MultichannelDay 21.09.2020, 06:20 Uhr

myToys: "Multichannel ist dieses Jahr so wichtig wie nie zuvor"

"Alles wird zur Plattform", sagt Carsten Keller von Zalando auf dem MultichannelDay. Das kann Philipp Ludewig von myToys bestätigen: Die Gruppe generiert durch ihr Marktplatz-Modell zusätzliche Erträge und Reichweite - und kann Abhängigkeiten von Dritten reduzieren.
(Quelle: shutterstock.com/White bear studio)
Spotify und Uber machten es vor - Zalando, Otto und Co folgten: Online-Plattformen und -Marktplätze sind en vogue, nicht erst seit diesem Jahr. Dass es dabei nicht immer um Amazon gehen muss, will der diesjährige digitale MultichannelDay zeigen. Er wird zum zweiten Mal von der Ebner Media Group - zu der auch die INTERNET WORLD gehört - veranstaltet.
Am ersten Konferenztag ging es um Player wie eBay, real.de oder Rakuten. Den zweiten Tag eröffnete Carsten Keller, Vice President for Direct-to-Consumer bei Zalando, mit den Worten "Alles wird zur Plattform, alles wird digital". Er erklärte das Zalando-Programm "Connected Retail", dem die Frage zugrunde liegt: Was bedeutet die Öffnung für Drittparteien eigentlich für den stationären Handel?
Den Plattform-Gedanken griff im Anschluss Philipp Ludewig, Head of Partnerprogramm Fashion & Development bei der myToys Group auf. Ludewig ist bei der Tochter der Otto Group für den Fashion-Marktplatz verantwortlich und kümmert sich um die Integration von Plattformpartnern.

myToys in Zahlen

1999 gegründet, gehört die myToys-Gruppe seit 2000 zur Otto Group. Zum Unternehmen zählen der Spielwaren-Shop myToys, der Schuhe und Fashion-Händler mirapodo, yomonda (Home & Living) sowie limango, eine Private-Shopping-Community für Mütter und junge Familien.
Im Geschäftsjahr 2018/2019 betrug der Umsatz der myToys-Gruppe 670 Millionen Euro. Es gibt sieben Millionen aktive Kunden und über 4.000 Marken und Lizensen. Jedes Jahr kämen 1,3 Millionen Neukunden hinzu, jede dritte Mutter sei eine myToys-Kundin.
Nach eigenen Angaben kommt man zudem auf über 20 Millionen Visits im Monat, 60 Prozent davon sind mobile Zugriffe. Die Markenbekanntheit in Deutschland liege schon jetzt bei 94 Prozent - bis 2021 will man "die Nr. 1 Plattform für Familie" sein.

Multichannel und Marktplatz

Für Philipp Ludewig ist "Multichannel in diesem Jahr so wichtig wie nie zuvor". Begünstigt durch die Corona-Krise gäbe es bei myToys seit März einen deutlichen Anstieg des "digital shifts". Man verzeichne eine viermal höhere Neukundenrate, auch wenn es einen Umsatzeinbruch gegeben habe. Diesen habe myToys aber dank der Sortimentsbreite gut wegstecken können: "Wir haben uns in der Krise, als wir gemerkt haben, dass manche Produkte nicht mehr gut ankommen, auf andere Sortimente fokussiert. So konnten die stärkeren Warenkategorien die schwächeren auffangen." Zu den Haupttreibern in der Krise gehört vor allem das Spielzeug-Sortiment.
Das Multichannel-Modell der myToys-Gruppe stellt sich folgendermassen dar: Die Group agiert als Händler, vertikaler Player und als Marktplatz mit aktuell über 200 angeschlossenen Partnern. Neben dem klassischen Handel sei das inzwischen das wichtigste Standbein.
Partner, also Händler, die sich dem myToys-Marktplatz anschliessen, will man mit der Zielgruppe Familie locken. Diese sei sehr loyal mit hohen Warenkörben und einer hohen Shopping-Frequenz. Das ermögliche hohe Margen und biete die Chance, eine neue Zielgruppe zu erreichen. Bereits vor über fünf Jahren begann das Unternehmen damit, Händler und Marken den direkten Zugang zu diesen Kunden zu ermöglichen.
Quelle: myToys
"Marktplatzhändler" indes ist myToys über die "myToys Collection". Dahinter steckt die Eigenmarke der Gruppe, die auch auf otto.de und aboutyou.de vertrieben wird. Das Geschäft biete Opportunitäten, weiter Reichweite zu erzielen, sei aber kein Hauptfokus.

Learnings

Die Learnings aus dem Multichannel-Modell fasst Ludewig wie folgt zusammen: myToys generiere dadurch zusätzliche Erträge und eine zusätzliche Reichweite. Die Sichtbarkeit würde steigen, ebenso wie die Abverkäufe. Zudem könne das Unternehmen so Abhängigkeiten reduzieren. Eine Erkenntnis sei aber auch die Tatsache, dass nicht alle Produkte auf allen Kanälen funktionieren würden. Hier müsse man viel nach dem "Trial and Error-Prinzip" agieren.

Veränderung des Geschäftsmodells

Grundsätzlich fokussiert sich die myToys-Gruppe auf den Kunden, erklärt Ludewig. Dieser bestimme, wo es lang geht. Dafür wiederum sei eine Veränderung des Geschäftsmodells unabdingbar. So begann myToys als stationärer Fachhändler mit einem eingeschränkten Sortiment. Es folgte die E-Commerce-Phase, bis man nun schliesslich bei der Plattform angelangt sei. Lagerfläche ist nun kein limitierender Faktor mehr. Das Fazit des myToys-Speakers: "Das klassische Handelsmodell stellt Kundenerwartungen nicht mehr zufrieden."



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