Arbeiten in Zeiten der digitalen Transformation

Wie digital arbeitet die Schweiz?

Über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Schweizer Arbeitsplätze sprach Nadine Bienefeld in ihrem Vortrag mit dem Titel «Digital workplace: New technology, same old story?». Bienefeld ist bei der ETH Zürich im Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie tätig. Dabei präsentierte die Forscherin die Resultate einer gemeinsamen Untersuchung von ihrer Professur, der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich sowie der Hochschule für Angewandte Psychologie der FHNW. Insgesamt 1183 Schweizer Unternehmen wurden dafür befragt.
So digital wie im Silicon Valley sind Schweizer Firmen laut Nadine Bienefeld noch nicht unterwegs
Quelle: SwissICT
Die Ergebnisse der Studie zeigten auf, dass viele davon bei der digitalen Transformation der Arbeitsplätze noch hinterherhinken. So sind die Angestellten bei 70 Prozent der befragten Unternehmen noch an einen festen Desk gebunden – können also etwa nicht unterwegs arbeiten. Bei etwas mehr als der Hälfte aller Befragten ist das Arbeiten im Home-Office noch nicht möglich und 27 Prozent der Befragten arbeiten für sich alleine – sprich nicht im Team. Auch bei der Organisation dieser Unternehmen zeichnete sich ein konservatives Bild: Entscheidungen werden bei ihnen noch in 80 Prozent der Fälle hierarchisch gefällt. Neue Modelle wie Holacracy spielen also noch keine grosse Rolle. Laut Bienefeld sind dabei die Unterschiede zwischen KMU und grossen Unternehmen jedoch gross: «Bei Grossunternehmen sind Home-Office, Teamarbeit oder dezentrales Entscheiden gang und gäbe, bei KMU sieht es diese Möglichkeiten oft nicht vorhanden».

Kompetenzen für den digitalen Wandel

Im Zusammenhang mit der zunehmenden Popularität von Künstlicher Intelligenz widmete sich Bienefeld schliesslich noch den Kompetenzen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen mitbringen sollten. Und hierbei zeigte die Forscherin ein paradoxes Mindset aus der Praxis auf, das sie anhand von Ergebnissen aus der Studie illustrierte. Denn ein Grossteil der Befragten gab an, dass die Digitalisierung primär an den Kompetenzen der Mitarbeiter scheitere. Schwer wiegen würden dabei besonders Mankos im Prozess-Know-how, bei den Problemlösungs- und Optimierungskompetenzen sowie bei der Koordination von Arbeitsabläufen.
Laut einer berühmten – allerdings auch umstrittenen – Studie aus Oxford von Carl Benedikt Frey und Michael Osborne sind jedoch genau solche standardisierten Vorgänge einfach automatisierbar. Sozial-emotionale Kompetenzen und Kreativität sind hingegen nur sehr schwer digitalisierbar. Schweizer Unternehmen erachten also künftig potenziell automatisierbare Kompetenzen als besonders wichtig. «Irgendjemand hat also nicht ganz verstanden, worum es geht», sagte Bienefeld. «Wenn man innovativ sein und mit dem digitalen Wandel mitgehen will, braucht es ein Bewusstsein dafür, wo unsere Stärken liegen und wie wir diese fördern können», so das Fazit der Forscherin.




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