Online-Drogeriehandel: Das Rossmann-Dilemma

Wer knackt den Online-Drogeriemarkt?

Der Branchenanalyst traut es allerdings auch E-Commerce-Grössen wie Amazon, Otto oder Zalando nicht zu, den Drogeriemarkt zu revolutionieren. "Diese Anbieter haben sich nicht auf das Thema Service und Lieferung spezialisiert, sondern auf Auswahl, Preis und Verfügbarkeit." Aktuell sei das Thema Drogerieartikel im ­Online-Kontext deshalb noch unbesetzt. "Für mich bringt bisher Picnic wohl die besten Voraussetzungen für dieses Segment mit", erklärt Graf. "Wenn ich wie bei Picnic das für mich relevante Sortiment morgen früh bekomme und nichts draufzahlen muss, dann schwenken die Kunden um."
Auch für Niceshops-Geschäftsführer Schreiner ist der Lebensmittellieferdienst aus den Niederlanden ein möglicher Kandidat, der den Online-Durchbruch im Drogeriesegment schaffen könnte: "Mit Picnic oder auch Flaschenpost entstehen gerade interessante neue Online-­Geschäftsmodelle rund um das Thema  Convenience, die auch für den Drogeriebereich grosse Relevanz haben."
Einer der wenigen Spezialshops im Drogeriesegment: Drogeriedepot.de
Quelle: Screenshot
Einer der wenigen unabhängigen ­Online-Unternehmer, die ihr Glück im Drogeriebereich suchen, ist Martin Jähnigen. Er gründete 2012 Drogeriedepot.de, brachte den Online Shop mit jährlichen Wachstumraten zwischen 20 und 25 Prozent 2018 auf 6,5 Millionen Euro Jahresumsatz und beschäftigt mittlerweile 20 Angestellte.
Seine Kunden gewann Jähnigen über klassische Kanäle wie Suchmaschinenmarketing und Preisvergleicher. "Das Online-Geschäft im Drogeriebereich ist gar nicht so schwer", meint der Unternehmer aus dem niedersächsischen Sarstedt. "Die grossen Ketten könnten das auch, die wollen nur nicht, weil sie so viele Filialen haben." Der stationäre Preiskampf mache es schwer, sich online über den Preis zu positionieren.
Sinnvoller sei es, mit Artikeln zu punkten, die es bei den Drogerieketten nicht gebe oder die dort ausgelistet seien. "Ausserdem gibt es genug Kunden, die nicht in den stationären Drogerien kaufen wollen. Wenn man denen einen guten Service und schnellen Versand bietet, akzeptieren sie auch, dass die Preise online etwas höher sind."
Was die Wettbewerbslage und die Entwicklungschancen im Online-Drogeriemarkt betrifft, hat Jähnigen eine eigene Sichtweise: "Picnic ist eine gute Idee. Aber man darf nicht ­unterschätzen, wie teuer die Logistikkosten werden, wenn man Drogerieartikel so schnell liefern will."
Sein grösster Wettbewerber ist heute vor allem Amazon - was der Drogeriedepot-Chef gar nicht so schlecht findet: "Grundsätzlich ist Konkurrenz in unserem Segment gut, damit die Leute endlich merken, dass auch Drogerieprodukte online kaufbar sind."



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