Webshops: Expansion in die Alpenländer

Zoll als Stolperstein

Stolperstein war auch für Windeln.de die Zollabwicklung: "Dieser Prozess ist - wenn auch inzwischen automatisiert – immer noch aufwendig. Für jeden unserer inzwischen rund 50.000 Artikel müssen zollspezifische Daten wie Ursprungsland, Zolltarifnummern, Gewichte etc. eingepflegt werden", erklärt Brand. Der Kunde merkt davon jedoch nichts, die Zölle und die höheren Transportkosten sind laut Brand bereits im Verkaufspreis abgebildet.
Auch für Mister Spex lag eine der grössten Hürden in der Zollabwicklung, zumal dies Auswirkungen auf die Liefergeschwindigkeit hatte. Mittlerweile arbeitet das Unternehmen mit Agenturen zusammen, die auf die Zollabwicklung spezialisiert sind. Die Kosten preist der Online-Optiker ein: "Der Zoll und die Versteuerung der Waren führen dazu, dass das Preisniveau in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland höher ist", so Vesterdal.
Spreadshirt hat sich ebenfalls nach entsprechenden Partnern umgesehen - allerdings ohne Ergebnis. "Die Suche nach ­einem Service, der die Zollabwicklung für Spreadshirt übernimmt und dabei preislich tragbar ist, blieb erfolglos", bedauert Junior Project Manager Christoph Helbig. "Unsere Kunden müssen Zölle gegebenenfalls selbst tragen und werden dementsprechend darüber informiert."
Eine zweite grosse Herausforderung bei der Expansion in die Schweiz stellt die Mehrsprachigkeit dar.
So konzentrieren sich Mymüsli und Mister Spex auf die deutschsprachige Kundschaft in der Schweiz, weitere Sprachen werden nicht angeboten. Mister Spex plant allerdings, im kommenden Jahr eine zweisprachige Website aufzubauen. Spreadshirt setzt für die deutschsprachigen Schweizer auf eine einheitliche Sprachvariante für den ­gesamten DACH-Raum. Daneben ist die Seite auf Französisch und Italienisch verfügbar - das Unternehmen betreibt auch Shops in Frankreich und Italien.

Kosten-Nutzen-Abwägung

"Natürlich hätten Kunden beispielsweise in der Schweiz gerne, dass sie landestypisch angesprochen werden. Dennoch gilt es, sehr genau Aufwand und Nutzen gegen­einander abzuwägen", betont Katja Felke, Head of E-Commerce beim Handy-Accessoires-Shop The Kase. Denn die Marktgrösse von Österreich und der Schweiz ist nichtsdestotrotz überschaubar. Der Aufwand für die Lokalisierung muss im Verhältnis stehen. The Kase ist in 16 Ländern mit Online-Shops vertreten, darunter die Philippinen, Saudi-Arabien, Honkong und Singapur. Hinzu kommen 150 Ladenfilialen weltweit. Für Österreich und die Schweiz befinden sich die Online-Shops derzeit im Aufbau.
The Kase geht bei der Internationalisierung nach einer Checkliste (siehe links)vor, auf der die Punkte festgehalten sind, die es zu klären gilt. So weist Felke beispielsweise auf die Frage nach der Eignung des Shop-Systems hin: Sollen mehrere Länder über ein einheitliches Shop-System ­abgebildet werden, ist die Mehrsprachen­fähigkeit Grundvoraussetzung. Ausserdem muss das System beim Rechtemanagement, der Anpassung der ­Produktkataloge, der Kundendatenbanken oder der Marketingaktiväten flexibel sein. Bei The Kase fiel die Wahl 2013 auf Demandware.
Für Felke ist die Zusammenarbeit mit Partnern im Land sehr wichtig. Deswegen baut das Unternehmen auf Franchise-Nehmer, die sich vor Ort auskennen. Das erleichtert auch das lokale Marketing - denn damit die ausländischen Kunden ihr Geld auch wirklich bei deutschen Händlern lassen, ist ein Mindestmass an Marketing im Regelfall Pflicht.




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