Die Smartphone-Generation wird maulfaul

Sorgloser Umgang mit privaten Daten

Christoph Erdmann sieht das ähnlich. Er ist der Mann, der das Kanzlerinnen-Handy abhörsicher macht. Der 43-Jährige ist Geschäftsführer einer Firma, die sich mit viel Aufwand auf verschlüsselte Telefonate spezialisiert hat. Doch ausgerechnet im eigenen familiären Umfeld hisst der Experte für Datensicherheit mitunter die weisse Flagge. Denn seine Tochter gibt wie viele andere ihrer Generation auch per Smartphone bereitwillig Teile des Privaten preis. "Diese Generation reflektiert die Schutzbedürftigkeit der Privatsphäre nicht mehr, weil sie mit der Droge der permanten Vernetzung überrannt wird", sagt der Verschlüsselungs-Experte.
So wie er äusserten sich vergangenen Monat auch andere Fachleute auf der IT-Messe CeBIT skeptisch zur "Unbedarftheit" von Jugendlichen. Deren Kommunikationsgewohnheiten würden "Gucklöcher in ihre persönliche Welt reissen", sagt Erdmann. So machten sie sich angreifbar für alle Arten von Mobbing.
Selbst Jung-Autor Campe rät mit Blick auf allzu freizügige Preisgabe von Daten oder Bildern: "Man sollte sich grundsätzlich schon überlegen, ob man das in ein, zwei Jahren auch noch cool findet." Wie also sollten Eltern mit derlei Risiken umgehen? Experten wie Lembke empfehlen Kommunikation mit dem Nachwuchs, ganz ohne Smartphone. Denn der ist oft auf der Suche nach Aufmerksamkeit, die er in Chat-Gruppen kaum geboten bekommt - eine Chance für Eltern, das Bewusstsein der Jugendlichen für die Problematik zu schärfen.
Campe, dem die Idee zum Buch wegen der von ihm als irritierend-naiv empfundenen Erwachsenen-Fragen bei einem Medien-Praktikum kam, sieht es ähnlich. "Es wäre hilfreich, wenn die Eltern ungefähr wüssten, was ihre Kinder da machen, denn aus der Ungewissheit entsteht oft Angst bei den Eltern." Er hält aber auch "ein ernstes Wörtchen" der Eltern zu den Risiken der schönen neuen Digitalwelt nicht für verkehrt.
Digital-Experte Lembke hat sogar schon Ansätze einer Gegenbewegung ausgemacht. "Die Jugendlichen fühlen sich spätestens nach der 3.000. WhatsApp-Nachricht irgendwann auch mal gesättigt", meint er. "Viele schalten daher ganz bewusst auch einfach mal ihr Smartphone ab."




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