KI im Payment: Mehr Intelligenz beim Bezahlen

Realisierungsquoten von 95 Prozent

Zudem hilft die Technologie den Dienstleistern bei der Entscheidung für die richtige Form der Ansprache: "Die KI unterstützt beispielsweise die Wahl des optimalen Kommunikationskanals und den Zeitpunkt der Kundenansprache", hebt Sebastian Hoop, Geschäftsführer des Fintechs und Lösungsanbieters Collect AI hervor. Dadurch lassen sich Kosten senken und die Erfolgsquote sowie die Kundenbindung verbessern. 
Als Beispiel führt Hoop den Elektronik-Anbieter Acer an: Das Unternehmen setzt in sechs Ländern auf die Lösung von Col­lect AI. Das Tool steuert die Kommunikation mit dem Kunden nach der Rechnungsstellung. Dabei passt die Technologie das Zeitfenster der Kontaktaufnahme an. Der säumige Kunde erhält per Post, Mail oder SMS eine Nachricht mit einem Link zur Bezahlseite im Markenauftritt von Acer. Die Sprache auf der Website richtet sich dabei nach den Browser-Einstellungen des Kunden. Er kann dann auswählen, mit welchem Bezahlverfahren er seine Rechnung begleichen möchte. Will der Kunde nicht bezahlen, wird ihm noch auf der Bezahlseite ermöglicht, mit Acer in den Dialog zu treten. Acer konnte dadurch die Realisierungsquote, also den Anteil der im Mahnverfahren bezahlten Rechnungen, auf 95 Prozent steigern.

Aussteuerung von Zahlarten und Voice Commerce

Neben dem Inkasso und der Betrugsprävention hat künstliche Intelligenz derzeit vor allem Einfluss auf die Aussteuerung der Bezahlverfahren, die einem Kunden im Shop angeboten werden. Zum einen schliessen die Systeme nach der Betrugsprävention für bestimmte Kunden besonders risikobehaftete Zahlarten wie den Rechnungskauf aus. Zum anderen können die Systeme erkennen, welche Käufer welche Bezahlverfahren favorisieren und ihnen diese im Rahmen eines personalisierten Kauferlebnisses gezielt anbieten.
In anderen Bereichen wird KI das Payment nur bedingt verändern. Von Bedeutung könnte die Technologie beim Thema Conversational Commerce werden, also dem Verkauf aus Gesprächssituationen ­heraus, etwa über einen Chatbot. "Das wird nur dann Erfolg haben, wenn der künstliche Gesprächspartner überzeugend auf den Kunden eingehen kann", meint Ralf Gladis von Computop. Und dabei helfe KI sehr.

KI unterstützt Maschine-zu-Maschine-Kontakt

Das sieht Christian Bock, Geschäftsführer des Zahlungsdienstleisters CRIF Bürgel, ähnlich. Er verweist darauf, dass Bezahlprozesse immer einfacher werden und beispielsweise künftig allein durch die Stimme ausgelöst werden könnten. Er hält zudem das Thema Identitätsprüfung für ­interessant: "Früher sind wir in einen ­Tante- Emma-Laden gegangen und wurden dort von der Verkäuferin erkannt. Heute sorgen Computersysteme für bessere Identifika­tionsverfahren, etwa mit Gesichts- oder Spracherkennung", verdeutlicht Bock.
Heidelpay-Gründer Hüllemann sieht im Maschine-zu-Maschine-Kontakt interessante Entwicklungschancen. "Wenn ein Auto an eine Tankstelle fährt und der Bezahlprozess autonom zwischen zwei Systemen stattfindet, die vorher nicht darauf konfiguriert wurden, dann ist die Einsatzmöglichkeit von KI gegeben und würde definitiv einen Mehrwert bieten", meint er.

Loslösen des Bezahlens vom Kaufprozess

Deutlichster Trend derzeit ist ein Loslösen des Bezahlprozesses vom Kaufvorgang. "Payment wird zukünftig mehr und mehr im Hintergrund stattfinden, ohne die Kundenerfahrung bei einem Kaufprozess negativ zu beeinflussen", meint Thomas Wernet, Senior Vice President Sales & Account Management beim Zahlungsdienstleister Arvato Financial Solutions. Er führt als Beispiel den Fahrdienst Uber an: Hier wird die Fahrt automatisch über die in der Uber-App hinterlegten Zahlungsmittel abgewickelt.




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