Erste Hauptversammlung 25.06.2015, 09:15 Uhr

Rocket Internet: Plazet von den Aktionären

Zum ersten Mal seit Börsengang im Oktober 2014 stellte sich Rocket Internet den Fragen der Aktionäre. Für Oliver Samwer gab es viel Kritik - aber vor allen Dingen auch viel Geld.
CEO Oliver Samwer verkauft sich gerne als "aggressivster Mann des Internets"
(Quelle: Rocket Internet)
Seit jeher sind die Ziele des Berliner Start-up-Inkubators Rocket Internet ambitioniert. Das wurde einmal mehr auf der ersten Hauptversammlung des Unternehmens in der Hauptstadt deutlich. "Wir möchten die grösste Internetplattform der Welt werden", betonte Geschäftsführer Oliver Samwer gleich zu Beginn seines Vortrags. Kein neuer Wunsch des nach eigenen Aussagen "aggressivsten Mann des Internets". Diesen erfüllen soll nun nach wie vor die Internationalisierung.
Weltweite Expansionen sind weiter in Planung, der Fokus soll aber nicht auf den starken Märkten China und USA liegen - die Konkurrenz sei dort schlichtweg schon zu gross, die Chancen für ein Start-up relativ gering. Paradox: Gerade aus den USA - so der oft gehörte Vorwurf an die Samwer-Brüder - sollen die meisten der von ihnen "kopierten" Erfolgsmodelle stammen.

Rocket Internet: Teurer Börsengang

Erstmals seit dem mit grossen Erwartungen verbundenen Börsengang im Oktober 2014 stellte sich Rocket Internet den Fragen der Aktionäre. Kritisch wurden dabei die nicht ganz so glamourösen Zahlen beäugt. Hohe Verluste, keine Dividende. Zwar machte die Start-up-Holding der Samwer-Brüder im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt 104 Millionen Euro, was im Vergleich zu 2013 einen Anstieg um rund 43 Prozent bedeutet.
Doch neben dem Umsatz steht ein deutlicher Verlust in Höhe von 20,2 Millionen Euro. Grund dafür war laut Rocket Internet, dass 2014 keine Unternehmen verkauft - und damit Geld in die Kassen gespült - wurden. Man habe stattdessen zehn weitere Unternehmen auf den Markt gebracht und weiterhin in die Rocket-Plattform investiert.

Wo ist das zweite Zalando?

Am Lieblingskind Zalando wird gerne demonstriert, dass es funktionieren kann: Dessen erste Hauptversammlung absolvierte der Modeversender locker, die Vorstände konnten tatsächlich glamouröse Zahlen präsentieren. In Q1 2015 erwirtschaftete Zalando das beste Ergebnis in einem ersten Quartal der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz stieg um 28,5 Prozent auf 644 Millionen Euro und übertraf damit die anvisierten Ziele von 20 bis 25 Prozent. Aufgrund dieses starken ersten Quartals wurde auch die Prognose für das laufende Jahr erhöht. Das Wachstum solle am oberen Ende der angepeilten Spanne von 20 bis 25 Prozent liegen, die bereinigte Ebit-Marge bei 4,5 statt 3,4 Prozent.
Trotz des Zalando-Musterbeispiels steht allerdings fest: Alle Firmentöchter von Rocket Internet schreiben bislang rote Zahlen, darunter grosse Namen wie die Möbelhändler Westwing und Home24 oder die Essens-Lieferdienste HelloFresh, Foodpanda und Delivery Hero. Mit der Frage "Wo ist das zweite Zalando?", sprach Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger damit die Frage aus, die alle Aktionäre derzeit beschäftigt.



Das könnte Sie auch interessieren