Game 24.08.2017, 14:00 Uhr

Uncharted: The Lost Legacy im Game-Test

Uncharted funktioniert auch ohne Nathan Drake. The Lost Legacy entpuppt sich als Pflichtkauf für jeden PS4-Spieler.
Mit Uncharted 4: A Thief's End veröffentlichte Entwickler Naughty Dog das finale Kapitel seiner Action-Saga. Nach diesem letzten überstandenen Abenteuer zog sich Titelheld Nathan Drake aus dem Schatzsuchergeschäft zurück und widmete sich seiner Familie. Doch das Happy End bedeutete nicht den Abschluss der Serie. Denn noch bevor Naughty Dog so richtig in die Entwicklung von The Last of Us 2 einsteigt, schlägt das Team mit Uncharted: The Lost Legacy ein neues Kapitel auf.
Der Jeep ist zum Glück unzerstörbar © Screenshot / blog.de.playstation.com
Diebin Chloe Frazer übernimmt in dem rund sechs- bis zehnstündigen Abenteuer die Hauptrolle und will sich gemeinsam mit Nadine Ross Ganeshas Stosszahn – ein wertvolles Relikt der indischen Hindu-Gottheit – sichern. Ein Spaziergang ist Uncharted: The Lost Legacy aber dennoch nicht. In bester Serientradition kämpfen, klettern und rätseln sich die Damen nämlich durch wunderschöne Tempelanlagen und lassen dabei nur selten einen Stein auf dem anderen.
Indien gehört zu den schönsten Schauplätzen der Serie © Screenshot / blog.de.playstation.com

Die Jagd nach Ganeshas Stosszahn

Im Gegensatz zu früheren Ablegern der Reihe reisen die Heldinnen diesmal nicht um den halben Globus. Stattdessen spielt Uncharted: The Lost Legacy ausschliesslich in Indien. Die Beschränkung auf lediglich einen Schauplatz tut dem Spiel ausgesprochen gut und bringt mehr Ruhe ins Geschehen. Chloe und Nadine wiederum funktionieren als neue Protagonisten hervorragend. Sie könnten kaum gegensätzlicher sein und geraten genau deshalb immer wieder aneinander. Erst mit der Zeit finden sie zusammen und entwickeln sich zu einem echten Team.
Der Enterhaken erleichtert die Kletterei © Screenshot / blog.de.playstation.com
Serienkennern sind die Damen bereits begegnet. Chloe Frazer war in Uncharted 2: Among Thieves die Liebschaft von Nathan Drake und Nadine Ross führte in Uncharted 4 die paramilitärische Fraktion Shoreline an. Beide jagen nun aus unterschiedlichen Gründen heraus Ganeshas Horn nach. Ihnen gegenüber steht der gewievte Asav, der mithilfe des Relikts die Macht in den Westghats an sich reissen möchte. Zweifellos ist der Plot nicht sonderlich innovativ, jedoch wertet Naughty Dog die Geschichte durch die interessanten Beziehungen und Hintergründe der Charaktere merklich auf. Langweilig ist der Plot jedenfalls zu keinem Zeitpunkt und wartet zudem mit der einen oder anderen Überraschung auf.
Uncharted: The Lost Legacy unterstützt die Hardware der PlayStation 4 Pro © Screenshot / blog.de.playstation.com

Wunderschönes Indien

Setzten die Vorgänger noch häufig auf sehr geradlinige Missionen, geht Naughty Dog in Uncharted: The Lost Legacy neue Wege. Zwar nimmt das Spiel einen noch immer stark an die Hand, jedoch bietet es gerade in den sogenannten Westghats das bislang grösste Areal der Seriengeschichte. Das wiederum lädt zum Erkunden und Erforschen der Umgebung ein.
Chloe und Nadine bereisen das stark an den Madagaskar-Abschnitt des vierten Teils erinnernde Gebiet an Bord eines Jeeps. Auf Tastendruck kramen sie eine Karte hervor, auf der die wichtigsten Standorte eingezeichnet sind. Die Navigation innerhalb des Geländes bleibt frei. Naughty Dog ermutigt Entdecker zu kleineren Expeditionen und platziert Lager sowie Schätze. Letztere wiederum knackt Chloe in einem an The Elder Scrolls V: Skyrim angelehnten Mini-Spiel. Als Belohnung gibt es seltene Waffen oder Artefakte.
Video: Der offizielle Launch-Trailer

Uncharted: The Lost Legacy setzt also mehr auf den Reiz des Unbekannten und klaut sich damit einige wichtige Elemente bei Tomb Raider. Speziell bei den ausgiebigen Kletterpartien kommt echtes Grabräuber-Feeling auf und die liebevoll in die Spielwelt eingebetteten Rätsel passen hervorragend zu diesem Anspruch. Die Drehscheiben-Puzzle ziehen sich durch das gesamte Spiel und fordern im Verlauf die grauen Zellen. Sie bilden einen schönen Ausgleich zum ansonsten gewohnt actionreichen Gameplay.

