iPhone-Tipps
09.06.2025, 10:00 Uhr
Sideloading fürs iPhone
Seit dem Jahr 2024 erlaubt Apple das Installieren von Apps aus anderen Quellen als dem App Store: das sogenannte Sideloading. Was das genau heisst und welche Sonderregeln für die Schweiz bestehen, lesen Sie hier.

(Quelle: Shutterstock/Yarrrrrbright)
Apples iPhones gelten als besonders sicher – vor allem, weil Apps bislang nur über den offiziellen App Store installiert werden konnten. Doch das hat sich letztes Jahr in Europa geändert. Aufgrund einer neuen Regelung der EU dürfen iPhone-Nutzer Apps nun auch aus alternativen Quellen installieren, ohne Apples App Store nutzen zu müssen. Diese Neuerung bringt Chancen, aber auch Risiken mit sich. Während mehr Freiheit bei der App-Auswahl verlockend klingt, können Sicherheitslücken und kompliziertere Abläufe die Anwenderinnen und Anwender verunsichern. In diesem Artikel erfahren Sie, was Sideloading genau ist, wie es funktioniert, welche Vor- und Nachteile es bietet und ob Sie es in der Schweiz überhaupt nutzen können.
Was ist Sideloading?
Sideloading ermöglicht es, Apps aus anderen Quellen als dem offiziellen App Store zu installieren. Diese Methode war bislang auf iPhones nicht ohne Jailbreak (ein spezieller Hack für iPhones) möglich. Bei diesem Prozess werden Apples Sicherheitsmechanismen umgangen, um Software und Funktionen zu installieren, die offiziell nicht unterstützt werden. Dies kann erhebliche Risiken mit sich bringen, da es das Gerät anfälliger für Malware und andere Sicherheitsprobleme macht.
Apples Interesse, Apps aus anderen Quellen als dem App Store nicht zuzulassen, hat aber auch noch einen anderen Grund: So hat der Hersteller eine grössere Kontrolle über Bezahlvorgänge. Bietet ein App-Entwickler kostenpflichtige Dienstleistungen an, mussten diese über Apple Pay abgerechnet werden. Apple hat sich dabei bis zu 30 Prozent Provision vom Endbetrag gesichert.
Zwar hätten App-Anbieter auf externe Bezahlseiten ausweichen können. Das Problem: Apple hat dies nicht erlaubt. Tat dies ein Anbieter doch, hat Apple damit gedroht, die Anwendung aus dem App Store zu nehmen. Mangels alternativer Installationsmöglichkeiten waren App-Anbieter also gezwungen, einzulenken und auf Einnahmen zu verzichten.
Das neue EU-Gesetz namens «Digital Markets Act» (DMA) zwingt Apple aber nun, sein geschlossenes App-Ökosystem zu öffnen, Bild 1. Dieses Gesetz soll den Wettbewerb fördern, indem auch alternative Bezugsquellen für Apps möglich werden. Nutzerinnen und Nutzer in der EU können Apps künftig direkt aus dem Internet oder von anderen Marktplätzen herunterladen.

Bild 1: Der Digital Markets Act der EU zwingt Apple, seinen App Store Dritte zu öffnen
Quelle: PCtipp.ch
Wie funktioniert es?
Im Prinzip ganz einfach: Wie bei Android oder Windows können Installationsdateien direkt aus dem Netz geladen und installiert werden. Dies wird durch neue Optionen in iOS möglich, die es Nutzern erlauben, Installationsdateien aus fremden Quellen explizit zu genehmigen. Vor der Installation müssen die Anwender allerdings eine Sicherheitswarnung bestätigen und die Berechtigung für den jeweiligen App-Anbieter erteilen. Alternative Marktplätze können ähnlich wie der App Store von Apple funktionieren – mit dem Unterschied, dass Apple keine umfassende Überprüfung dieser Apps durchführt, Bild 2. Stattdessen erfolgt ähnlich wie bei Googles Android lediglich ein Basis-Sicherheitscheck auf bekannte Malware.

Bild 2: Alternativen zum App Store gibt es bereits einige – etwa den Altstore
Quelle: PCtipp.ch
Die Vorteile
- Mehr Auswahl: Sideloading erlaubt den Zugriff auf Apps, die nicht den strengen Apple-Richtlinien entsprechen. Dazu gehören unter anderem gewisse Spiele-Emulatoren oder alternative Webbrowser. Aber Achtung: Wer eine App installiert, die zum Beispiel geistiges Eigentum illegal nutzt, könnte sich strafbar machen.
- Günstigere Preise: Die Entwickler müssen keine 30 Prozent Umsatzanteil an Apple zahlen, was sich positiv auf die Preise auswirken kann. Warum? Weil Entwickler diese 30 Prozent normalerweise auf die App-Preise für den Endkonsumenten draufschlagen.
- Unabhängigkeit: User sind nicht mehr allein auf Apples App Store angewiesen und können selbst entscheiden, welche Anwendungen sie installieren möchten.
Die Risiken
- Sicherheitslücken: Apps aus Drittquellen durchlaufen nicht den umfassenden Prüfprozess von Apples App Store. Obwohl Apple einen Basis-Sicherheitscheck für Anwendungen aus anderen Quellen durchführt, um bekannte Malware zu erkennen, bleiben Risiken wie Viren, Datendiebstahl oder betrügerische Inhalte bestehen.
- Kompliziertere Updates: Apps, die über alternative Stores installiert werden, erhalten keine automatischen Updates über den App Store. Sie müssen manuell nach Aktualisierungen suchen respektive den alternativen App-Shop nutzen.
- Garantiefragen: Apple übernimmt keine Verantwortung für Probleme, die durch Sideloading entstehen. Das gilt auch für Datenschutzverletzungen durch Drittanbieter-Apps.
Für wen ist es geeignet?
Sideloading richtet sich vorwiegend an Nutzer, die gerne experimentieren oder Apps verwenden möchten, die im App Store nicht verfügbar sind. Wer Sicherheit und einfache Bedienung schätzt, bleibt besser beim App Store. Denn: Die Freiheit des Sideloadings kommt mit Gefahren. Für die meisten bleibt der App Store die sicherste Wahl, während Sideloading eher für Technikaffine empfehlenswert ist.
In der Schweiz möglich?
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Sideloading ist seit iOS 17.4 ausschliesslich in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verfügbar. Für Nutzer ausserhalb der EU – also auch für die Schweiz – bleibt das neue Sideloading weiterhin nicht zugänglich, Bild 3.

Bild 3: Wer in der Schweiz Sideloading versucht, erhält diese Nachricht
Quelle: PCtipp.ch