Oliver Wyman-Befragung 05.07.2021, 12:58 Uhr

Nur 11 Prozent der Befragten in Österreich shoppt Lebensmittel online

Dem Lebensmittel-Einzelhandel steht ein Umbruch bevor: Online bestellen und liefern lassen – dieses Konzept bietet erhebliche Chancen für Verbraucher und Anbieter gleichermassen. Dennoch ist Österreich im Vergleich zu anderen Ländern sehr weit hinten bei der Nutzung.
Nur 11 Prozent der Befragten in Österreich shoppt Lebensmittel online, 2 Prozent shoppen Lebensmittel ausschliesslich online. 
(Quelle: Pixabay)
Laut einer Studie der Strategieberatung Oliver Wyman hat kaum ein weiteres Land in Europa einen so hohen Nachholbedarf bei der Digitalisierung des Lebensmittel-Einkaufs wie Deutschland und Österreich. Um die aktuell noch zögerlichen Supermarktgänger zu überzeugen, bringen sich Lieferdienste aus dem Start-up-Sektor in Stellung. Klassische Einzelhandelsketten müssen mit eigenen Lieferoptionen reagieren – oder sie werden überrollt.
Den Wochenend-Einkauf am Smartphone erledigen, anstatt einen Metallgitterwagen durch Supermarkt-Gänge zu schieben? Für die meisten Menschen kommt bequemes Online-Shopping von Frischwaren noch nicht in Frage: Nur jeder Zehnte der deutschen Befragten hat in den vergangenen drei Monaten in einem Online-Supermarkt eingekauft. Stattdessen wuchten die meisten in gewohnter Manier höchstpersönlich Tüten in den Kofferraum oder tragen sie nach Hause. 
Die aktuelle Analyse von Oliver Wyman zeigt, welches Potenzial im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel brach liegt. 41 Prozent der Spanier, 40 Prozent der Franzosen und 32 Prozent der Engländer haben im vergangenen Quartal bereits einen Online-Supermarkt genutzt. Deutschland ist in dieser Hinsicht mit zehn Prozent Schlusslicht unter acht untersuchten Ländern, vergleichbar niedrige Online-Werte weisen nur Österreich (11) und die Schweiz (15) auf. Die meisten Stammkunden im Online-Segment finden sich laut Studie in England mit 17 Prozent – sie geben einen Online-Shop als Hauptbezugsquelle ihrer Lebensmittel an. Hier können Deutschland (3), die Schweiz (3) und Österreich erst recht nicht mithalten (2).
 
Quelle: Oliver Wyman
 

Woher rührt die Zurückhaltung? 

In Deutschland war der meistgenannte Grund laut Studie der Wunsch, die Produkte selber zu betrachten oder zu testen. Auch die Sorge, nicht die beste Produktqualität zu erhalten, treibt die Kundschaft noch in die Läden. Erst als drittwichtigstes Hemmnis gelten die als zu hoch empfundenen Lieferkosten. „Die Anbieter haben es selbst in der Hand, sich das Vertrauen durch gute Produktqualität und hohen Service zu erarbeiten“, sagt Rainer Münch, Partner und Leiter der Handels- und Konsumgüter-Praxisgruppe bei Oliver Wyman in Deutschland. Die Faustregel für Kundenbindung: „Wer dreimal solch einen Bestelldienst probiert und jeweils zufrieden ist, bleibt dabei. Wir gehen von hoher Kundentreue aus.“ Entsprechend wichtig ist eine gute Positionierung in der Frühphase des Marktes.

Online-Kunden schauen nicht auf den Euro

Eine komplette Verdrängung der klassischen Supermärkte sei nicht zu erwarten, sagt Pöhl. „Es wird immer eine Berechtigung für stationären Handel geben.“ Doch die geschickte Verknüpfung aus beiden Welten – sogenannte Omnichannel-Modelle – versprechen Mehrumsätze. „Es lohnt sich für Anbieter, einen zusätzlichen Fokus auf Online-Bestellungen zu legen. Die angesprochene urbane Kundschaft ist attraktiv, weil sie tendenziell nicht auf den Euro schaut“, sagt Alexander Pöhl, Principal bei der Strategieberatung Oliver Wyman und Co-Autor der Studie.



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