Apple Pay: Jetzt auch in Europa

Apple Pay: Bonusprogramme ab September

Für die nahe Zukunft verspricht Apple Zusatzfunktionen: Mit der Einführung der neuen Betriebssystemversion iOS 9 im September bekommen Nutzer über Apple Pay auch Zugriff auf ihre Kundenkarten, Bonusprogramme oder Rabattcoupons. Die Apple-Passbook-App, in der die Kundenkarten bislang verwaltet wurden, wird dann in "Apple Wallet" umbenannt und mit Apple Pay verknüpft.
Bonusprogramme oder ­Rabattcoupons werden oft als "Mehrwert" beim mobilen Bezahlen betrachtet, der für den endgültigen Marktdurchbruch von Mobile Payment als unerlässlich angesehen wird. Zudem eröffnet dies Apple neue Einnahmequellen: Bislang verdient der Konzern bei Apple Pay nur an den Transaktionsgebühren. In den USA gehen 0,15 Prozent der Gebühren für die Kreditkartenzahlung an Apple, wie viel es in Grossbritannien ist, ist noch nicht bekannt. 
Bleibt die spannende Frage, ob und wann Apple sein Bezahlsystem nach Deutschland bringen wird. Apple selbst schweigt sich bislang darüber aus. Die Mehrheit der Marktbeobachter ist sich aber sicher, dass Apple Pay auch hierzu­lande eingeführt wird, wie eine Befragung von 37 Payment-Experten durch Ibi Research und Cap Gemini belegt.
Abzuwarten bleibt wohl eher, für wann der Beginn geplant ist. Rudolf Linsenbarth, Senior Consultant Mobile Payment & NFC bei der Cocus AG, einem Beratungsunternehmen für Mobile-Technologien, glaubt, dass Apple mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent 2016 einen Termin für den Deutschlandstart verkünden wird - auch wenn dieser vielleicht erst für 2017 anberaumt wird.
Ein Problem sieht Linsenbarth in der Rolle der Banken. Zum einen haben sie kaum Interesse, einen Teil der Trans­aktionsgebühren mit einem weiteren ­Player zu teilen - zumal die EU die Gebühren ab Dezember dieses Jahres auf 0,3 Prozent deckeln will. Zum anderen müssen die Banken ihre Prozesse an Apple Pay anpassen und das nehme Zeit in Anspruch.
Auf der anderen Seite sei zu beobachten, dass der Einzelhandel, allen voran zuletzt die Discounter Lidl und Aldi, sich für Kreditkartenzahlungen und auch für NFC öffnen. "Der Ausbau der Infrastruktur bei den Akzeptanzstellen kommt verstärkt ins Rollen", konstatiert der Experte von Cocus.
Dennoch ist Deutschland kein Kreditkartenland, nur etwa 5,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland werden derzeit mit Kreditkarten getätigt, weiss Maike Strudthoff, Future-Analystin und Payment-Expertin. Sie hält den deutschen Markt in puncto Apple Pay deswegen für komplizierter als ­andere Märkte. Tatsächlich stehen Länder wie Kanada und Südkorea deutlich weiter oben auf Apples Prioritätenliste.
Eher verhalten sieht auch Bernd Kohl, Payment-Spezialist beim Technologie­unternehmen GFT Group, die Entwicklung in Deutschland: "Apple ist sicher eine starke Marke und versteht es wie kaum ein anderes Unternehmen, seine Kunden mitzunehmen. Aber ob Apple Pay in Deutschland durchschlagenden Erfolg haben wird, ist derzeit nur schwer zu beurteilen", so Kohl.




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