Ausbildungslücke wird geschlossen

Swisscom startet mit 18 Lernenden

Ein riesiges Interesse an der neuen Ausbildung hat Swiss­com: «Wir – wie auch die Schweizerische Post – haben uns von Anfang an stark für die Schaffung dieses neuen Berufs eingesetzt», sagt Steven Walsh, Strategy & Partner Manager in der Berufsbildung beim «Top 500»-Leader. Walsh ist zudem Präsident der zuständigen Kommission B&Q Mediamatik & digitales Business bei ICT-Berufs­bildung Schweiz. «Der Wunsch, ein solches Berufsprofil zu entwickeln, kam unter anderem von uns.» Sein Unternehmen beschäftige schon heute zahlreiche Mitarbeitende in diesem Bereich: «Digitalisierung bedeutet nicht bloss, die eine oder andere App zu programmieren», erklärt Walsh. «Dahinter steht immer auch eine Prozessanalyse: Zuerst muss man wissen, mit welchen Daten man arbeiten will, was Kunden und Mitarbeitende benötigen und wie die ­Prozesse optimiert werden können – erst dann wird die Lösung entwickelt.» Es gehe also auch stark um Projekt­management. Swisscom habe zwar Leute, die schon seit Jahrzehnten digitales Business entwickeln. «Oft sind es Quereinsteiger – gelernte Kaufleute, Informatiker, Me­diamatiker oder studierte Wirtschaftsinformatiker –, die sich zuerst die zusätzlich geforderten Fähigkeiten mittels Schulungen oder ‹learning by doing› aneignen mussten», sagt er. Schliesslich sei die Digitalisierung in der Schweiz so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr reiche, nur an der Oberfläche zu kratzen: «Wir benötigen Spezialistinnen und Spezialisten, die sich explizit in Schnittstellenthemen auskennen: Welche Daten werden genutzt, wie sieht die Security aus, was soll der Kunde sehen und so weiter», so Walsh. «Bisher fehlte jedoch die Grundausbildung dafür.»
Swisscom will 2023 mit 18 Lernenden beginnen – mit 2 in der West- und 16 in der Deutschschweiz. «Wir werden mit Abstand der grösste Lehrstellenanbieter sein», sagt Walsh. Das kommt nicht von ungefähr, denn die mit der Einführung des neuen Berufs verbundenen Erwartungen sind gross: «Auch Swisscom ist stark vom Fachkräfte­mangel betroffen – wir gehen aber davon aus, dass die künftigen Entwickler/innen digitales Business eine spürbare Entlastung bringen werden.» Auf die Frage, ob trotz des derzeitigen Lehrlingsmangels genügend Lernende ­gefunden werden können, antwortet er: «Wir sind überzeugt, dass wir mit dem neuen Berufsprofil auch Jugendliche – insbesondere Mädchen – ansprechen können, die sich bisher nicht für Informatik interessiert haben, weil ihnen diese zu technisch ist.» Dabei gehe es weniger darum, Jugendliche «von anderen Berufen abzuwerben», sondern vor allem die Chance zu nutzen, welche die geburtenstarken Jahrgänge bieten: «Entsprechend kommen auch mehr Jugendliche in die Berufswahl.» Das Ziel von Swisscom sei, ein Geschlechterverhältnis von 50 zu 50 Prozent zu erreichen. «In der Informatik-Grundbildung ist die Frauenquote leider extrem tief und im letzten Jahr ­sogar noch gesunken», erklärt Walsh. «Wir erhoffen uns, dass wir mit der Berufslehre Entwickler/in digitales Bu­siness, die in der Technik nicht so sehr in die Tiefe geht, dafür mehr wirtschaftliche und kommunikative Inhalte hat, Gegensteuer geben können.»
“Wir benötigen Spezialistinnen und Spezialisten, die sich explizit in Schnittstellenthemen auskennen„
Steven Walsh, Swisscom
Swisscom sehe sich auch in der Pflicht, die Werbetrommel für den neuen Beruf zu rühren: «Als eine der First-Mover-Firmen gehen wir mit voran und zeigen nach aussen, dass wir von diesem neuen Beruf überzeugt sind und ihn benötigen – wir übernehmen quas sich für Lehrstellen zu ­bewerben, die Berufsmeisterschaften Swiss Skills in Bern. Diese sind mit einer grossen Berufsmesse kombiniert: «Diese Plattform werden wir – Swisscom, Post und ICT-Berufsbildung Schweiz – an unseren jeweiligen Messeständen gross bespielen», sagt Walsh. «Dort wollen wir den Jugendlichen initial aufzeigen, dass Entwickler/in ­digitales Business eine spannende Lehre und auch ein ­Zukunftsberuf ist.» Gleichzeitig werde in den verschiedensten Medien Werbung für den Beruf gemacht und ­dieser auch von den kantonalen OdA (Organisationen der ­Arbeitswelt) an den regionalen Berufsmessen präsentiert.




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