Abseits des Weges 08.02.2021, 07:22 Uhr

Mac-Tipp: alternativer Foto-Workflow

Wenn Sie mit dem iPhone fotografieren, sieht Apple die App «Fotos» als Zielgebiet vor. Doch ein alternativer Workflow ist mit etwas Hilfe kein Problem.
PhotoSync ermöglicht den Ausbruch aus Apples Workflow
(Quelle: PCtipp.ch)
Seit dem iPhone 12 Pro Max (Test) ist das iPhone meine bevorzugte Kamera. Wenn Sie ebenfalls am liebsten mit den Apple-Geräten fotografieren, führt bei der Bildverwaltung eigentlich kein Weg an Apples «Fotos» vorbei – denn der nahtlose Abgleich über iCloud ist eine Wucht.
Doch vielleicht ist dieser Workflow nicht Ihr Ding. Stattdessen möchten Sie die iPhone-Fotos lieber in Lightroom oder Capture One überarbeiten. Das gilt besonders für die neuen ProRAW-Dateien aus dem iPhone 12 Pro. Und falls Sie das geschafft haben, sollen die Fotos auch wieder automatisch in einer Software Ihrer Wahl abgelegt werden. Dann ist vielleicht «Fotos» plötzlich wieder im Rennen.
Die schlechte Nachricht: Jeder Workflow, der vom «Apple-Weg» abweicht, ist mühsam und wird von vielen Kopiervorgängen begleitet. Die gute Nachricht: Mit «PhotoSync» ändert sich das, denn die Anwendung macht den Import von Fotos sehr viel einfacher.

Das Prinzip

PhotoSync ist eine kostenpflichtige App für iOS und Android. Dazu bietet der Hersteller kostenlose Hilfsprogramme für macOS und Windows an; diese Progrämmchen machen nichts anderes, als die Fotos von den Mobilgeräten in Empfang zu nehmen und in einem frei definierbaren Ordner zu speichern.
Dadurch werden ungewöhnliche Kombinationen für den Datentransfer möglich, etwa vom iPhone zu einem Android-Gerät. Ausserdem bietet PhotoSync schier endlose Möglichkeiten, um Bilder direkt auf einem NAS zu speichern, aus einer fähigen Kamera herunterzuladen und vieles mehr.
Die Liste mit den möglichen Zielen ist lang
Quelle: PCtipp.ch
Uns interessiert hier nur, wie wir mit PhotoSync einen besseren Workflow mit dem iPhone hinbekommen. Die Aufgabe klingt eigentlich ganz einfach: Die Fotos aus dem iPhone sollen automatisch in einem Ordner auf dem Mac gespeichert werden, wo sie von Lightroom oder Capture One erkannt werden – oder von einer anderen Software.
Nebenbei: Kundige Leserinnen und Leser werden jetzt einwenden, dass es dazu keine weitere Software braucht, wenn auf dem iPhone Dropbox oder Microsoft OneDrive installiert ist; denn beide können neue Fotos selber in «ihrem» Dienst speichern. Das hat bei mir nicht zuverlässig funktioniert. Die Fotos wurden zwar in die Dropbox oder OneDrive geladen, doch die Dateiformate wurden sehr oft falsch erkannt. So wurden Apple ProRAW-Dateien manchmal im korrekten DNG-Format übernommen, aber oft reichte es nur für ein JPEG. Das ist mir mit PhotoSync nie passiert.

Ziel definieren

Zurück zu PhotoSync. Zuerst legen wir fest, wo die Fotos gespeichert werden. Dazu starten Sie am Mac das PhotoSync-Hilfsprogramm, das in der Menüleiste wohnt, und wählen im Einblendmenü den Befehl «Einstellungen» (1). Wechseln Sie in den Bereich «Empfangen» (2) und wählen Sie den gewünschten Ordner. (3) Doch welcher ist der richtige?
Definition des Ziels am Mac
Quelle: PCtipp.ch
Lightroom Classic. In Lightroom Classic haben Sie die Möglichkeit, einen Ordner zu überwachen (Hot Folder) und neue Bilder direkt zu importieren. Übertragen Sie die neuen Fotos mit PhotoSync in diesen überwachten Ordner.
Capture One. In Capture One haben Sie zwei Möglichkeiten. Wenn Sie mit Katalogen arbeiten, übertragen Sie die Fotos einfach in einen Ordner, der zu diesem Katalog gehört. Wenn Sie hingegen mit Sitzungen arbeiten, übertragen Sie die Fotos in den Ordner «Capture», der zur Sitzung gehört.
Apple Fotos. Und natürlich haben Sie die Möglichkeit, neue Fotos nicht in einen Ordner, sondern direkt in die Fotos-Anwendung zu übernehmen. Das ist dann unbezahlbar, wenn Sie zum Beispiel von einer Wi-Fi-fähigen, unterstützten Kamera die Bilder ohne Umweg in die Sammlung aufnehmen möchten – fast so, als wäre sie ein iPhone.
Oder Sie wählen einen anderen Ordner, der zu Ihrem Workflow und Ihren Anwendungen passt.

