Grosse Unterschiede 31.08.2017, 10:40 Uhr

Das macht die Digitalisierung mit Schweizer KMU

Die Digitalisierung verändert alle KMU. Die hat eine Untersuchung der Fachhochschule St. Gallen (FHS) für den KMU-Spiegel 2017 ergeben. Allerdings gibt es grosse Unterschiede in Sachen Zeitpunkt, Tempo und Umfang.
Die IKT-Branche ist naturgegeben Vorreiter in der Digitalisierung, das Gastgewerbe hinkt hintendrein © Quelle: IFU-FHS; Screen: jst/nmgz
Insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) besteht derzeit eine grosse Unsicherheit in Sachen Digitalisierung. Sie fragen sich, welche Auswirkungen der Trend haben wird und worauf sie sich fokussieren sollen. Deshalb widmet sich der KMU-Spiegel 2017 der Frage, welche Chancen und Herausforderungen Schweizer KMU im Rahmen der Digitalisierung sehen.

Digitalisierung ist nicht überall das Gleiche

Digitalisierung sei zwar in aller Munde, werde aber wohl auch deswegen unter verschiedenen Stichworten diskutiert, so dass es noch kein klares Begriffsverständnis gebe, erklärt Rigo Tietz vom Institut für Unternehmensführung IFU-FHS an der Fachhochschule St.Gallen, einer der Autoren der Studie. Zwar würden bereits die meisten Unternehmen digitale Projekte verfolgen, jedoch seien für die unterschiedlichen Branchen jeweils ganz verschiedene «digitale» Themen von Bedeutung.
Aus den Antworten der Studienteilnehmenden lässt sich herauslesen, dass die Digitalisierung zu Veränderungen in allen Branchen führen wird. «Das Ausmass und die Geschwindigkeit der Veränderungen sind jedoch von Branche zu Branche ganz unterschiedlich», so Tietz. So seien im produzierenden Gewerbe und der Baubranche Effizienzsteigerungen von oberster Priorität. Für Dienstleistungsunternehmen sei es die Automatisierung, während für die IKT-Branche neue Geschäftskonzepte im Vordergrund stünden. Im Handel und im Gastgewerbe wiederum seien marktbezogene Aspekte, wie neue Kunden und digitale Vertriebswege, sehr wichtig. Im Gesundheits- und Sozialwesen ginge es vor allem um die Nutzung von Patientendaten, so die Studienautoren.

Chancen und Herausforderungen

KMU sehen sowohl Chancen wie Herausforderungen

Die grössten Herausforderungen der Digitalisierung liege nicht allein auf der technischen Seite, stellen die Autoren der Studie fest und schreiben: «KMU fehlen oftmals die notwendigen finanziellen Ressourcen, um den hohen Investitionsbedarf bewältigen zu können.» Als weitere Herausforderungen identifizieren sie fehlende Kompetenzen bei Mitarbeitenden, eine erhöhte Markttransparenz sowie Veränderungen der Branche und der Wettbewerbssituation. Nach Betrachtung der untersuchten Branchen, stellen die Autoren fest, dass sich die Herausforderungen von Branche zu Branche unterscheiden und dadurch gesamthaft vielfältig sind. Die IKT-Unternehmen befürchten beispielsweise den Eintritt neuer Wettbewerber, während in der Dienstleistungsbranche sowie für Unternehmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen die Datensicherheit ganz oben auf der Agenda steht.
Handels-KMU sehen am wenigsten Chancen und am meisten Herausforderungen in der Digitalisierung © Quelle: IFU-FHS; Screen: jst/nmgz
Tatsächlich aber würden die befragten KMU die Digitalisierung insgesamt eher als Chance wahrnehmen, hält Rigo Tietz fest. Als Trend über alle Branchen hinaus, bezeichneten die Teilnehmenden Effizienzsteigerungen durch die Automatisierung von Prozessen als grösste Chance. Dabei umfasst die Digitalisierung jedoch nicht nur den Prozess der Leistungserstellung, sondern auch die Vermarktungsstrategie sowie das Erlösmodell, welches wiederum das Nutzenversprechen der KMU massgeblich verändern kann. «Unternehmen aus der IKT-Branche sehen die grössten Chancen, während sich bei Handelsunternehmen ein fast ausgeglichenes Bild zwischen Chancen und Herausforderungen zeigt,» illustriert Tietz mittels zwei Beispielen.
Die vollständige Studie kann unter dem Link www.fhsg.ch/kmu-spiegel heruntergeladen werden




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