Marktmachtmissbrauch 11.10.2020, 22:36 Uhr

US-Abgeordnete wollen Macht der Tech-Konzerne einschränken

In Europa stehen die grossen Hightech-Konzerne Amazon, Apple, Facebook und Google schon länger unter Beobachtung. Jetzt macht auch der US-Kongress mobil.
U.S. Capitol Building, Heimat des US-Kongresses
(Quelle: Sherry V Smith/Shutterstock)
In Europa sind Google, Apple, Amazon und Facebook Ärger gewohnt. Allein gegen Google verhängte die EU-Kommission in den vergangenen zwei Jahren Kartellstrafen von rund acht Milliarden Euro. Mit Apple streiten sich die Europäer um Steuern, die Bedingungen des Zahlungsprogramms Apple Pay und das Kleingedruckte im App Store. Gegen Amazon planen EU-Wettbewerbshüter ein Verfahren wegen des Verdachts illegaler Geschäftspraktiken im Umgang mit Händlern auf der Plattform. Und Facebook steht vor allem bei EU-Kommissar Thierry Breton unter kritischer Beobachtung. "Wir schätzen Ihr Geschäft. Aber nicht wir sollten uns an Sie anpassen, sondern vielmehr umgekehrt", sagte Breton im Mai Facebook-Chef Mark Zuckerberg und drohte eine harte Regulierung an.
Doch inzwischen stossen die Geschäftspraktiken der "Big Four" nicht nur in Europa auf Vorbehalte, sondern auch im Heimatland USA. Im US-Kongress verdichten sich Pläne, die grossen Tech-Konzerne zu einem faireren Wettbewerb zu zwingen. Dabei bringen die Abgeordneten in einem Untersuchungsbericht auch eine Zerschlagung "bestimmter dominierender Plattformen" ins Gespräch.

„Diese Firmen haben zu viel Macht“

Der Wettbewerbs-Unterausschuss im Repräsentantenhaus kam in dem nun veröffentlichten Bericht zu dem Schluss, dass Amazon, Apple, Facebook und Google ihre Marktmacht missbraucht hätten. Unternehmen, die einst selbst "rauflustige Start-ups" gewesen seien, "haben sich in die Art von Monopolen verwandelt, wie wir sie zuletzt in der Ära der Öl-Barone und Eisenbahn-Magnaten gesehen haben", heisst es in dem 449-Seiten-Bericht. "Diese Firmen haben zu viel Macht" - und diese Macht müsse eingeschränkt und einer angemessenen Aufsicht unterworfen werden.
Die Abgeordneten räumen allerdings auch ein, dass die Unternehmen "der Gesellschaft klare Vorteile gebracht haben". Doch die Dominanz von Amazon, Apple, Facebook und Google habe ihren Preis. "Diese Firmen betreiben in der Regel den Marktplatz und agieren gleichzeitig als Wettbewerb dort." Diese Position ermögliche den Konzernen, ein Regelwerk für andere zu schreiben, während sie selbst nach anderen Regeln spielten. Sie müssten niemandem ausser sich selbst Rechenschaft ablegen.
Konkret werfen die Abgeordneten etwa Amazon vor, das Unternehmen verwende ungerechtfertigterweise Daten und Informationen von den Drittanbietern auf dem Amazon Marketplace. Diese Daten würden von Amazon dazu benutzt, um das eigene Handelsgeschäft zu stärken. So würden die eigenen Produktmarken gegenüber denen Angeboten der Konkurrenten bevorzugt. Amazon-Produkten werde ein exklusiver Merchandising-Raum in seinen virtuellen Regalen einräumt. Ausserdem würden die Eigenmarken von Amazon bei Suchergebnissen bevorzugt.
Apple wird unter anderem beschuldigt, den Musikdienst Apple Music gegenüber anderen Streaming-Anbietern wie Spotify zu bevorzugen. Ausserdem müssten die Wettbewerber einen Teil ihres Umsatzes an den direkten Konkurrenten Apple abgeben.
Facebook wird vorgehalten, es habe die Übernahme von Instagram vor allem deswegen betrieben, um einen möglichen Konkurrenten unschädlich zu machen. Der Bericht zitiert auch einen ehemaligen hochrangigen Instagram-Mitarbeiter, der dem Kongress mitteilte, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg nach der Übernahme "brutale Machtkämpfe zwischen Instagram und Facebook" beaufsichtigt habe. Dabei habe Zuckerberg das natürliche Wachstum von Instagram zugunsten von Facebook selbst verlangsamt.



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