Baukästen für Chatbots sind erst der Anfang

Frameworks im Überblick

Amazon Lex: Amazon Web Services (AWS) bietet mit Amazon Lex ein eigenes Chatbot- Framework an. Dabei kommt unter anderem die Technologie zum Einsatz, die von Amazon Alexa her bekannt ist. Entsprechend können die Chatbots nicht nur über Text kommunizieren, sondern auch über natürliche Sprache.
Facebook Messenger Platform: Ein solcher Bot übernimmt zum Beispiel bestimmte Teile der Kundenberatung.
Quelle: Facebook
Basis sind Deep-Learning-Funktionen der automatischen Spracherkennung zur Umwandlung von Sprache in Text und das natürliche Sprachverständnis zur Erkennung der Textabsicht des Nutzers.
Über die Amazon-Lex-Konsole lassen sich Chatbots erstellen, testen und bereitstellen - für mobile Apps, in Web-Apps und in Diensten wie Facebook Messenger, Slack, Kik und Twilio SMS. Amazon Lex ist zudem in die anderen Cloud-Services von AWS integriert.
Als Anwendungsmöglichkeiten für Amazon-Lex-Chatbots nennt AWS Call-Center-Bots zur Bearbeitung von telefonischen Anfragen, Informations-Bots für aktuelle Nachrichten, Informationen zu Spielständen oder zum Wetter sowie Anwendungs-Bots, die den Kontostand bei der Bank abfragen, ein Taxi rufen oder Eintrittskarten bestellen können. Unternehmens-Chatbots können beispielsweise die Verkaufszahlen in Salesforce, die Marketingleistung in HubSpot und den Kundendienststatus in Zendesk aufrufen.
Facebook Messenger Platform: Facebook hat seine Messenger-Plattform im Jahr 2016 gestartet. Laut Facebook sind bereits mehr als 300.000 Bots im Messenger aktiv, monatlich werden über acht Milliarden Nachrichten zwischen Menschen und Unternehmen ausgetauscht. Auf der Plattform sind 200.000 Entwickler unterwegs.
Auf der Facebook-Messenger-Plattform können Bots verschiedene Informationen für die Nutzer bereitstellen. Von Nachrichten-Abonnements wie Wetter- oder Verkehrs-Updates bis hin zu Aufgaben aus dem Kundenservice, etwa die Übermittlung von Rechnungen, Versandbestätigungen und automatisierten Antworten.
Die Senden-und-Empfangen-API des Messengers unterstützt dabei nicht nur das Senden und Empfangen von Text, sondern auch den Austausch von Bildern sowie interaktiven Content, der mehrere Optionen für Folgeaktionen enthalten kann.
Auf der Facebook-Entwicklerkonferenz "F8 2018" Anfang Mai wurden Funktionen vorgestellt, mit denen Unternehmen Augmented Reality (AR) in ihre Messenger-Dienste integrieren können.
Google Dialogflow: Dialogflow wurde 2014 als API.ai gegründet. 2016 übernahm Google API.ai und benannte die Firma um. Auch mit Dialogflow lassen sich sprach- und textbasierte Chatbots mit KI-Unterstützung erstellen. Als unterstützte Einsatzgebiete nennt Google insbesondere Handel und Kundenservice, die Interaktion mit IoT-Geräten sowie die Integration in Unternehmensanwendungen. Speziell für Unternehmensapplikationen gibt es die Dialogflow Enter­prise Edition.
Mit Dialogflow erstellen Entwickler eine Conversational App, die auf zahlreichen Plattformen wie den verschiedenen Messaging-Diensten bereitgestellt werden kann. Im Bereich Fulfillment definiert man die entsprechende Aktion als Reaktion auf das, was ein Benutzer sagt, zum Beispiel die Bearbeitung einer Bestellung. Mit dem integrierten Code-Editor von Dialogflow können Aktionen in der Dialogflow-Konsole programmiert, getestet und implementiert werden.
IBM Assistant: Watson Assistant wurde auf der "IBM Think 2018" vorgestellt und ist der Nachfolger von Watson Conversation und Virtual Agent. Dabei kann Watson Assistant sowohl von Entwicklern (Watson Conversation API) als auch von Unternehmen genutzt werden, die eine Art Chatbot-Baukasten ohne Programmierung suchen (Watson Virtual Agent).
Durch die Verwendung von IBM-Watson-Technologie stehen einem Watson-Assistant-Chatbot KI-gestützte Funktionen zur Verfügung wie die Analyse von Stimmungen und Persönlichkeiten, Übersetzung, Umwandlung von Text in Sprache oder visuelle Erkennung.
Watson Assistant wird über die IBM Cloud bereitgestellt und kann in branchenspezifische Applikationen integriert werden, darunter Anwendungen für die Bereiche Automotive und Hospitality, die Unternehmen je nach Bedarf mit White-Label und Marke versehen können. Autohersteller können somit Watson Assistant in ihren Fahrzeugen anbieten, und Hotels können den Gästen einen Chatbot in ihren Räumen bieten. Für weitere Branchen lässt sich Watson Assistant anpassen.
Microsoft Bot Framework: Das Chatbot-Framework von Microsoft ist eines der führenden Frameworks bei Chatbot-Entwicklern. Es steht auch als Open-Source-Projekt zur Verfügung. Ein Blick in die Geschichte dieses Frameworks zeigt nicht nur, wie Microsoft die Unterstützung der Chatbot-Entwicklung weiter ausbaut, sondern auch, wie umfangreich die möglichen Erweiterungen für Chatbots sind.
Bereits auf der Entwicklerkonferenz "Build 2016" hatte Microsoft die Cortana Intelligence Suite vorgestellt, mit der Entwickler auch interaktive Bots erstellen können. Für die Suite wurden mehrere Tools präsentiert:
Microsoft Cognitive Services erlauben eine natürliche Kommunikation mit Computersystemen. Die APIs bieten Entwicklern die Möglichkeit, Anwendungen das Sehen, Hören, Sprechen und Verstehen und das Interpretieren menschlicher Bedürfnisse beizubringen. Das Microsoft Bot Framework lässt sich mit zahlreichen Programmiersprachen nutzen, um interaktive Bots zu entwickeln. Diese kommunizieren mit Nutzern in natürlicher Sprache und können in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden, darunter Text/SMS, Slack, Twitter, Telegram und Webseiten. Mit dem Skype Bot Platform SDK und den zugehörigen APIs können Entwickler Bots programmieren, die die unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten von Skype nutzen, darunter Text-, Sprach- und Videonachrichten sowie interaktive 3D-Charaktere.

