Online-Lieferdienste: Der Markt wächst weltweit

Die Essenslieferung nachverfolgen können

Schnell, effizient und transparent sollen die Lieferservices möglichst sein. ­Hungrige Kunden wollen wissen, wann sie sich zu Tisch setzen können. Deshalb hat Foo­dora noch eine App entwickelt, mit der die bequemen Geniesser nicht nur bestellen, sondern auch mitverfolgen können, wie es um ihr Essen steht. Vorbild sind die Tracking- und Kontrollfunktionen der Paketdienste im E-Commerce. "Damit wollen wir ein rundum positives Kundenerlebnis schaffen", sagt Mitgründer Julian Dames, der bei Foodora für das Marketing zuständig ist.
Frusterlebnisse zu vermeiden ist ein Ziel. Foodora streicht betei­ligte Gaststätten auch schon mal von der ­Restaurantliste im Internet: etwa zu Stosszeiten, wenn im Restaurant zu viel los ist und die Küche alle Bestellungen nicht zufriedenstellend erledigen oder geforderte Lieferzeiten nicht einhalten kann.
Die grösste Herausforderung für die Start-ups ist, die Lieferqualität der Gerichte zu garantieren. Während die Takeaway-Anbieter Erfahrung darin haben, Pizza, indische Reisgerichte, italienische Nudeln oder auch Sushi so zu verpacken, dass sie auch längere Lieferzeiten überstehen, stehen die Restaurants, mit denen Foodora, Urban Taste und Deliveroo zusammenarbeiten, vor neuen Aufgaben. Den Umgang mit Styropor-, Papp- oder gar Maisbehältern müssen sie noch lernen.
So häufen sich negative Kommen­tare verärgerter Kunden auf den Seiten der neuen Lieferdienste: "Eine Stunde aufs Essen gewartet. Was ankam, war eine einzige ­Sauerei", schreibt etwa Kundin "Sofie" bei Foodora. "Das Thai-Gericht war schlecht verpackt, wodurch die Currysauce komplett auslief und alles durchnässte." Inzwischen kümmert sich Foodora auch um geeignetere Behälter. Food Express setzt auf getrennte Thermo­boxen für kühle und heisse Speisen.
Auch die Auswahl der Restaurant stellt für die Start-ups eine bislang ungewohnte Anforderung dar. Wo Gerichte deutlich mehr kosten, achten die Kunden auf Qualität und Geschmack. Urban Taste sucht daher Köche, die gute Grundlagen verarbeiten und "Freude an tollen Produkten" haben. Hungr, das demnächst mit einer Liefer-App startet, orientiert sich bei der Auswahl potenzieller Gastronomiepartner bei einschlägigen Bewertungsportalen, setzt auf Testbestellungen, aber auch ­Empfehlungen von Kunden und Fans. Bei Foodora dagegen suchen und betreuen Partnership-Manager die Restaurants.

Start-ups müssen viel Überzeugungsarbeit leisten

Noch ein Unterschied zu den etablierten Lieferdiensten: Die Neuen müssen Überzeugungsarbeit leisten. "Verbraucher müssen zunächst ein Bewusstsein dafür ent­wickeln, dass geliefertes Essen auch ein ­besonderes Geschmackserlebnis werden kann", sagt Dominik Hess, ­Kundenbetreuer bei Urban Taste. "Dann sehen wir enorme Potenziale. Allein in Deutschland haben derzeit 80.000 Restaurants keinen Lieferservice." Julian Dames von Foodora ergänzt: "Bisher gab es nur die Möglichkeit, sich Fast Food nach Hause liefern zu lassen. Jetzt wird das auch mit hochwertigem Essen möglich." Ein Mensch mit Geschmack wisse dies zu schätzen.
Die etablierten Lieferdienste üben sich derweil in Gelassenheit. "Wir sind gut in dem, was wir tun, und die Restaurants, mit denen wir zusammenarbeiten, sind es auch", sagt Jitse Groen von Takeaway.com. Ob die neuen Konkurrenten langfristig ­erfolgreich sein können? Groen zweifelt daran: "Der Hype um die neuen Lieferdienste wird sich bald legen und die ­Dinge werden sich normalisieren", sagt er. "Ich habe das Gefühl, dass diese Art von Logistikservice derzeit überbewertet ist."
 

Bildergalerie
Das Geschäft mit der Auslieferung von Essen boomt. Den Hype machen sich einige Start-ups zunutze. Online PC präsentiert vier vielversprechende Neugründungen.




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