Neuer Markt im Internet
14.08.2016, 09:50 Uhr

Start-ups ordnen Catering-Markt neu

Lieferdienste bereiteten den Markt vor: Sechs neue Marktplätze vermitteln Dienstleister fürs Catering und bringen mehr Effizienz in einen fragmentierten Markt. Kunden sind Privatleute und Unternehmen.
Start-ups erleichtern die Suche nach Catering-Dienstleistern. Der Bedarf nimmt vor allem unter Firmen zu
(Quelle: Fotolia/Sarym Sakow)
Fotoshooting in Berlin. Es wird bis in den späten Abend dauern. Fotografen, Stylistinnen und Models müssen verköstigt werden. Sie wünschen sich Veganes, Low Carb und Asiatisches. Drei Tage braucht Therese Köhler, um einen Caterer zu finden, der all diese Wünsche erfüllt. Vor der Buchung telefonierte, faxte, mailte sie und dachte sich dabei: "Das geht doch schneller.“
Es geht viel schneller: Die Suche nach dem Caterer liegt zwar schon länger zurück. Aber nach einigen Gesprächen mit Anbietern und Unternehmen hat Therese Köhler mit ihrer Freundin Sophie Radtke, einer Food-Bloggerin, im Sommer 2015 Heycater gegründet. Das Berliner Start-up baut an einem Online-Marktplatz, der Unternehmen und Privatpersonen mit Caterern zusammenbringt und die Buchung mit wenigen Clicks ermöglicht. "Online", stellt Mitgründerin Radtke fest, "verkürzt die Suche nach einem Caterer, gerade, wenn es viele Vorgaben gibt oder es um grosse Veranstaltungen geht."
Heycater hat daher sofort Konkurrenz bekommen. Inzwischen beackern mindestens fünf weitere Start-ups das Feld Catering : Lemoncat, Caterwings, Happycater sitzen in Berlin, Catero und Event Inc in Hamburg. Und wie so oft in der Gründerszene gibt es natürlich auch Vorbilder in den USA zu besichtigen: Hier bündeln Eatclub, Ezcater oder Zerocater Nachfrage und Angebot des Catering-Marktes. Investoren sind auch schon auf den Geschmack gekommen: Lemoncat, Heycater und Caterwings bekamen bereits Millionenfinanzierungen.

Milliardenmarkt mit Essen

Catering ist ein fragmentierter, aber enorm aussichtsreicher Markt - gerade für Werbungtreibende und Vermittler: Für Hochzeiten und andere Feste, vor allem aber für die diversen Veranstaltungen von Firmen werden Zulieferer von Speisen und Getränken gebraucht. Zwischen 15.000 und 17.000 Restaurants und spezialisierte Anbieter kochen hier zu Lande für andere, hinzu kommen Kochteams zum Mieten, Metzgereien, Bäckereien, semiprofessionelle Hobby-Köche. Grosse Cater-Unternehmen wie Compass, Aramark oder Apetito setzen im Jahr Hunderte von Millionen Euro um. Insgesamt wird der Markt in Deutschland auf sieben bis acht Milliarden Euro Umsatz geschätzt, wobei etwa zwei Milliarden auf das Catering von Schulen, Seniorenheimen und anderen Kantinen entfallen, die aber per Ausschreibung vergeben werden. Von diesem Kuchen möchten sich die Start-up ihren Teil für das Online-Marketing und das Bekanntmachen dieser Dienstleistung abschneiden.
Zur Veranschaulichung der Perpektiven macht Oliver Giese, Mitgründer von Catero in Hamburg, diese Rechnung auf: "In Deutschland werden pro Jahr rund 400.000 Hochzeiten gefeiert, wenn nur die Hälfte davon in einem grösseren Rahmen stattfinden, kommen schnell 20 bis 40 Millionen Euro zusammen." Solche Aussichten lassen sich Investoren nicht lange nur auf der Zunge zergehen: Unternehmensentwickler Rocket Internet ist gleich bei zwei Anbietern - Lemoncat und Caterwings - dabei. Lukasz Gadowski, Business Angel und Gründer von Spreadshirt, sowie die Investmentgesellschaften Point Nine und Target Global finanzieren den Aufbau von Lemoncat. Heycater bekam eine siebenstellige Finanzspritze von Atlantic Food Labs, 360 Capital sowie von Unternehmen. Auch Holtzbrinck und Tengelmann setzen auf die Caterer-Vermittler im Internet. "Investoren mögen erfahrene Gründerteams, das Food-Know-how ist bei uns stark vertreten", sagt Doreen Huber, die Gründerin von Lemoncat, die zuvor Delivery Hero mit aufbaute. Auch Sophie Radtke hat erste Erfahrungen mit der Gastronomie bei einem Lieferdienst gesammelt.




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