Diese Auswirkungen hat die eSIM auf Handel und Netzbetreiber

"Carrier müssen ihre Nähe zum Kunden nutzen"

Und wie wird sich das Geschäftsmodell der Carrier verändern?
Ennemann: Sie können zwar neue Kundengruppen erschliessen, müssen aber auch damit rechnen, dass andere Player wie Hersteller an ihre Kunden herantreten können. Deshalb müssen sie ihre Nähe zum Kunden nutzen, um diesem die Vorteile der neuen Technologie zu erklären. Wenn sie aber Angst haben und zu zögerlich sind, riskieren sie, abgehängt zu werden. Auch müssen sie ihr traditionelles Denken, zu dem etwa der Zweijahreszyklus der Mobilfunkverträge gehört, überwinden. Stattdessen ist es ihre Chance, mit neuen Angeboten zum Dienstleister für die Mobilität der Menschen zu werden und so die Kundenbindung zu steigern.

Welche Rolle spielt die Nutzung anderer Anbieter im Ausland?

Ennemann: Natürlich können Kunden auf Reisen schneller als bisher wechseln, aber gleichzeitig gilt das ebenfalls für Ausländer, die nach Deutschland kommen und wiederum hiesige Carrier wählen. Zudem ist das Geschäftsvolumen in diesem Bereich überschaubar. Im Prinzip wird der Marktzugang für ausländische Player vereinfacht. Aber den Schritt ins Ausland könnten ja auch deutsche Betreiber machen.

Was wird den Markt voranbringen?
Ennemann: Das Internet of Things ist ein wesentlicher Treiber. Viele Geschäftsmodelle erfordern ständige Connectivity. Die dazu nötigen Endgeräte sind keine Smartphones, sondern sie werden viele Formen haben. Das könnte auch neue Player ins Spiel bringen und die heutigen Netzbetreiber zu neuen Dienstleistungen bewegen. Grundsätzlich wird nach erfolgreichen Versuchen eine Dynamik am Markt kommen, der sich die Anbieter nicht verweigern können.

Mit welchem Zeitrahmen rechnen Sie und wird die klassische SIM aussterben?
Ennemann: Es ist schwer, das konkret festzulegen, vielleicht dauert es noch zehn Jahre. Wir werden im Übergang zudem auch noch einige hybride Endgeräte bekommen, die zusätzlich noch eine herkömmliche SIM-Karte haben. Es könnte auch bei 5G der Wechsel erfolgen, dann wird es auf jeden Fall noch mal einen signifikanten Schub geben. Manche Geschäftsmodelle, die schon jetzt in der Schublade liegen, werden auch erst dann mit der höheren Netzkapazität sinnvoll.




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