Bundeskanzlerin Angela Merkel 18.06.2019, 09:55 Uhr

"Künstliche Intelligenz muss Menschen dienen"

Bei einem Treffen mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern auf Schloss Meseberg fordert Bundeskanzlerin Merkel ein europäisches Regelwerk für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).
Bundeskanzlerin Angela Merkel
(Quelle: shutterstock.com/360b)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) strebt beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) Regeln auf europäischer Ebene an. "Es sind sich alle Beteiligten einig, dass es sich hier um gewaltige Veränderungen unserer Lebens- und Arbeitswelt handelt und dass diese Veränderungen den Menschen zu dienen haben und nicht etwa die Technik nur als solches betrachtet werden kann", sagte Merkel nach Gesprächen mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern auf Schloss Meseberg in Brandenburg.

Die Kanzlerin und Mitglieder ihres Kabinetts hatten sich im dortigen Gästehaus der Bundesregierung zum Informationsaustausch mit den Spitzen von Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden getroffen. Es ging es um die Auswirkungen der KI auf Unternehmens- und Arbeitsprozesse.

Politik hat Leitfunktion

Die Themen Datenhoheit und Ethik hätten bei dem Austausch eine grosse Rolle gespielt. "Hier kommt auch der Politik eine Leitfunktion zu", sagte Merkel. Man sei bei dem Gespräch aufgefordert worden, auf europäischer Ebene ethische Massstäbe für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz voranzutreiben. Es gebe dafür bereits Arbeitsgruppen bei der EU-Kommission in Brüssel. "Aber das Ganze muss natürlich ähnlich wie die Datenschutzgrundverordnung in einem nächsten Schritt in ein Regelwerk gegossen werden", sagte Merkel.

Die Kanzlerin rief Gesellschaft und Wirtschaft aber auch dazu auf, sich auf die neuen KI-Technologien einzulassen. "Wir alle müssen umlernen, egal ob in der Unternehmensführung, in der Politik oder aber die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer". Nur dann könnten die Menschen die Chancen wahrnehmen, die sich aus diesen dramatischen Veränderungen ergäben. Die Wirtschaft hielt der Politik vor, beim Thema Künstliche Intelligenz zu wenig ehrgeizig zu sein.

Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, man müsse die Möglichkeiten der KI nutzen, aber Nachteile vermeiden, gerade für Arbeitsplätze. Mit der kürzlich beendeten Versteigerung der Mobilfunklizenzen könne nun eine gute Infrastruktur ausgebaut werden. Ziel der KI-Strategie der Bundesregierung ist es, "KI made in Germany" zu einem internationalen Gütezeichen zu machen.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, hatte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vor dem Treffen gesagt: "Deutschland muss im Wettbewerb um die Vorreiterrolle in der Digitalisierung ehrgeiziger und schneller werden. Die Bundesregierung muss ihre im Herbst 2018 vorgestellte KI-Strategie rascher umsetzen, damit wir den Rückstand aufholen."



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