"Deutschland braucht eine neue E-Scooter-Infrastruktur"

Das Freefloat-Modell

In Berlin zum Beispiel sind die Fahrzeuge im sogenannten Freefloat-Modell verfügbar: Es gibt keine festen Stationen, die Elektroroller können an jeder beliebigen Stelle abgestellt werden. Vielerorts wird derzeit diskutiert, das zu ändern, so dass das Abstellen nur noch an bestimmten Orten erlaubt ist.
Doch der Erfolg von sogenannten Ride-Sharing-Diensten liegt für Seyfi gerade in der freien Verfügbarkeit der Fahrzeuge. "Wenn man das jetzt künstlich verknappen würde, indem man etwa sagt, "wir haben jetzt hier 50 Stationen in der Stadt und wer Scooter fahren möchte, muss halt zu einer davon", das wird nicht funktionieren." Er befürworte aber Stationen als Ergänzung zum Freefloating, "was sehr sinnvoll sein kann, vor allem an Knotenpunkten des Öffentlichen Personennahverkehrs", sagte Seyfi.

Deutschland ist für Lime der zweitgrösste Markt

Deutschland ist für Lime eigenen Angaben zufolge der zweitgrösste Markt weltweit nach den USA. Inzwischen biete das Unternehmen eine fünfstellige Zahl an E-Tretrollern in 15 deutschen Städten an. Fahrräder, auch elektrische, können Kunden in Berlin schon seit 1,5 Jahren über die Plattform buchen. Doch die Nachfrage nach den Rollern sei inzwischen deutlich grösser als die nach den Rädern. "Wir haben noch ausreichend Fahrräder hier in Berlin auf den Strassen", sagte Seyfi, "aber wir haben tatsächlich die Flotte etwas verkleinert zugunsten von mehr Scootern" - auch wenn sich beide Angebote grundsätzlich ergänzten, weil sie für unterschiedlich lange Strecken genutzt würden.
Einer Untersuchung des Lufthansa Innovation Hubs - einer Marktanalyse-Abteilung des Luftfahrtkonzerns - zufolge, hat Lime den zweitgrössten Marktanteil mit rund einem Drittel. Konkurrent Tier kommt demnach auf 42 Prozent. Allerdings nimmt das Unternehmen dabei einzig die Downloads der jeweiligen Anwendungen in den Blick. Seyfi sieht sein Unternehmen Lime mit Blick auf die tatsächlichen Nutzungszahlen vor jeder Konkurrenz.
Der Deutschland-Chef rechnet zudem mit einer kräftigen Bereinigung des Elektro-Tretroller-Markts. "Es ist einfach eine wahnsinnige Masse an Unternehmen, die gerade versuchen, in diesem Scooter-Business mitzumischen", sagte er. "Das kann eigentlich so in der Form nicht jahrelang weitergehen." Unabhängig vom eigenen Erfolg sei eine Konsolidierung, also eine Konzentration auf wenige Anbieter, "fast zwangsläufig".



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