Die Landwirtschaft wird digital

Digital im Stall

Quelle: Kleffmann Group
Der Stall gehört auch nach einer Erhebung des Digitalverbands Bitkom zu den landwirtschaftlichen Bereichen, in denen die Digitalisierung am weitesten fortgeschritten ist. So versorgt heute bereits jeder zweite Landwirt (51 Prozent) seine Tiere mit einer digitalen, an das jeweilige Individuum angepassten Fütterung. Dafür verwenden die Betriebe in der Regel vernetzte Fütterungsautomaten, die eine alters- und leistungsoptimierte Ernährung des einzelnen Tiers ermöglichen. Ausserdem können diese Geräte den Landwirt alarmieren, wenn es bei der Fütterung Probleme gibt. So lassen sich etwa Tiere schneller identifizieren und behandeln, die aufgrund einer Erkrankung weniger fressen.

Blockchain rettet Küken

Andere digitale Techniken wie die Blockchain spielen in der Landwirtschaft ebenfalls schon eine Rolle.
So hat zum Beispiel der Handelskonzern Rewe das System Respeggt entwickeln lassen, mit dem der Schlupf männlicher Küken verhindert werden soll. Durch ein endokrinologisches Verfahren kann damit vor dem Schlüpfen das Geschlecht der Küken bestimmt werden. Anschliessend werden die untersuchten Eier in männliche und weibliche Bruteier sortiert. Nur die weiblichen Eier werden zum Schlüpfen gebracht. Diese Tiere werden anschliessend als Legehühner genutzt, die zum Beispiel Eier für den Verkauf in Rewe- und Penny-Supermärkten produzieren. Die männlichen Eier werden direkt verarbeitet, etwa zu Viehfutter. Auf diese Weise wird erreicht, dass keine männlichen Küken mehr getötet werden müssen, wie es in der Eiererzeugung bislang üblich ist. Nach Angaben der Rewe Group werden in Deutschland jährlich etwa 45 Millionen männliche Küken getötet. Die dabei verwendeten Methoden wie etwa das Schreddern sind umstritten. Viele Verbraucher sind deswegen bereit, für "Eier ohne Küken­töten" mehr zu bezahlen.
Blockchain für Küken-Eier: Distributed Ledger Technology (DLT) sorgt für eine lückenlose Lieferkette. Äusserlich kaum zu unterscheidende Produkte lassen sich fälschungssicher identifizieren.
Quelle: Rewe Group
Das Besondere am Respeggt-System ist, dass die später von den weiblichen Tieren gelegten Eier markiert werden, sodass sie weder absichtlich noch unabsichtlich mit anderen, günstiger erzeugten Eiern vertauscht werden können. Dafür wird eine lückenlose Kontrolle der Lieferkette benötigt, die mit Hilfe von Distributed Ledger Technology (DLT) umgesetzt wurde.
Ein Distributed Ledger ist eine verteilte Datenbank zur Erfassung und Dokumentation von Transaktionen, wie sie so ähnlich auch in der Blockchain verwendet wird. Auf diese Weise lassen sich auch äusserlich kaum zu unterscheidende Produkte wie Eier fälschungssicher identifizieren und auseinanderhalten.
Die für das Respeggt-System eingesetzte Technik wurde von dem Regensburger Start-up Youki entwickelt. Martin Stoussavljewitsch, einer der Gründer und CEO des Unternehmens, hat sie auf der "Digital Farming Conference" in Berlin vorgestellt. Nach seinen Angaben können die Respeggt-Eier mit einem Aufpreis von zwei bis drei Cent pro Ei verkauft werden. Aufgrund der jährlich in Deutschland etwa 15 Milliarden produzierten Eier sieht er ein potenzielles Markt­­vo­lumen für das System von bis zu 400 Millionen Euro. Der von Youki entwickelte Distributed Ledger lasse sich ausserdem auch in anderen Erzeugungssektoren der Landwirtschaft anwenden.




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