Schleichen wie ein Attentäter

Uncharted: The Lost Legacy gehört – wie schon der vierte Serienteil – zu den schönsten Spielen für die PlayStation 4. Speziell auf der PlayStation 4 Pro glänzt das Abenteuer mit seiner detaillierten Spielwelt, der tollen Level-Architektur und natürlich den rasant geschnittenen Action-Passsagen. In diesen beweist Naughty Dog einmal mehr, wie man ein Actionspiel in bester Hollywood-Manier inszeniert. Dank Foto-Modus pausieren Sie jederzeit und machen Schnappschüsse vom Geschehen. Chloe selbst besitzt ebenfalls ein Smartphone und schiesst von entscheidenden Momenten Bilder. Diese fungieren zum Ende des Spiels als Erinnerungsalbum über die besuchten Schauplätze.
Die Westghats sind das grösste Areal der Uncharted-Geschichte © Screenshot / blog.de.playstation.com
Trotzdem variiert das kleine Uncharted die Geschwindigkeit teils besser als seine grossen Vorgänger. Durch die vielen Erkundungspassagen gewährt The Lost Legacy mehr Ruhepausen. Zudem spielt das Anschleichen an Asavs Häscher eine gewaltige Rolle. Ähnlich wie in Assassin's Creed suchen Chloe und Nadine im hohen Gras Schutz und greifen von dort aus unbemerkt an. Farbige Symbole zeigen den Alarmzustand der Widersacher. Einziges Problem: Die Heldinnen verfügen über keinerlei Hilfsmittel, um die Aufmerksamkeit der Computer-Gegner abzulenken. Dadurch fühlt sich das Anschleichen arg langsam und künstlich an. Viel zu oft müssen Sie sehr lange warten, ehe Sie zuschlagen können.
Der Anspruch der Rätsel hat spürbar angezogen © Screenshot / blog.de.playstation.com
Kommt es dann zur offenen Konfrontation, spielt sich Uncharted: The Lost Legacy wie der direkte Vorgänger. Sie kontrollieren ausschliesslich Chloe Frazer, während Sie Nadine Ross automatisch unterstützt. Es gibt keine Befehlsfunktionen. Stattdessen begeben sich die Heldinnen auf Tastendruck in Deckung, feuern darüber hinweg und werfen Granaten. Die Gefechte sind dank teils zerstörbarer Mauern und Objekte gewaltige Effektfeuerwerke und fordern – abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad – Einsteiger und Fortgeschrittene. Profis deaktivieren übrigens sämtliche Bildschirmeinblendungen und verzichten komplett auf Hilfefunktionen. Die Kämpfe sind jedoch weiterhin die einzige echte Schwäche des Spiels und wirken längst nicht so rund wie der Rest des Erlebnisses. Die Steuerung und das Deckungssystem sind nicht so direkt und gelungen wie in anderen Spielen aus der Verfolgerperspektive. Kleinere Kameraprobleme sorgen zudem immer wieder für Frust.
In der Spielwelt verstecken sich Schätze und feindliche Lager © Screenshot / blog.de.playstation.com

Fazit

Wenig überraschend bleibt Naughty Dog seiner Uncharted-Rezeptur treu und variiert lediglich die Zutaten ein wenig. Uncharted: The Lost Legacy präsentiert sich als toll inszeniertes Action-Adventure mit prachtvoll dargestellten Arealen und Schlachten. Speziell die Actionsequenzen gehören zum Schönsten, was die PlayStation 4 derzeit anbietet. Kleinere Schwächen wie die teils zu indirekte Shooter- und Deckungsmechanik sind daher locker zu verschmerzen. Uncharted: The Lost Legacy ist ein klarer Pflichttitel für PS4-Besitzer.
Strassenpreis: Fr. 49.90 

Testergebnis

Note
5
Spannende Geschichte; tolle Charaktere; starke Mischung aus Erkunden, Kletterpartien und Kampf
Kampfsystem lediglich auf gutem Niveau; Stealth-Mechanik zu oberflächlich




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