Centi 23.03.2023, 10:11 Uhr

Centi bringt den digitalen Franken

Mittels der Blockchain-Technologie möchte Centi den Zahlungsprozess einfacher, hygienischer und durch die Ausschaltung der Mittelmänner auch günstiger machen.
Bernhard Müller ist General Manager und einer der Gründer von Centi
(Quelle: Centi)
Centi ist ein Zürcher Start-up, das im Zahlungs­bereich tätig ist. Dabei richtet es sein Angebot sowohl an Konsumenten als auch an verschiedene Händler. «Bei uns speziell gegenüber anderen Firmen in diesem Bereich ist, dass wir alle Zahlungen über die Blockchain abwickeln», sagt Bernhard Müller, General Manager und Mitgründer von Centi. Zahlungen via Centi haben eine sogenannte «instant finality», das heisst, sie werden direkt zwischen den zwei interagierenden Parteien abgewickelt und gelten, sowohl rechtlich als auch technisch, als «Barzahlung». Ein Aspekt, der laut Müller sonst im elektronischen Zahlungsbereich nicht zu finden ist: «Wir haben eigentlich immer Debit oder Credit. Aber bei Centi ist es eben Cash, einfach digital.»

Ein linearisierter Zahlungsprozess

Was Centi in den Augen von Müller von anderen Unternehmen im Zahlungsbereich abhebt, ist der linearisierte Zahlungsprozess. Heute fallen bei jeder elektronischen Zahlung im Consumer-Bereich Mehrkosten an. Ein Beispiel dafür sind Gebühren an die Kreditkartenfirmen. Wenn ein Konsument für einen Artikel bezahlt, dann geht das Geld nicht direkt von ihm zum Händler, sondern läuft über mehrere Zwischenstationen, die alle dabei Geld verdienen. Genau hier will Centi ansetzen und den Prozess optimieren. Das geschieht durch ein Push-System, über das die vielen Zwischenstationen und die dabei anfallenden Gebühren eliminiert werden. «Centi verbindet die ­Vorteile des Bargelds mit den Vorteilen des elektronischen Zahlens. Das ist unser Differenzierungsmerkmal», erklärt Müller.
Das Business-Modell des jungen Unternehmens basiert zwar ebenfalls auf dem Einziehen von Gebühren, im Gegensatz zum gängigen Modell fallen diese jedoch nicht direkt bei einer Zahlung an. Centi verdient Geld unter anderem damit, dass das Start-up digitales Geld aus dem Wallet eines Händlers automatisiert in Schweizer Franken auf dessen Konto wechselt. Müller verweist dabei darauf, dass auch das Business-Modell von Centi, wie in jedem Zahlungsbereich, stark vom Volumen abhängt. Daher peilt das Start-up neben den regulären Payments auch eine dedizierte Micropayment-Installation an, die sich an Unternehmen richtet, die beispielsweise ihren Content in einem Pay-as-you-go-Modell monetarisieren wollen. Müller führt dazu aus, dass bei vielen Unternehmen Umsatzkanäle brachliegen oder nicht entwickelt worden sind, weil bislang schlicht keine Technologie vorhanden war, um Micropayments kostengünstig zu prozessieren. Müller nennt die Medienindustrie als Paradebeispiel.

All-in-One-App

Centi bietet seinen Business-Kunden neben den Zahlungen ohne Zusatzgebühren noch weitere Features an. So können etwa Eventtickets, Coupons oder Loyalitätspunkte von einem Händler direkt via App an spezifische Nutzer geschickt werden. Müller beschreibt diesen Prozess so: «Centi ist wie ein Gleis. Wenn es einmal gelegt ist, dann kann es in beide Richtungen und von verschiedenen Zügen befahren werden. Es ist sicher eines unserer Differenzierungsmerkmale, dass bei uns nicht nur etwas, beispielsweise der digitale Schweizer Franken, in eine Richtung fliessen kann, sondern auch Tokens oder Gutscheine.» Konsumenten können wiederum die Centi-App nutzen, um Geld kostenlos zu versenden, und zwar global. Das dürfte Personen freuen, die über Instagram Dinge verkaufen und zur Bezahlung anstatt der eigenen Telefonnummer, wie etwa bei Twint nötig, einfach ihre Centi- Paymail-Adresse als QR-Code auf Instagram hinterlegen können und so die Bezahlungen in digitalen Schweizer Franken in Echtzeit entgegennehmen können.
Rund um ihre Software-Lösung hat Centi eine Reihe von Industrie-Implementierungen geschaffen. «Diese haben alle zum Zweck, unseren Business-Kunden eine Infrastruktur bereitzustellen, die eben genau ohne VISA und Mastercard und deren Gebührenstrukturen auskommt – dies bei gleichzeitiger Gewährleistung der Convenience bei der Bezahlung durch den Konsumenten.» Müller nennt etwa die Eventindustrie als Beispiel. Für diese habe Centi eine Lösung geschaffen, die es den Veranstaltern ermöglicht, ohne Anschaffung oder Miete von Infrastruktur Zahlungen abzuwickeln, Tickets herauszugeben, eigene Coins für Eventsponsoren während des Festivals und so weiter zu schaffen. «Wir als Centi sind eine reine Software-Firma, rein cloudbasiert. Jeder Eventveranstalter kann sich über unsere App in unserem Webportal so viele Kassen und Ticketscanner generieren, wie er möchte.» Im Notfall, so Müller, reiche es schon, wenn das Festivalpersonal ein Smartphone habe, um einkassieren zu können.

Der Nutzwert von Blockchain-Technologie

Centi setzt bei seiner Software auf ein hochgradig skalierbares und tokenisierungsfähiges Blockchain-Protokoll. «Für uns war es wichtig, eine Technologie zu wählen, die die Performanz und niedrige Transaktionskosten in den Vordergrund stellt.» Für Centi gehe es eben darum, dass die Technologie einen echten Mehrwert generieren müsse, der losgelöst von Spekulation sei, die üblicherweise mit Blockchain assoziiert werde. «Es geht uns um den Nutzwert der Blockchain-Technologie», sagt Müller. Dieser Aspekt sei für Centi essenziell.




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