Sunrise und Huawei 14.10.2019, 15:05 Uhr

Gemeinsames 5G-Entwicklungszentrum

Sunrise hat mit seinem Partner Huawei ein «5G Joint Innovation Center» eröffnet. Darin wollen die beiden Firmen gemeinsam 5G-Anwendungen im Privat- und Geschäftskundenbereich  entwickeln.
5G-Anwendungen sollen im innovationszentrum von Sunrise und Huawei erprobt und gefördert werden
(Quelle: Sunrise)
Sunrise baut mit seinem Partner Huawei am 5G-Netz in der Schweiz. Gemeinsam wollen sie nun auch mit einem «5G Joint Innovation Center» 5G-Anwendungen im Privat- und Geschäftskundenbereich entwickeln und fördern. Das Zentrum soll dabei den Aufbau eines schweizerischen 5G-Oekosystem unterstützen.
So wollen Sunrise und Huawei in einem Showroom am Sunrise-Hauptsitz in Opfikon 5G-Anwendungen vorstellen, die schon lanciert wurden oder vor der Kommerzialisierung stehen. «Was wir heute präsentieren, zeigt welches enorme Potential in den 5G-Anwendungen im Privat- und Geschäftskundenbereich steckt», kommentiert Olaf Swantee, CEO von Sunrise, gemäss einer Firmenmitteilung die Eröffnung.
Im Joint Innovation Center betreibt Huawei auch ein sogenanntes Openlab. Darin können Entwickler von 5G-Anwendungen in einem End-to-End-5G-Netz ihre Applikationen und Lösungen unter realen Bedingungen testen, bevor sie kommerziell lanciert werden. Dazu stellt Huawei Komponenten wie IoT-Sensoren und Endgeräte testweise zur Verfügung.
«Das Center ist sehr wichtig für Huawei und für die ganze Industrie», schwärmt Haitao Wang, CEO von Huawei Schweiz. «Ziel ist, das 5G-Ökosystem der Schweiz zu stimulieren, indem wir einerseits reale 5G-Anwendungen für Business- und Privatkunden zeigen und Entwickler unterstützen, Anwendungen für 5G zu entwickeln und zu testen», führt er weiter aus. «Mit diesem Center treiben wir die die Innovation von 5G voran, einer der Schlüsseltechnologien für das nächste Jahrzehnt», hofft Wang daher.

5G beim Schweizer Bauer

Anlässlich der Lancierung des 5G Joint Innovation Center präsentieren die beiden Firmen mehrere Fallbeispiele, wie die nächste Mobilfunkgeneration genutzt werden kann. Das erste stammt aus der Schweizer Landwirtschaft, die ebenfalls den Einzug der Digitalisierung erlebt. «Smart Farming» wird in diesem Zusammengang immer häufiger eingesetzt und führt zu grossen Veränderungen in der Art und Weise, wie landwirtschaftliche Betriebe betrachtet und geführt werden.
Bei Agroscope in Tänikon im Kanton Thurgau werden beispielsweise im Zusammenhang mit dem neuen 5G-Netz Technologien erprobt, die den Bauern etwa zeigen, wie sie die Milchproduktion ihrer Kühe optimieren und deren Fressverhalten verfolgen können. Ziel ist es, bei einem optimalen Tierwohl möglichst gute Leistungen zu erzielen. In der Landwirtschaft soll damit Einzug halten, was bei Hobbysportlern mit Pulsmessgeräten und Schrittzählern zum Alltag gehört.
Weiter ermöglicht die 5G-Übertragung offenbar eine hochaufgelöste Datenübertragung in Echtzeit. Damit kann der Landwirt beispielsweise Kühe bei der Abkalbung direkt über eine hochauflösende Kamera beobachten. Er erspart sich somit unnötige Kontrollen im Stall und weiss doch jederzeit, wie es seinen Kühen geht.
Halsbandsensoren erfassen das rhythmische Wiederkauen und erkennen auf Grund des veränderten Bewegungsverhaltens der Tiere deren Brünstigkeit. Dies ist wichtig, da Hochleistungskühe sehr sensibel reagieren und öfters nicht mehr trächtig werden. Umso wichtiger ist es, den optimalen Zeitpunkt zur Besamung zu treffen. Zurzeit befindet sich diese Technologie noch in der Entwicklung und Praxiserprobung.
Die neuen Übertragungsmöglichkeiten von 5G erlauben es, solche Sensoren künftig ohne grossen Installationsaufwand in Betrieb zu nehmen und die Resultate direkt auf dem Smartphone abzulesen. Diese Technologie bietet das Potenzial, die Tierhaltung effizienter und artgerechter zu gestalten.
Auf dem Feld können die Daten einer Drohne über 5G-Antennen direkt in die Cloud zur Verarbeitung gesendet werden, so dass der Landwirt in Echtzeit die Resultate mitverfolgen kann. Mit den Drohnen kann zum Beispiel der Stickstoffgehalt der Pflanzen gemessen werden, um die Düngung präziser und ressourcenschonender auszuführen. Dank dieser neuen Technologie wissen die Bauern immer, wo und wieviel Dünger sie auf ihren Feldern einsetzen müssen.
Autonom fahrende Roboter stehen kurz vor dem Durchbruch in die Praxis. Die Firma Ecorobotix aus Yverdon verfügt beispielsweise schon über sehr gut entwickelte Prototypen und plant den Markteintritt. Die schnellen 5G-Übertragungstechnologien werden es künftig ermöglichen, nach Bilderaufnahme der Felder,  die Bilder sofort in die Cloud zu verlegen. Die Bauern können die Bilder sammeln und für Analysen bearbeiten.

