Wechsel bei Amazon 09.02.2021, 13:47 Uhr

Designierter Amazon-CEO: Wer ist eigentlich Andy Jassy?

Für Insider kam die Ankündigung, dass Andy Jassy in die Fussstapfen von Firmengründer Jeff Bezos treten würde, nicht überraschend. Jassy gilt als enger Vertrauter des Amazon-Chefs und er machte das hauseigene Cloud-Geschäft zu einer wichtigen Säule des Amazon-Erfolges.
(Quelle: YouTube/Code Conference)
Nur einen ganz kurzen Zacken in der Kurs-Kurve der Amazon-Aktie hinterliess die Nachricht vom Wechsel in der operativen Führungsebene des grössten E-Commerce-Konzerns der Welt. Amazon-CEO und -Gründer Jeff Bezos hatte am gestrigen Dienstag in einer Rundmail an die Belegschaft angekündigt, dass er im 3. Quartal 2021 seinen Posten an Andy Jassy abgeben wird. Bezos wechselt dann, wie weiland Google-Mastermind Eric Schmid, an die Spitze des Verwaltungsrates und überlässt das operative Geschäft seinem Nachfolger.
Diese Nachricht scheint die Anleger weder schockiert noch euphorisiert zu haben, am Morgen danach war das Amazon-Papier immer noch ziemlich genauso viel wert wie zuvor, der Zacken in der Kurve zeigte eher, dass Amazon lebt. Auch die Rekord-Zahlen für das 4. Quartal, die Amazon nur wenige Stunden nach Bezos Mail veröffentlichte - erstmals mehr als 100 Milliarden US-Dollar Umsatz, Gewinn fast verdoppelt -  brachten die Anleger nicht aus dem Häuschen, sie waren erwartet worden.

Jassy zählt zum Urgestein

Doch gerade am Gewinnsprung ist - Corona hin, E-Commerce-Boom her - der "Neue" nicht ganz unschuldig. Andrew R. Jassy, vor 53 Jahren in New York geboren, genannt Andy, ist CEO der Amazon-Tochter Amazon Web Services (AWS), und er ist bei Amazon bereits ein ganz alter Hase. 1997, da war Amazon noch nicht an der Börse und zumindest in Deutschland noch weitgehend unbekannt, stiess Jassy zu Amazon. Er hatte damals ein frisches MBA-Diplom von Harvard in der Tasche und stieg bei Bezos als Marketing Manager ein.
2003 begann Jassy mit rund 60 Leuten ein Projekt, das nicht nur sein Leben, sondern auch Amazon verändern sollte. Er entwickelte mit seinem Team Amazon Web Services, eine Cloud-Infrastruktur, die heute zu den weltweit führenden zählt. Und zu den profitabelsten: 2020 machte Amazon mit AWS bei 45 Milliarden US-Dollar Umsatz satte 13 Milliarden US-Dollar Gewinn. Mit anderen Worten: Die Cloud-Sparte zeichnet für gut zehn Prozent des Gesamt-Umsatzes des Konzerns verantwortlich, aber für über die Hälfte des Gewinns.
Wer also Amazon heute als "Online-Händler" bezeichnet, der drückt sich ähnlich unpräzise aus wie all diejenigen, die Amazon lange als "Internet-Buchhändler" auf dem Zettel hatten. "Integrierter Technologie-Konzern rund um den digitalen Handel" trifft es vielleicht besser, wobei AWS Amazon auch den Weg öffnet in Wirtschaftsbereiche, die mit dem eigentlichen Handel nicht mehr viel zu tun haben. So wickelt zum Beispiel der Autobauer BMW die Online-Connectivity seiner Fahrzeuge über die Amazon-Cloud ab.

Wechsel vom E-Commerce- zum Technologiekonzern?

Wird sich der Konzern unter der Führung von Jassy von der Handels- zur Technologieplattform wandeln? Dass Jassy das Thema E-Commerce vernachlässigt, ist kaum zu befürchten, denn er kennt das Geschäft ebenso gut wie Bezos selbst.
2003 hatte Bezos ein Trainee-Programm gestartet, in dem jeweils ein ausgewählter Amazon-Manager den Boss volle zwei Jahre lang bei allen Reisen und Meetings begleiten und Einblick in alle seine Entscheidungen haben sollte. Die kleine Riege dieser ausgewählten Bezos-Gefährten wird bei Amazon ehrfürchtig "Shadow" genannt.
Jassy war der erste von Bezos Schatten.




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