Amazon-Tochter AWS verändert Geschäftsstrategie

Wachstumsraten ernüchternd

In diesen Markt will Jassy jetzt mit Macht vorstossen. Auch wenn AWS mit 45 Prozent Marktanteil mit Abstand Cloud-Weltmarktführer ist, waren die Wachstumsraten von zuletzt 29 Prozent auf 11,6 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal eher ernüchternd. Das war, trotz Corona-Boom, das geringste Wachstum seit 2015. Die Verfolger können aufholen, Microsoft, die Nummer zwei, wuchs im selben Quartal um 45 Prozent, wenn auch auf geringerer Basis. Amazon-Chef Jeff Bezos zählt auf die Gewinne von AWS. Jassy liefert über 50 Prozent des operativen Ergebnisses des Amazon-Konzerns. Er finanziert die ehrgeizigen Wachstumspläne seines Chefs.
Neue Umsatzimpulse sollen zusätzliche Angebote für das "Maschinenlernen" geben, das nicht nur schneller, sondern auch deutlich billiger werden soll. Jassy will vor allem die Kosten für die eigentlichen Schlussfolgerungen aus den gelernten Daten preisgünstiger machen. Das sei bislang vernachlässigt worden. Das eigentliche Lernen aus grossen Datenmangen an sich gehe heute schon kostengünstig. Allerdings müssen immer wieder teuer die Schlussfolgerungen überprüft werden. AWS lebt von einer permanenten Auslastung seiner Cloud-Rechenzentren. Aber die Kunden dürfen dabei nicht finanziell überfordert werden.

Sehen und fühlen

Die AWS-Cloud soll zudem "sehen" und "fühlen" lernen. Computervision hält in Fabrikationshallen etwa zur Qualitätsprüfung Einzug, Sensoren werden die Geräusche und Vibrationen einer Maschine mit den bestehenden Vorgaben einer perfekt eingestellten Maschine vergleichen. Wenn es ungewöhnlich rumpelt oder komisch vibriert, schlägt der Cloud- und On-Premise-Dienst "Monitron" Alarm, bevor grössere Schäden entstehen können.
Daneben "Contact-Center" - komplette Call-Center in der Cloud, die per künstlicher Intelligenz selbständig lernen, während sie mit dem Kunden reden. Wer Kameras oder Sensoren schon besitzt, muss für "Monitron" keine von Amazon kaufen. Bestehende Hardware soll, so weit wie möglich, unterstützt werden.
"AWS will deutlich erkennbar in Zukunft auch ohne die Cloud im Software-Bereich wachsen", so Analyst Müller. Das hätte einen angenehmen Nebeneffekt der Kundenbindung: Während der eigentliche "nackte" Cloud Service, Speicher und Rechenleistung im Internet, austauschbar ist, wird ein Wechsel zur Konkurrenz immer aufwändiger, je mehr Zusatzdienste eines Anbieters eingebaut werden. Die sind nicht so einfach durch Modelle der Konkurrenz ersetzbar.
Daneben wurden zum Auftakt der Messe zahlreiche neue Möglichkeiten zur Datenspeicherung, Datenbanknutzung oder, Sprach-, Video- oder Datenanalyse vorgestellt. Die re:invent soll jetzt sogar drei statt nur einer Woche dauern. Neben tausenden Trainingseinheiten für Programmierer wird es noch weitere Keynotes zu sehen geben.
Die Teilnahme und der faszinierende Blick in die Zukunft des Milliarden-US-Dollar-schweren Zukunftsmarktes Cloud Computing ist für die Teilnehmer am Bildschirm sogar kostenfrei.



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