Initiative des EHI 05.04.2019, 13:23 Uhr

Robotics im Handel: Massnahmen zur Verbreitung

Das EHI Retail Institute will mit einer Initiative die Verbreitung von Robotern im Einzelhandel voranbringen.
(Quelle: shutterstock.com/Chesky)
Gesteigerte Effizienz, geringere Kosten und "Mitarbeiter", die nie ermüden, egal wie viele Kilometer Wegstrecke sie im Lager bewältigen müssen: All das und vieles mehr macht den Einsatz von Robotern für die Handelslogistik interessant. Anwendungsmöglichkeiten gibt es dabei etliche, etwa bei der Kommissionierung von ­Waren, dem Bestücken von Hochregalen oder ganz banalen Aufgaben wie dem Ein- und Ausräumen von Waren.
Das EHI Retail Institute in Köln agiert als Think Tank für den Handel und hat Anfang 2017 die "Robotics for Retail-Initiative" gestartet, abgekürzt mit dem griffigen Kürzel "R4R". Mit 15 Partnerfirmen, die in den Bereichen Hard- und Softwarelösungen der Automatisierung und Robotik tätig sind - Integrationsdienstleister, Berater, Sensorikanbieter und Logistikdienstleister -, sollen Einsatzszenarien praxisnah beleuchtet werden.

Die Implementierung ist die grösste Herausforderung

Zwei Jahre später zieht Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsleitung beim EHI, ein erstes Zwischenfazit. Zu den grössten Herausforderungen bei der Roboterisierung des Retail-Sektors zählt für ihn die Implementierung von Lösungen, die im praktischen Einsatz in der Fläche auch funktionieren. "Durch die Anforderungen des Omnichannel-Commerce und der ­aktuellen Lage am Arbeitsmarkt für gewerbliche Mitarbeiter und auch Facharbeiter muss der Handel zusehen, nicht an Produktivität zu verlieren", sagt Atzberger. "Die Herausforderung ist, dass es derzeit noch sehr viele Insellösungen der Anbieter gibt, die leider bis dato wenig standardisiert sind. Hier sehen wir mit der R4R-Initiative die Chance, Anforderungen zu bündeln."
Aus Sicht des EHI sollten Robotiklösungen in Zukunft miteinander kompatibel sein, was sowohl die Hardware als auch die IT-Schnittstellen und Datenformate ­angeht. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Händler wünschen sich Plug&Play-fähige Systeme und wollen nicht selbst zu Robotikexperten werden.
Nach den ersten Anwendungen in Lager und Intralogistik gelangen Roboter aber zunehmend auch am Point of Sale (POS) zum Einsatz. Als Einkaufsassistenten ­begleiten sie etwa den Kunden zum gesuchten Produkt oder liefern erweiterte Produktinformationen. Erste bekannte Beispiele dafür sind der Serviceroboter Paul, der im Ingolstädter Saturn-Markt über die Ladenfläche rollte, oder der Roboter "Tory" des Herstellers Metralabs, der bereits 2015 erstmals beim Modehändler Adler in Erfurt die Inventur übernahm.
EHI-Manager Atzberger sagt dazu: "Für die Händler ist Robotics am PoS in den seltensten Fällen reine Spielerei oder Unterhaltung. Sie verfolgen ein klares Ziel, wie die Inventur im Regal, das ­Erkennen von Präsenzlücken oder die ­Erstellung ­eines digitalen Planogramms. Dazu kommen weitere Services am PoS, die das Einkaufen für den Kunden bequemer und leichter machen, zum Beispiel die Produktsuche oder die Navigation im Shop."

Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine

Doch weil diese Innovationen und die ­dahinter liegenden digitalen Technologien immer weiter in immer mehr Lebens­bereiche vordringen, rufen sie nicht nur Veränderungsprozesse im Geschäftsleben hervor, sondern führen auch zu Veränderungen des sozialen Gefüges. Auch das sind Aspekte, die laut Atzberger zu bedenken sind.
Denn wenn Maschinen und Roboter im zunehmenden Masse miteinander interagieren und sich beispielsweise untereinander eigenständig koordinieren können, muss auch die Schnittstelle zwischen ­Maschinen und Menschen klar definiert werden. Atzberger erklärt dazu: "Für Mitarbeiter in der Handelslogistik wird es dann spannend, wenn der Roboter aus seinem Käfig entlassen wird und sich zum Cobot verändert, also zu einem Collaborative Roboter wird, der mit dem Menschen Hand in Hand arbeitet. Hier muss für hinreichend Information und Aufklärung ­gesorgt werden, da es sonst mit der Akzeptanz schwierig wird und die Ängste der ­betroffenen Mitarbeiter überwiegen."
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Quelle: Ebner Media Group

Dunja Koelwel
Autor(in) Dunja Koelwel



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