Digitale Tickets 15.05.2017, 10:20 Uhr

Deutsche Bahn verabschiedet sich von Fahrkarten

Der Bahnchef Richard Lutz kündigt die Einführung von digitalen Ticketing-Systemen an. Fahrpreise sollen dabei automatisch über die Smartphones der Fahrgäste abgerechnet werden.
(Quelle: Deutsche Bahn AG)
Zugfahren ohne klassische Fahrkarte: Die Deutsche Bahn plant, das digitale Ticketing einzuführen. "Der Zug kann dann über das Handy eines Passagiers erkennen, dass er eingestiegen ist", sagte Bahnchef Richard Lutz der "Bild am Sonntag". "Je nachdem, wo er aussteigt, wird die Fahrt automatisch abgerechnet werden." Die nötige WLAN-Infrastruktur existiere bereits. Beim digitalen Ticketing sei die Bahn noch im Versuchsstadium. "Aber ich glaube, dass diese Entwicklung in den nächsten Jahren Stück für Stück kommen wird", sagte Lutz. Künftig werde man "kein Ticket mehr für die Bahn brauchen".
Der Bahnchef betonte mit Blick auf den weltweiten Hackerangriff vom Freitagabend, das Unternehmen sei auf solche Bedrohungen vorbereitet. "Die Sicherheit des Bahnverkehrs war zu jedem Zeitpunkt gewährleistet." Es gebe schon seit längerem ein Cyber-Security-Team sowie Systeme zur Früherkennung.

Sicherheitsoffensive der Bahn

Darüber hinaus kündigte er eine Sicherheitsoffensive an. "Wir bauen die Videoüberwachung an unseren Bahnhöfen massiv aus", sagte Lutz. "Bis Ende 2017 werden wir zusätzlich zu dem bereits geplanten Etat weitere zehn Millionen Euro investieren, um mehr als 1.000 Bahnhöfe mit 7.000 zusätzlichen Kameras auszustatten." 40 Bahnhöfe, darunter neun grosse in Berlin sowie die Hauptbahnhöfe von Düsseldorf, Essen, Hamburg und Dortmund, würden noch in diesem Jahr mit neuester Videotechnik ausgestattet oder modernisiert.
In den ersten vier Monaten des Jahres wurde die Bahn laut Lutz pünktlicher. Der Bahnchef sagte der Zeitung, derzeit seien 83 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich, 2016 seien es nur 79 Prozent gewesen. Auch bei der Anschlusspünktlichkeit habe sich die Bahn verbessert. "Über 90 Prozent unserer Kunden erreichen ihre Anschlüsse. Im Nahverkehr liegt die Pünktlichkeit 2017 bisher sogar bei 95,3 Prozent."
Angesprochen auf die Konkurrenz durch die billigeren Fernbusse betonte Lutz, die Bahn müsse mit Top-Service und schnellerer Reisezeit punkten. Und: "Wir können die Preise nicht mehr jedes Jahr standardmässig um zwei, drei Prozent erhöhen."




Das könnte Sie auch interessieren