Googles "Mobile Speed Leaderboards" 25.06.2019, 13:38 Uhr

Webseite von Booking.com lädt deutschlandweit am schnellsten

Die mobile Website von Booking.com lädt deutschlandweit am schnellsten: in nur 0,7 Sekunden. Der Spitzenwert ist allerdings eine Ausnahme. Die durchschnittliche Ladezeit in Deutschland liegt bei 2,6 Sekunden. Das ist zu viel, meint Dominik Wöber von Google.
Dominik Wöber, Head of Mobile and Display Solutions bei Google für Zentraleuropa
(Quelle: Asja Caspari)
Nur ein Bruchteil aller mobilen Webseiten in Deutschland hat akzeptable Ladezeiten. Dieses ernüchternde Fazit lässt sich aus einer Untersuchung ziehen, die Google gemeinsam mit der Mobile Marketing Association Germany (MMA) jetzt vorlegt.
Nur acht der 250 meistbesuchten Seiten laden innerhalb von einer Sekunde oder weniger. Im Schnitt liegt die Ladezeit bei 2,6 Sekunden, womit Deutschland im internationalen Vergleich auf Platz 15 rangiert. Am besten schneiden die Länder Taiwan, die Schweiz und Dänemark ab. Champion in Deutschland ist das Buchungsportal Booking.com mit einer mobilen Ladezeit von durchschnittlich 0,7 Sekunden.
Quelle: Google
Ein Gespräch mit Dominik Wöber, bei Google Head of Mobile & Display Solutions, Central Europe:
Bei den mobilen Ladezeiten liegt Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 15. Wie ist dieser Rang einzuschätzen? Ist das ok oder bedenklich?
Dominik Wöber: Da ist auf jeden Fall noch viel Optimierungspotenzial. Denn die Nutzer fordern weltweit schnelle Ladezeiten. Ungeduld ist ja kein länderspezifisches Phänomen. Platz 15 wird der deutschen Industrie und dem Grad der Digitalisierung nicht gerecht. Wir müssten eigentlich viel weiter oben mitspielen. Das ist in Europa ja durchaus möglich, wenn wir uns die Top 15 ansehen. Die Schweiz belegt zum Beispiel Platz 2.
Woran liegt es, dass die Schweiz so gut abschneidet. An der technischen Infrastruktur?
Wöber: Nein das liegt an anderen Faktoren. Wir haben uns nur die Ergebnisse bei 4G-Verbindungen angesehen. Das "Gewicht" der Webseiten dort ist deutlich geringer - es werden also weniger MB übertragen. Das zweite Thema betrifft die Anzahl der durchschnittlichen Server-Anfragen einer Website. Jede Datei, jedes Bild, jedes Script, das ich laden muss, bedeutet einen Request und damit Ladezeit. 
Quelle: Google
Dann müsste man also dort ansetzen, um die derzeit durchschnittliche Ladezeit von 2,6 Sekunden zu verbessern?
Wöber: Genau. Wir empfehlen darüber hinaus, sich im Markt umzusehen und zu prüfen, wer die Player mit der besten Ladezeit sind. Nicht nur in der eigenen Industrie, sondern übergreifend. Es gibt starke Erfolgsbeispiele, an denen man sich orientieren kann. Otto ist so ein Fall. Damit sollte man aber nicht aufhören. Sondern zum Beispiel auch darüber nachdenken, wie man neue Technologiestandards wie AMP - Accelerated Mobile Pages - nutzen kann. Denn unsere Analysen zeigen, dass viele Unternehmen das Thema Ladegeschwindigkeit kurzfristig priorisieren und Optimierungsmassnahmen vornehmen, dann aber langfristig wieder den Fokus abwenden. Es stellt sich ein gewisser Speed Jo-Jo Effekt ein. Da kann AMP helfen, eine dauerhaft schnelle Webseite zu garantieren. 
Ist denn Geschwindigkeit wirklich alles?
Wöber: Nein, es ist ein unglaublich wichtiger Aspekt, aber es sollte nicht das Ende der Optimierung der Nutzererfahrung sein. Beim Thema Usability gibt es noch viele andere Aspekte wie das Design, die Navigation und Optimierung des Conversion Funnels.
Ihr habt die Studie nun zum vierten Mal durchgeführt. Welche Entwicklung ist für Deutschland feststellbar?
Wöber:
Wir sehen, dass sich Deutschland in den letzten zwölf Monaten verbessert hat, die durchschnittliche Geschwindigkeit ist um neun Prozent gestiegen. Dabei haben sich zwei Industrien deutlich gesteigert: Karriere-Portale und Food Delivery.

"Noch viel Luft nach oben"

Lässt sich daraus schlussfolgern, dass das Problem erkannt ist?
Wöber: Ich denke schon. Aber es geht nicht nur darum, sich zu steigern, sondern die Lücke zwischen der Nutzererwartung und der tatsächlichen Nutzererfahrung zu schliessen. Und wenn man betrachtet, dass die Empfehlung für eine schnelle Ladezeit bei einer Sekunde liegt, dann ist noch viel Luft nach oben. Es gibt eine Studie, die zeigt, dass man 50 Prozent der Conversion verliert, wenn sich die Ladezeit von einer auf drei Sekunden verschlechtert.
Mobile Ladezeit ist also für die Conversion entscheidend?
Wöber: Conversion ist das, was die E-Commerce-Unternehmen klar messen können. Aber nicht jedes Unternehmen hat direkte Abverkaufsziele im Internet. Trotzdem ist die Geschwindigkeit wichtig. Auch Anbieter von stationären Ladengeschäften brauchen schnelle Ladezeiten, denn der Nutzer recherchiert auf seinem Smartphone, bevor er den Laden betritt und auch direkt vor dem Regal. Im Grunde gibt es keine Industrie, für die das Thema irrelevant wäre.
Von welchem Land kann Deutschland lernen? Sollten deutsche Unternehmen öfter mal in die Schweiz reisen?
Wöber: Die Schweiz ist bei dem Thema tatsächlich europaweit führend mit einer durchschnittlichen Ladezeit von 2,4 Sekunden. Das heisst: Man kann durchaus was von der Schweiz lernen. Ich würde mir aber ansehen, wer in jedem Land der beste ist, unabhängig von der Industrie. Denn der Bestplatzierte setzt den Standard für die Nutzererwartung.



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