5G als Schlüsselfaktor für die Digitalisierung in der Industrie

Ein weiterer Case wird vom Industrieunternehmen GF Machining Solutions präsentiert, das sich auf hochpräzise Fertigungstechnologien konzentriert. In diesem Bereich unterstützt 5G die Umsetzung von Lösungen für die Optimierung des Maschinenparks und des Produktionsablaufs. 
Mit dem 5G-Netz von Sunrise sei bei GF Machining Solutions in Biel der Grundstein für die Fabrik der Zukunft gelegt worden, heisst es. 5G realisiere dabei genau die Anwendungen, die für eine möglichst unterbruchsfreie Produktion benötigt werden. In der gesamten Fabrikhalle verteilt, wurden dabei 5G-Gateways installiert. Maschinen können jetzt an jedem beliebigen Ort innerhalb der Fabrik platziert werden. In der Fabrikhalle werden nun Download-Geschwindigkeiten und Übertragungsraten von deutlich über 1,1 Gbit/s gemessen, was etwa zehnmal mehr ist als zuvor. So ist GF Machining Solutions in der Lage, seine Maschinen drahtlos, sicher und mit geringster Latenz mit seinen Cloud-Diensten und seiner Infrastruktur zu verbinden.
Damit ermöglicht das 5G-Netz etwa die Umsetzung einer vorausschauenden Instandhaltung und Wartung nahezu in Echtzeit: Dieses Konzept besteht darin, dass das System vorhersagen oder feststellen kann, wann eine Maschine Wartung und Eingriffe benötigt. Ungeplante Ausfallzeiten lassen sich reduzieren oder ganz vermeiden, die Maschinenlaufzeiten verlängern und Kosten reduzieren.

5G im Stadion und am Skilift

Von 5G sollen künftig auch Sportveranstaltungen und die Freizeitgestaltung bereichern helfen. So wurde im Sommer das «5G Smart Stadium» im St. Jakobs Park in Basel angekündigt. Durch eine neue LAN- und Wi-Fi-Infrastruktur, an die Ultra-HD-Kameras, Bildschirme, Sensoren und andere Geräte angeschlossen werden können, sollen Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s ermöglichen werden. Damit sollen neue Stadion-Erlebnisse im St. Jakob-Park ermöglicht werden. So wird den Zuschauern mit Instant Replay, Multi-Kamera-Funktionen, virtuellen Stadionbesuchen und weiteren Fan-Engagement-Möglichkeiten Mehrwert rund um die Heimspiele des FCB geboten.
Aber auch Tourismus- und Skigebiete sollen von 5G profitieren. Im November 2018 nahm Sunrise in Laax auf dem Crap Sogn Gion (2252 ü M.) das 5G-Netz in Betrieb. 5G bietet in Laax schnelle breitbandige mobile Internetverbindungen, ruckelfreie Live-360°-Videos in 8K-Qualität, Augmented Reality etwa auf Mountainbike-Touren und 4K-Drohnen-Live-Streams für den Wintersport.





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