Azure Bot Service

Als nächster Schritt wurde der Azure Bot Service angekündigt. Dieser Cloud-Service soll die Entwicklung von Bots auf Basis des Microsoft Bot Frameworks deutlich beschleunigen. Die Bot-Anwendungen können über Microsoft Azure bereitgestellt werden. Die Bots laufen auf Azure Functions, lassen sich skalieren und verbrauchsorientiert abrechnen.
Im Dezember 2016 nutzten laut Microsoft bereits 67.000 Entwickler die Open-Source-Variante des Microsoft Bot Frameworks. Neue Funktionen erleichtern die Entwicklung von Bots, zum Beispiel Bing Location Control und QnA Maker. Der QnA Maker hilft dabei, aus einer vorhandenen FAQ-Liste eine FAQ-Funktion für einen Chatbot zu entwickeln. Die Funk­tion Bing Location Control unterstützt dabei, dass der Chatbot Standortinformationen für den Nutzer liefern kann.
Auf der "Build 2017" wurden weitere Neuerungen für das Microsoft Bot Framework vorgestellt: Mit Adaptive Cards können Entwickler im Microsoft Bot Framework plattformübergreifend sogenannte Rich Cards bereitstellen, die Inhalte um Bilder ergänzen. Für die Veröffentlichung stehen im Bot Framework mehrere Kanäle zur Verfügung, darunter Bing, Cortana und Skype for Business. Cortana Skills Kit erlaubt es Entwicklern, Cortana mit Bots aus dem Microsoft Bot Framework zu verbinden. Damit lässt sich Microsofts digitale Assistentin mit neuen KI-Diensten ausstatten.
Seit der "Build 2018" sind Adaptive Cards auch in Microsoft 365 verfügbar. Mit dieser Funktion können Entwickler interaktive Inhalte für Benachrichtigungen erstellen, die zum Beispiel von Chatbots an Microsoft Teams und Microsoft Outlook gesendet werden. Damit können Nutzer direkt in einem Teams-Chat Spesenabrechnungen genehmigen oder Rechnungen direkt in einer E-Mail bezahlen.
Zudem wurden Updates für das Bot Framework und für die Cognitive Services vorgestellt - als Grundlage für Chatbots der kommenden Generation. Sie bieten erweiterte Dialoge mit sprechenden Bots sowie die Möglichkeit, die Antworten des Chatbots an das Image und die Kommunikationskultur des eigenen Unternehmens anzupassen.
SAP Recast.AI: Recast.AI wurde 2015 gegründet und Anfang 2018 von SAP übernommen. Ziel der Übernahme ist es, dass Nutzer mit SAP-Lösungen sprechen können und sich somit komplexe geschäftliche Interaktionen und Prozesse verein­fachen.
Um die Entwicklung dialogorientierter Anwendungen zu erleichtern, hat SAP den digitalen Assistenten SAP CoPilot sowie eine Plattform geschaffen, auf der sprachgesteuerte Anwendungen entwickelt werden. Diese Plattform soll flächendeckend im SAP-Portfolio zum Einsatz kommen. Recast.AI nutzt eigene Algorithmen zur Spracherkennung. Die Funktionalität des Chatbot-Frameworks wird nun unter dem Namen SAP Conversational AI angeboten.
Markus Noga, Senior Vice President des Bereichs Machine Learning bei SAP, lädt alle SAP-Kunden ein, die neuen Anwendungen kostenlos zu testen: „Über 30.000 Entwickler nutzen bereits die SAP Conversational AI, um unseren Kunden den Einstieg in die Nutzung von Bots zu erleichtern. Auch die SAP Leonardo Machine Learning Foundation bietet Unterstützung bei der Einführung durch vorkonfigurierte und trainierbare intelligente Services.“




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