Welche Cloud für wen und für welchen Zweck?

Hohe Flexibilität bei Lastspitzen

Der wichtigste Nutzwert hybrider Clouds entfaltet sich vor allem in grösseren Unternehmen, die sehr flexibel auf Markt­anforderungen reagieren müssen. In diesem Fall ermöglichen es die Hybrid Clouds in idealer Weise, die für eine Anwendung jeweils am besten geeigneten IT-Ressourcen zu nutzen.
Hybride Clouds erlauben es, im Normalbetrieb die interne IT oder Private Cloud zu nutzen und bei Bedarf oder Lastspitzen jederzeit und in Sekundenschnelle zusätzliche IT-Leistungen von einem externen Public-Cloud-Provider hinzuzuschalten. Unternehmen können so sehr flexibel mit Spitzenlasten umgehen. Das typische Beispiel ist der Online-Shop, der zum Weihnachtgeschäft Server- und Speicherkapazität hinzukauft, die ansonsten das Jahr über brachläge.
„Wenn durch den Aufbau einer hybriden Cloud-Umgebung die unterschiedlichen Applikationen miteinander verknüpft und Daten automatisch ausgetauscht werden, können Geschäftsprozesse schneller gestaltet werden“, sagt Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC. „Ausserdem kann zusätzliche Rechenleistung, etwa bei stark saisonabhängigem Geschäft, kurzfristig genutzt werden. Damit wird die IT agiler.“
Allerdings: Die Hybrid Cloud bringt auch viel Installations- und Verwaltungsaufwand mit sich. So müssen die verschiedenen Komponenten integriert und miteinander verzahnt werden. Auch ist genau zu definieren, in welcher der Cloud-Strukturen sich welche Nutzerdaten befinden dürfen. Zudem muss der Weg, den die Daten vom Nutzer zur Cloud oder von der Cloud zum Nutzer nehmen, berücksichtigt werden. Das erfordert ein entsprechendes Management. Auch hier springen Managed Service Provider ein. Sie unterstützen bei der Zusammenstellung und Kombination des hybriden Portfolios und können die Cloud-Services ihrer Kunden managen.
Matthias Kraus
“„Wenn durch den Aufbau einer hybriden Cloud-Umgebung die unterschiedlichen Applikationen miteinander verknüpft und Daten automatisch ausgetauscht werden, können Geschäftsprozesse schneller gestaltet werden.“„
Matthias Kraus
Research Analyst bei IDC

Der jüngste Schrei

Der neueste Evolutionsschritt im Kanon der Cloud-Deployment-Modelle sind Multi-Clouds. Sie bieten im Vergleich zur Hybrid Cloud einen noch grösseren Spielraum. Ihr Kernnutzen besteht da­rin, dass Unternehmen die Cloud-Services verschiedener Anbieter parallel einsetzen.
Während die Hybrid Cloud lediglich die in einer Private Cloud bereitgestellten Ressourcen durch die Public Cloud erweitert, verwendet ein Multi-Cloud-Service die Dienste verschiedener Cloud-Anbieter gleichzeitig. So können zum Beispiel parallel Public-Cloud-Lösungen von Amazon, Microsoft und Google zum Einsatz kommen. Auch Kombinationen verschiedener Deployment-Modelle wie bei einer Hybrid Cloud mit Private und Public Cloud sind möglich.
Multi-Clouds sollen das Problem beheben, dass es keinen für alle Einsatzszenarien optimal geeigneten Cloud-Dienst gibt. Cloud-Dienstleister, die die Anforderungen für eine bestimmte Anwendung oder einen Service ideal erfüllen, können für andere Services völlig ungeeignet sein.
Gleichzeitig schützt die Nutzung verschiedener Cloud-Provider das Unternehmen vor Abhängigkeiten. Die Lock-in-Risiken lassen sich dank der gleichzeitigen Verwendung unterschiedlicher Anbieter minimieren. Wer sich nicht in die Abhängigkeit eines Cloud-Providers begeben möchte, kann parallel den gleichen Service von einem anderen Anbieter beziehen. Und schliesslich lassen sich damit auch Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit erhöhen.
Eine Multi-Cloud eignet sich somit insbesondere für Unternehmen, die mehrere Cloud-Dienste nutzen und jeden Service über den optimalen Cloud-Provider beziehen möchten - beispielsweise eine PaaS-Analytics-Anwendung von SAP und eine PaaS-KI-Anwendung wie Cognitive Services von Microsoft.
Multi-Clouds befinden sich noch in einer relativ frühen Marktphase und sind noch wenig verbreitet. Ein Grund dafür ist die im Vergleich zu Hybrid Clouds weitere Komplexitätssteigerung. „Ich glaube, dass die Unternehmen sich aktuell auf nicht mehr als zwei, maximal drei Provider festlegen wollen“, erklärt IDC-Experte Matthias Zacher. „Ansonsten wird es zu kompliziert.“

Fazit & Ausblick

Um mittelfristig umfangreichere Multi-Cloud-Lösungen im Unternehmen effizient einzusetzen, braucht es letztlich eine ganzheitliche Sicht auf alle Cloud-Services und alle IT-Infrastrukturen.
Für diese Aufgabe kommen Cloud-Management-Plattformen (CMP) infrage: Sie vereinen die verschiedenen Cloud-Anbieter unter einer gemeinsamen Managementoberfläche. Mit ihnen lassen sich sämtliche Cloud-Modelle wie Private Cloud, Public Cloud, Hybrid Cloud und Multi-Cloud abbilden.




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