klettereinlagen haben es in sich, wenn wir uns mit Lara an Felswänden entlanghangeln oder die Kletteraxt mit einem Seil zu einem Greifhaken umfunktionieren. Daneben gibt es aber auch noch andere frische Klettermechaniken. So seilen wir uns an Felswänden nun auch ab, um uns darunterhängend zu einer Plattform rüberzuschwingen. Natürlich geht bei den Klettereinlagen immer wieder auch mal etwas schief, wenn Plattformen unter unseren Füssen zerbrechen oder sich die Kletterwand Stück für Stück verabschiedet. Das ist an sich nichts Neues für Tomb-Raider-Kenner, sorgt aber in so gut wie jeder Situation immer noch für einen erhöhten Adrenalinspiegel. Die genialen Kamerafahrten tun dabei ihr Übriges.
Es brennt!
Quelle: Games.ch
Besonders spektakulär wird Shadow of the Tomb Raider in den Verfolgungs- respektive Fluchtsequenzen. Neben der eingangs genannten Szene, in der wir durch die Strassen in Mexiko gespült werden, landen wir später, verfolgt von den Truppen der feindlichen Organisation Trinity, bei einer Raffinerie. Verfolgt von einem Hubschrauber und unter Dauerbeschuss bahnen wir uns den Weg über einen Ölturm, der nach und nach zerlegt wird. Und wo Öl und Kraftstoff lagert, fliegt natürlich auch mal was in die Luft – und glaubt uns, das nicht zu knapp! Die einzige Actionszene, die uns nicht gefallen hat, ist der Endbosskampf. Wir verraten natürlich keine Details, aber wenn ihr den Endkampf in Uncharted 2 schlecht fandet, dann wird euch der in Shadow of the Tomb Raider auch nicht von seinen Qualitäten überzeugen.
Im Wald
Quelle: Games.ch

Packende Inszenierung

Man kann sich darüber streiten, ob die Geschichte von Shadow of the Tomb Raider nun bloss solide oder richtig gut ist. Sicher ist, dass sich Square Enix bei der Inszenierung der Handlung nicht lumpen lässt. Es warten reihenweise cineastisch inszenierte Cutscenes auf euch, die für ein spannendes Erlebnis sorgen. Wen kümmert es da noch, ob die Handlung die eine oder andere Logiklücke oder konstruierte Wendung hat? Atmosphäre kommt in Shadow of the Tomb Raider vor allem im Rahmen der Aufgaben auf, bei denen wir uns auch mal verkleidet Zugang zu einem streng bewachten Tempel verschaffen. Auch ein eingestreutes Kapitel, in dem wir an einem ganz anderen (wohlbekannten) Ort und in einer ganz anderen Zeit aktiv sind, zündet voll und ganz.
Dschungelstadt
Quelle: Games.ch
Dass Shadow of the Tomb Raider und die Inszenierung der Handlung so gut funktioniert, liegt auch an den erstklassigen Soundeffekten und der stimmungsvollen Musikuntermalung. Auch die Grafik (gespielt haben wir überwiegend im Grafikmodus auf der PS4 Pro, die im 1080p-Modus nur selten mal sichtbar in der Framerate schwankt) ist abseits ein paar gröberer Texturen über fast jeden Zweifel erhaben. Loben müssen wir auch einmal mehr die Sprecher, sowohl der englischen Originalversion als auch die der deutschen Synchronfassung. Maria Koschny (deutsche Stammstimme von Jennifer Lawrence) steht der englischen Lara Camilla Luddington in nichts nach – von der schwächeren Lippensynchronität einmal abgesehen. Spielen könnt ihr übrigens auch in der hiesigen Fassung beide Sprachversionen und sogar eine Fassung wählen, bei der die meisten Charaktere in ihrer Muttersprache sprechen. Inglorious Basterds lässt grüssen.



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