Nach Insolvenz 23.01.2020, 07:47 Uhr

Gerry Weber ist drastisch geschrumpft

Erst zu Beginn des Jahres hat Gerry Weber seine Insolvenz hinter sich gelassen. Doch sie hat Spuren im Unternehmen hinterlassen. Der Modekonzern ist drastisch geschrumpft und erwartet 2020 nur noch Umsätze von maximal 390 Millionen Euro.
(Quelle: shutterstock.com Karolis Kavolelis)
Der Modehersteller Gerry Weber International ist durch die Unternehmenskrise und das folgende, erfolgreich durchlaufene Insolvenzverfahren drastisch geschrumpft. Für das Kalenderjahr 2020 erwartet der Konzern ohne die verkaufte Tochter Hallhuber nur noch Umsätze in einer Bandbreite von 370 Millionen bis 390 Millionen Euro, wie er am Mittwoch mitteilte. Das ist nur noch knapp die Hälfte der Umsätze, die Gerry Weber International im Geschäftsjahr 2017/18 erzielte. Damals lag der Konzernumsatz noch bei rund 795 Millionen Euro.

Dabei war schon das Geschäftsjahr 2017/18 ein schwarzes Jahr für Gerry Weber International, wie das Unternehmen bei der verspäteten Veröffentlichung des Konzernabschlusses für diese Zeit deutlich machte. Denn die Umsätze lagen 2017/18 um rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Hohe Wertberichtigungen auf Warenbestände und umfangreiche Rückstellungen für die sich abzeichnende Schliessung zahlreicher selbst betriebener Läden führten ausserdem unter dem Strich zu einem Verlust von gut 172 Millionen Euro. Im Zuge der Sanierungsbemühungen wurden von dem westfälischen Modehersteller zwischen dem Herbst 2018 und dem November 2019 insgesamt 189 selbst betriebene Verkaufsflächen geschlossen.

Warum kam es zur Insolvenz?

Gerry Weber hatte wie einige andere Mitbewerber den Strukturwandel in der Modebranche zu spät erkannt. Der Modekonzern lief bei Digitalisierung am PoS sowie im Online-Handel hinterher. Auch Moderiesen wie H&M und Esprit mussten dies schmerzlich erfahren und versuchen nun mit allen Kräften den Anschluss nicht zu verlieren.
Hinzu kommt, dass Online-Händler wie Zalando oder Asos die Kundschaft abziehen. Zudem machen Billigketten wie Primark ebenfalls Marktanteile streitig. Auch gegen den grossen Rivalen aus Spanien, Inditex, hat Gerry Weber das Nachsehen. Die Zara-Mutter ist wesentlich schneller, wenn es darum geht, die neuesten Trends in die Läden zu kriegen.



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