Setzt Xing noch auf die richtige Strategie?
Wie viele User werden wirklich erreicht?
Sie finden im Markt aber nicht nur ein positives Echo. "Ich erkenne, dass Xing eine Menge unternimmt, um Inhalte zu transportieren. Auch die New-Work-Initiativen, also der New Work Award oder das Themenportal, sind bemerkenswert. Die Frage bleibt nur, ob damit wirklich viele User erreicht werden", sagt zum Beispiel Professor Peter M. Wald von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK). Michael Witt, Teamleiter Recruiting bei Voith Industrial Services, sieht zudem Angebote wie den Stellenmarkt eher kritisch. "Natürlich sollen damit Mitglieder geworben werden, aber ich finde die Kommerzialisierung der Plattform als Jobbörse falsch", sagt er. Der Netzwerkgedanke trete zurück und die Trefferquote bei den Jobangeboten sei miserabel.
Nicht nur seinen Mitgliedern, sondern auch den Unternehmen bietet Xing viele Möglichkeiten - sowohl für das Recruiting als auch für die Neukundenakquise. Mit dem sogenannten Employer Branding Profil können sich Arbeitgeber über Kununu oder Xing mit einer Beschreibung sowie weiterführenden multimedialen Inhalten in Szene setzen.
Ein "Talent Manager" genanntes Tool erleichtert die aktive Suche nach geeigneten Kandidaten im Xing-Pool. Das heisst dann "Active Sourcing". Es bietet eine erweiterte Suche, spezielle Filter und Werkzeuge zur Verwaltung von Kandidatenprofilen. Für das Marketing bietet Xing weniger Ansatzpunkte: Es sei denn, ein Unternehmen nutzt die Werbemöglichkeiten, die Xing bietet - wie Verticus in dem eingangs erwähnten Newsletter-Beispiel - oder die Möglichkeit, Anzeigen in Gruppen zu schalten.
Bedrohung durch internationale Konkurrenz
Alexander Krapp, Gründer und Geschäftsführer vom Beratungsunternehmen Soulsurf, hebt in diesem Kontext die Suche auf der Businessplattform hervor: "Schnell findet man Unternehmen oder Gruppen verschiedener Branchen", sagt er. Das gilt sowohl für die Suche nach Dienstleistern als auch für die nach potenziellen Kunden. Die Gruppen und Foren selbst sieht er allerdings kritisch: "Hier versuchen Mitglieder auch immer wieder marktrelevante Diskussionen voranzutreiben und Themen vorzuschlagen. Leider reagiert kaum jemand auf solche Posts, und es entsteht einfach keine Diskussion oder Erfahrungsaustausch", so Krapp.
Xing hat sich grosse Ziele gesetzt. Allein im deutschsprachigen Raum hat die Plattform eine potenzielle Zielgruppe mit 20 Millionen Mitgliedern ausgemacht und will weiter wachsen. Zu Internationalisierungsplänen befragt, sagt Xing-Sprecher Frank Legeland jedoch: "Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken. Dazu gehören lokale Angebote für unsere Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz ebenso, wie die massgeschneiderten personalisierten Newsletter für derzeit 25 Branchen, lokale Premiumangebote oder auch den Stellenmarkt mit quasi allen verfügbaren Jobs und integrierter Kununu-Bewertung auf den Stellenanzeigen."
Linkedin holt auf
Experten sehen darin einen Fehler. "Nicht verstanden habe ich, warum sich Xing bei der Entwicklung nicht stärker auf Osteuropa und die Nachbarn in Westeuropa fokussiert", sagt HTWK-Professor Wald. "Viele der Studierenden aus diesen Ländern sind dann meines Erachtens recht schnell beim Wettbewerber gelandet. Ohne überregionale Ausdehnung wird es für Xing in Zukunft schwierig“, fügt er hinzu.
In der Tat: Xing liegt zwar derzeit im deutschsprachigen Raum noch vor Linkedin, aber das internationale Business-Netzwerk hat mächtig aufgeholt und ist Xing mit derzeit sieben Millionen Mitgliedern in diesem Gebiet gerade hart auf den Fersen.