Optionen

Wichtig sind auch die Optionen, mit denen Sie bestimmen, wie der Vorgang abläuft. Sie legen zum Beispiel die Qualität fest, wobei Sie vermutlich die Originale übertragen wollen. Sie könnten die Fotos ausserdem nach der Übertragung vom iPhone löschen; das empfiehlt sich dann, wenn Sie die Anwendung «Fotos» auf dem Mac komplett aussen vor lassen möchten und einen ganz eigenen Workflow verfolgen.
Tippen Sie dazu in den Einstellungen von PhotoSync auf «Konfigurieren» (1), wählen Sie den Weg, den die Fotos nehmen (2) und bestimmen Sie, wie das geschieht (3):
Das passiert mit den Dateien bei der Übertragung
Quelle: PCtipp.ch

Übertragung starten

Die Übertragung soll so komfortabel wie möglich sein. Dazu bietet PhotoSync die «Schnellübertragung», die den Bildertransfer über die rote Taste mit den weissen Pfeilen einleitet.
Rufen Sie über das Zahnrad die Einstellungen in der App auf und tippen Sie auf «Schnellübertragung». (1) Wählen Sie als Ziel den Mac aus. Er wird automatisch angezeigt, wenn das PhotoSync-Hilfsprogramm darauf läuft – und nur dann! (2) Tippen Sie auf die rote Taste (3), wo immer Sie sie sehen, um den Transfer zu starten.
Die Schnellübertragung
Quelle: PCtipp.ch
Dabei können Sie entscheiden, ob Sie alle Fotos oder nur die ausgewählten übertragen möchten.

Automatisch übertragen

Es kommt noch besser: Der Transfer der Fotos lässt sich automatisch anstossen. Rufen Sie dazu erneut die Einstellungen auf und tippen Sie auf den Bereich «Autoübertragung» (1). Wählen Sie das Ziel (2) und tippen Sie auf «Neuer Auslöser» (3). Dort stehen zwei Ereignisse zur Auswahl: eine bestimmte Uhrzeit, wenn das iPhone geladen wird – oder Geofencing: Die Übertragung beginnt, wenn Sie sich einem bestimmten Ort nähern, also vermutlich Ihrem Zuhause.
Die Übertragung kann auch automatisch eingeleitet werden
Quelle: PCtipp.ch
Achtung: Damit der Transfer klappt, muss der Mac laufen und PhotoSync gestartet sein. Wenn der Mac im Ruhezustand ist, geht nichts.

Die Kosten

Folgen Sie uns zur Kasse. Die PhotoSync-Hilfsprogramme für macOS und Windows sind kostenlos, die App selbst ist es nicht. Sie wird im Abo angeboten. Die erste Woche ist gratis, danach kostet die App 7 Franken pro Jahr. In Anbetracht der Probleme, die PhotoSync lösen kann, ist das geradezu nachgeworfen.
Und das wars. Aber weil Sie die Kreditkarte sowieso in der Hand halten, sind Sie ja vielleicht für eine fortgeschrittene Alternative empfänglich?

Hazel als Alternative

Hazel war schon einmal Thema eines Mac-Tipps. Die genauso mächtige wie geniale Software überwacht Verzeichnisse und stellt mit neu hinzugefügten Objekten wilde Dinge an.
In meinem Fall sorgt Hazel dafür, dass ich das PhotoSync-Hilfsprogramm für macOS gar nicht benötige. Stattdessen werden alle neuen Bilder via PhotoSync-App in einem Ordner im iCloud-Drive gespeichert. Das wirkt vielleicht ein wenig doppelt gemoppelt, denn die Schnappschüsse werden ja auch in der Fotos-App über iCloud synchronisiert. Der iCloud-Drive hat jedoch den Vorteil, dass die Speicherung immer funktioniert, auch wenn der Mac nicht läuft. Unser familiäres Speicherkontingent von 2 TB sorgt ausserdem dafür, dass immer genug Platz frei ist.

Ablauf

Wenn ich zu Hause ankomme, überträgt PhotoSync durch Geofencing alle neuen Bilder in einen Ordner im iCloud-Drive. Von dort aus werden sie mit dem Mac synchronisiert. Nahezu gleichzeitig nimmt Hazel am Mac ihre Arbeit auf und sortiert die Bilder.
Screenshots werden in den Papierkorb gelegt; die brauche ich in diesem Fall nicht. Die Dateien sind einfach zu erkennen, weil sie immer im PNG-Format gespeichert werden. So sieht die Hazel-Regel für Screenshots aus:
Einstellungen für die Screenshots
Quelle: PCtipp.ch
Fotos. HEIF-, JPEG- und DNG-Dateien werden hingegen in den Ordner bewegt, der von Capture One verwendet wird; die Bilder werden beim nächsten Start dort automatisch angezeigt:
Einstellungen für Fotos aller Art
Quelle: PCtipp.ch
Videos kommen in ein separates Verzeichnis, wo sie auf ihre Nachbearbeitung warten:
Einstellungen für die Videos, die noch geschnitten werden müssen
Quelle: PCtipp.ch
Einer geht noch: Wenn Sie die Fotos in Ihrer bevorzugten Software überarbeitet und exportiert haben, dann überwachen Sie diesen Export-Ordner ebenfalls mit Hazel. Dort werden die fertigen Fotos direkt in die Fotos-Sammlung zurückgebracht und anschliessend gelöscht, nämlich so:
Und jetzt zurück in die Fotos-Bibliothek
Quelle: PCtipp.ch

Das Ende

Und jetzt sind wir wirklich am Ende. Diese kleine Anleitung können Sie nach Belieben an Ihre Bedürfnisse anpassen – mit oder ohne Hazel. Die Möglichkeiten sind so zahlreich, dass Sie sich nur noch überlegen müssen, wie Sie die Sache angehen. Aber das ist ja der ganze Spass an der Sache.




Das könnte Sie auch interessieren